Kleine Zeitung_28.06.2011
Keine Scheußlichkeiten für den See
Eigentlich ist es verwunderlich, dass im Raum um den Millstättersee immer wieder Projekte auftauchen, zum Teil bereits realisiert oder fast auf den Weg gebracht werden, die gerade die Potentiale dieses bemerkenswerten Kultur- und Landschaftsraumes zu untergraben beginnen.
Woran liegt es? Sind die Bewohner, die Wirtschaftstreibenden, die Kulturschaffenden, die Politiker, die Verwaltungen der Gemeinden oder des Landes nicht fähig in einem gesellschaftlichen Prozess wesentliche Entwicklungsfragen gemeinsam zu diskutieren und sich auf Zielsetzungen zu einigen? In anderen Regionen sind vergleichbare Kulturlandschaften/Lebenräume schon lange sakrosankt und werden viel sensibler im Umgang mit neu zu gestaltenden Bauten „behandelt“, die Veränderung einer wirklich qualitativen Prüfung unterzogen.
Sind wir also so unmündig, dass wir uns eine derartige Diskussionsmöglichkeit praktisch aus der Hand nehmen lassen und werbeähnlichen „Versprechen“ aufsitzen?
Wenn auch durchaus verständlich ist, dass, aus welchen Gründen auch immer, entstandene Gemeindeschulden dringend abgebaut werden müssen (!), so ist doch kräftigst zu hinterfragen, wie ein Projekt ernsthaft diskutiert werden kann, das mit dem Prinzip einer „Seeufervermarktung“ Rendite macht, um dann eine Scheußlichkeit an Hotel mit nachhaltigen Auswirkungen produziert, wie Tunnelstrecke, vermutlich mit Familienradweg(?), Restriktionen an der öffentlichen oder halböffentlichen Ufernutzung, Beeinträchtigung der Ufersilhouette u.v.a.m.
Was würden die nächsten Verkäufe sein, um morgen oder übermorgen in einem weiteren Bereich, in anderen Gemeinden Schulden zu tilgen?
Engagement und Diskussionen, wie sie vor kurzem mit dem ersten Baukulturfrühstück in Millstatt (Pyramide) über Initiative der Oberkärntner Wirtschaftstreibenden zumindest zaghaft begonnen haben, eben frei miteinander sprechen zu können, müssten, wenn man recht überlegt, von allen Seiten als offenes Forum begrüßt werden. Bleibt zu hoffen, dass offiziellen und noch dazu professionell beratenen „Enthüllungen“ touristischer „Geschenkbonbons“ doch Engagement der Bürgerinnen und Bürger entgegengesetzt wird. Auch mit gezielt eingesetzten jedoch begrenzten Mitteln kann einiges erreicht werden, wenn miteinander ernstlich gesprochen wird. Weniger ist mitunter viel mehr!
(Text: PETER NIGST)
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