GESCHICHTE
Zur Geschichte des Hauses St. Veiter Ring 10 -ehemals: "Napoleonstadel" - heutiges Architektur Haus Kärnten
Das Architektur Haus Kärnten wurde nach (verschollenen) Plänen des Baumeisters Alois Cargnelutti aus dem Jahre 1843 im Bereich des damaligen St. Veiter Vorstadt – nach Regulierung der nördlichen "Grabenstraße" und des Stadtgrabens – als "Depositorium" des Stadtmagistrates Klagenfurt 1847 erlaubt.
Nach Sprengung der Befestigungsanlagen von Klagenfurt durch die Franzosen (1809/10) kam es erst 1835 zur Ausarbeitung von Plänen zur Stadtregulierung und –verschönerung auf Anordnung von Erzherzog Johann, dem damaligen Generaldirektor des Genie- und Fortifikationswesens. 1839 wurde in Klagenfurt die Bau-, Stadtverschönerungs- und Feuerlöschkommission gegründet, deren wichtigste Aufgabe anfangs die Ausarbeitung eines Projektierungsplanes zur Verbindung der vier Vorstädte mit der Innenstadt und die "Einwerfung der Wälle und Bastionen", sowie die "Aufführung" neuer Häuser war.
Obwohl bereits am 13.09.1841 dieser Baukommission ein Bericht über die "Ausmittelung" des Bauplatzes für das geplante Depositorium vorlag – einige Wochen zuvor dachte man noch daran, das alte, hölzerne "zimmerhütten-Depositorium" im Schlachtbrückengaßl (1848 abgerissen / 1857-60 Neubau der k.k. Realschule durch Domenico Venchiarutti / heute Bahnhofstr. 37 / Forum) feuersicher machen zu lassen – konnte erst fünf Jahre später, nach langwierigen Verhandlungen (Magistrat Klagenfurt / Baukommission / Kreisamt / Gubernium in Laibach ) über die notwendige Straßenbreite, die Mauerstärke, Gebäudehöhe und Baukosten, am 10. Oktober 1846 vom Stadtmagistrat die Baugenehmigung verlautbart und eine Woche später die Vergabe der Bauarbeiten und –materialien in der Gesamthöhe von 3659 Gulden 20 Kreuzer in der ‚Klagenfurter Zeitung` ausgeschrieben werden.
Das 1847 fertiggestellte Gebäude (Datierung an der östlichen Firstpfette) war bis zum Ende des Ersten Weltkrieges "Städtisches Depositorium" bzw. Materialmagazin (zum Alten Rathaus, Alter Platz 1 gehörig), dann kurzfristig Werkstätte und Wohnung einer Tischlermeisters; im Besitz der Stadtgemeinde diente das Magazingebäude nach dem Zweiten Weltkrieg u.a. auch als Kulissendepot des Stadttheaters.
Alois (Luigi) Cargnelutti (geboren 1804 in Gemona, gestorben 1855 in Klagenfurt) kam um 1833 nach Klagenfurt, wo er zunächst als Werksführer des ebenfalls aus Gemona stammenden Stadtbaumeisters Christoforo Cragnolino (–i), dem Erbauer der Häuser Theaterplatz 3 (Stadthaus) und Kardinalschütt 9 , arbeitete. Mit Chr. Cragnolino war Cargnelutti nicht nur in beruflicher Hinsicht eng verbunden – er wohnte mit seiner Familie bis 1846 in dessen Haus Kardinalschütt 3 (wie sein Berufskollege Domenico Venchiarutti und der als Maurerpolier tätige Bruder Leonardo Cargnelutti) und war (mütterlicherseits) mit der Familie Cragnolino verwandt.
Sein erster bekannter größerer Auftrag (noch im Namen des Chr. Cragnolino) war der Ausbau des Hauses Neuer Platz 7 / Burggasse für den Handelsmann Karl Scheriau.
1839 legte Alois Cargnelutti in Triest die Baumeisterprüfung ab. Nach dem Tod von Chr. Cragnolino und dessen Sohn Antonio erhielt er 1840 (gegen anfänglichen Widerstand der Klagenfurter Maurerinnung) das "magistratliche Personalmaurerbefugnis" (Gewerbeschein) für Klagenfurt und 1841 die Erlaubnis, Steinmetzarbeiten bei den von ihm geleiteten Bauten selbst zu verfertigen [Portale an den Häusern Kardinalplatz 3 (1842) Heuplatz 3 (1841-43)].
Viele seiner Bauaufträge waren nur kleinere Umbauten (ehem. Völkermarkter Bastei / Kardinalschütt) bzw. sind heute nicht mehr vorhanden ( Gartensalon für den Gastwirt Th. Jessernigg; Wohnhaus am Viktringer Ring 26 / heute Hermagoras-Gebäude). Sein ganz persönlicher, von den übrigen spätklassizistischen Bauten und der eklektizistischen Fassade des Hauses Burggasse 3 ("Laxenburger Gotik") deutlich abweichender Stil ist an den von ihm aufgestockten und neufassadierten Häusern der letzten Lebensjahre (10.Oktoberstraße 14 / MUSIL, Domgasse 16 / RETTL und Karfreitstraße 16) zu erkennen.
Dr. Ilse Koschier (ehemalige Kustodin am Landesmuseum für Kärnten)
- Zur Geschichte des Hauses St. Veiter Ring 10 (ArchitekturHaus Kärnten)
- Das Wirken des friulanischen Baumeisters Alois (Luigi) Cargnelutti (1804 1855) in Klagenfurt
- Zur Geschichte des sogenannten "Napoleonstadels" (heutiges Architektur Haus Kärnten)