Performance Steinhaus

Ein Performance-Wochenende im Steinhaus – anlässlich des Günther Domenig-Gedenkjahres

Samstag, 30. und Sonntag, 31. Juli 2022 jeweils ab 18:00 Uhr

Das Domenig Steinhaus lädt am letzten Juliwochenende zu fünf kurzen, aufeinander folgenden Performances maßgebender Choreograf*innen und Bildender Künstler*innen ein. Dabei nehmen die einzelnen Arbeiten direkten Bezug zur Architektur, seiner Geschichte oder zu Günther Domenig selbst und bieten so einen unterhaltsamen und interessanten Zugang zu diesem besonderen Haus.


Das Dazwischen / das Dazwischen / ist dazwischen / was sonst!
Eine literarische Führung von Julius Deutschbauer

Der Titel der Führung verdankt sich Domenigs Text „Zwischenräume – Reise ins Ungewisse“, den er für den Workshop „Peripherie“(1989) verfasste. Mit diesem Motto im Sinn wird Julius Deutschbauer das Steinhaus von Ecke zu Nische, von einem Fenster zur Nebentreppe, von Zwischenraum zu Zwischenraum befragen, erlesen, interpretieren, deuten. Vom „Raum darunter“ zum „Raum darüber“, vom „Raum daneben“ zum „Raum davor“ (Günther Domenig). Dabei wird er nachgerade als Gegen-den-Strich-Guide auf tatsächliche Inhalte des Ortes der Betrachtung eingehen, Inhalte behaupten, mutmaßen, erfinden; unter Zuhilfenahme von Romanen, Wörterbüchern, Abhandlungen sowie der „Poetik eines Mauervorsprungs“ von Jan Turnovský als Leitfaden. Oft wird er bei kleinsten Nebensächlichkeiten hängenbleiben. „Wo aber ist die Grenze des Nebensächlichen?“, fragt Wittgenstein in den Philosophischen Untersuchungen zu Recht.


From The Origins von Oleg Soulimenko

„I always feel it’s nice to go to the front, move into the unknown. But then I go a little bit back, to the past. Because if you already have been somewhere, the place feels warmer than others.“ – Oleg Soulimenko

Ein Anfang. Etwas entwickelt sich, scheint zu entstehen. Um das Kleine im Großen, das Große im Kleinen erkennbar zu machen. Zwei Figuren, deren Gesichter und Haut nicht leicht gesehen werden können. Eine davon besetzt einen Ort und führt dort ein einfaches Ritual durch, bei dem sie natürliche Elemente wie Wasser, Holz, Feuer benutzt. Er/sie dürfte aus der Vergangenheit stammen und bewegt sich in die Zukunft. Die andere Figur hält nicht still, gehört nicht zu einem Platz. Sie/er hantiert mit verschieden Drähten und Kabeln, kommt wahrscheinlich aus der Zukunft und bewegt sich zurück in die Vergangenheit.

Verschiedene Objekte schaffen Bilder anderer Welten. Manche der Objekte sind abstrakt, andere alltäglich oder schier rätselhaft – so wie die sich entwickelnden verzweigenden und fragmentarischen Erzählungen. Origins besteht aus unerwarteten Wendungen, surrealen Momenten, dem Wilden, Abstrakten und Unfassbaren, das am Anfang der Entstehung von Geschichten steht.

Choreografie und Performance: Magdalena Meindl und Oleg Soulimenko
Objekte und Kostüme: Alfredo Barsuglia, Till Jasper und Santo Krappmann
Produktion: Vienna Magic/Oleg Soulimenko in Kooperation mit Tanzquartier Wien
Gefördert durch die Kulturabteilung der Stadt Wien.


Domenig, Auseinanderklauben von Andrea Maurer
Andrea Maurer bearbeitet zerlegend Günther Domenigs Vortrag „Verwandlungen“ von 1982.

Der Text ist ihre Baustelle. Satzkonstruktionen werden ausgehöhlt, durchlöchert, Wörter zerschnitten, Buchstaben freigesetzt.

„Es ist ein nicht allzu vernünftiges Projekt, es ist eher zum Abrutschen und zum Besteigen und am Rücken herunterzurutschen (…)“, behauptet Domenig in seinem Vortrag, und Maurer folgt seinem Ratschlag „ins Material hineinzuhorchen“. Unweigerlich bringt sie das Sprachbaugefüge ins Wanken und baut ihre eigenen Kanäle und andere Gebilde.

Zu einem Bankdirektor sagte Domenig einst: „Ich versprech’ dir, ich werd’ mich beherrschen, wenn ich einen Entwurf mache – und du versuch halt auch zu schauen, dass es nicht nur den Nutzungsfetisch in der Architektur gibt.“ Auch Maurers sprachliche Gebilde werden ihre Funktion wohl eher nicht im Zweckmäßigen finden, sondern im vergnüglichen Auseinanderklauben, Freilegen und Verwandeln von Satzversatzstücken.


töne – steine – sterben töne – steine – erben
Eine ortsbezogene Inszenierung von Barbara Kaiser

Ausgehend von der Erörterung der akustischen Begebenheiten und Besonderheiten im und um das Steinhaus und von der Befassung mit der Person Günther Domenig und seinem Werk erarbeitete Barbara Kaiser eine ortsbezogene Inszenierung mit einem Stimmensemble. Startpunkte für die Annäherung an diesen Ort bildeten für sie folgende Fragen: Welche Grundtöne lassen sich im und um das Gebäude finden? Wie lassen sich die vorgefundenen architektonischen Begebenheiten in Körperlichkeit und Klang übersetzen? Was wurde hier von Günther Domenig abgearbeitet und hat sich in diese Architekturskulptur eingeschrieben?

Die im Laufe dieses Prozesses freigelegten „subjektiven Dimensionen des Ortes“ wurden dabei ins Zentrum der Inszenierung gesetzt. 

Sopran: Christa Mäurer, Eva Maria Egarter
Alt: Waltraud Russegger, Edeltraud Hirm
Tenor: Michael Paumgarten Hohenschwangau-Erbach, Matthias Wurzer
Bass: Gregor Einspieler-Springer, Taras Kuźmych
Zitat "eckig" von Broken.Heart.Collector


'house of struggles' von Karin Pauer und Aldo Giannotti 

Aldo Giannotti und Karin Pauer bieten eine performative Hausführung an, welche sich auf den 30-jährigen Entstehungsprozess der Gebäude-Skulptur konzentriert. Basierend auf Erzählungen über Herausforderungen, Misserfolge, Hürden und Kämpfe, die mit der Realisierung des Mammutprojektes einhergingen, wird eine Geschichte konstruiert, durch die das Gebäude aus alternativen Perspektiven erlebt werden kann.
Durch die Enthüllung unsichtbarer, eingebauter Schwierigkeiten bei dessen Entstehung wird ein fantasievoller Zugang zur Geschichte des Gebäudes geboten, der Realität und Fiktion verschmelzen lässt.

Idee und Entwicklung: Aldo Giannotti und Karin Pauer
Performance: Karin Pauer


Kuratiert von Bettina Kogler (Künstlerische Leitung Tanzquartier Wien)