Boden schützen und sparsam nützen!_Nachbericht
Kärntens Tagung zum internationalen Jahr des Bodens
Wo (k)ein Wille da (k)ein Weg!
Auf der zentralen Veranstaltung Kärntens „Boden schützen und sparsam nützen“ zum internationalen Jahr des Bodens 2015 wurde nach Lösungen für einen sparsameren Umgang mit Grund und Boden gesucht. Gemeinsam wurde diskutiert ob es in Kärnten weiter geht wie bisher, oder es zu einem Umschwenken in der Planungskultur kommen kann.
Inzwischen weithin bekannt ist, dass nicht nur in Kärnten und Österreich, sondern in vielen Ländern viel zu viel wertvoller Boden unter Beton und Asphalt verschwindet. Meist sind es Wiesen und Äcker, die neuen Einfamilienhaussiedlungen, Einkaufszentren und Parkplätzen, oft weit entfernt vom nächsten Anschluss an Bus oder Bahn weichen müssen. In Österreich gehen so täglich 20 ha, etwa die Größe eines durchschnittlichen Bauernhofes, verloren. In Kärnten sind es aktuell 1 ha pro Tag. Geht das in diesem Tempo weiter, dann gibt es in Kärnten in 200 Jahren keinen Acker mehr. Wobei Experten warnen, dass jetzt schon zu wenig landwirtschaftliche Fläche in Österreich vorhanden ist.
Was sind die Ursachen für diesen Bodenfraß und vor allem, was können Politik und Behörden dagegen tun? Diesen Fragen gingen Expertinnen und Experten aus Bayern, Südtirol und Österreich nach.
Die Vorträge dieser gut organisierten Veranstaltung machen Mut: In Bayern hat man vor 10 Jahren das „Bündnis zum Flächensparen“ gegründet. Ziel ist es, vor allem durch die Nutzung der Potenziale der Innenentwicklung in Ortschaften und Städten, das flächenzehrende Außenwachstum zu beschränken. Südtirol verfügt über sehr strenge gesetzliche Regelungen gegen das Bauen im Außenraum. So gibt es praktisch keine Supermärkte am Ortsrand und keinen Baulandüberhang. Für benötigte Wohngebiete oder auch anderen Grundbedarf darf die Gemeinde Grundeigentümer sogar enteignen.
Aber nicht nur Bundesländer, sondern auch Gemeinden, die überall die Planungshoheit für die Flächenwidmung haben, können sehr viel tun. Die kleine niederösterreichische Gemeinde Krummnussbaum ist ein ermutigendes Beispiel dafür. „Im Jahr 2011 haben wir uns entschieden, unseren Ortskern zu beleben und einmal alle Leerstände und unbebaute Grundstücke zu erheben. Es war uns bis dahin nicht bekannt, welche Möglichkeiten sich durch die Innenentwicklung auftun. Das wird in den meisten Gemeinden absolut unterschätzt.“, so der Umweltreferent von Krummnussbaum, Thomas Waldhans.
Inspiriert von den positiven Beispielen und Initiativen sollte in der abschließenden Podiumsdiskussion erörtert werden, wie die Gemeinden und das Land Kärnten es in Zukunft besser machen können.
Während vom Vertreter der Wirtschaftskammer, dem Bündnis Alpenkonvention Kärnten und der Initiative „Billig bauen“ sowie von LR Holub vehement Gesetzesänderungen, ein strengerer Behördenvollzug bei Flächenwidmungen und Anreizsysteme für die Innenentwicklung gefordert wurden, sahen weder der anwesende Beamte der Gemeindeabteilung des Landes noch der Vizepräsident des Kärntner Gemeindebundes akuten Handlungsbedarf.
Die Raumplanung und der Bodenverbrauch seien nur ein Spiegelbild der Gesellschaft und da könnte man höchstens graduell was ändern, war der Tenor des für die Genehmigung von Umwidmungen zuständigen Mitarbeiters des Landes. Der Gemeindebund befürchtet durch strengere Vorgaben eine zu große Einflussnahme auf die Planungskompetenz der Gemeinden von oben. Die Gemeinden wüssten, was für sie und die Bevölkerung am besten sei. Auch im weiteren Verlauf der Diskussion gab es keinerlei Annäherung der Standpunkte. Es scheint noch ein weiter Weg bis zu einem Umdenken in Kärnten. Solange die entscheidenden Akteure, d.h. die Gemeinden und deren Aufsichtsbehörde im Amt der Kärntner Landesregierung keinen Willen erkennen lassen, dass sich grundlegend etwas ändern muss, so lange wird sich wohl kaum etwas bewegen.
Ob es tatsächlich noch 12 Jahre dauern wird, wie von LR Holub als übliche Wartezeit für Gesetzesänderungen angegeben, wird die Zukunft erweisen. Ab sofort steht es jedoch jeder Gemeinde frei, den gezeigten guten Beispielen nachzueifern.
Verfasser: Robert Unglaub vom Bündnis Alpenkonvention Kärnten
Tagung in Kärnten "Boden schützen und sparsam nützen"
22.10.2015 im Architektur Haus Kärnten
In Österreich gehen täglich rd. 20 ha oftmals wertvollen landwirtschaftlichen Bodens durch Siedlungstätigkeit und Verkehrsinfrastruktur verloren. In Kärnten sind es über 1 ha pro Tag. Dieser enorme Flächenverbrauch und die Zersiedelung der Landschaft führen nicht nur zu Umweltproblemen, sondern auch zu negativen wirtschaftlichen und sozialen Folgewirkungen. Die Einkaufszentren und Supermärkte auf der grünen Wiese lassen Innenstädte und Ortskerne veröden, die flächenfressenden Einfamilienhaussiedlungen belasten die Gemeindehaushalte durch hohe Kosten für Straßenerhalt, Kanal usw.
Doch wie kann man diesen Entwicklungen erfolgreich begegnen? Welche praktischen Beispiele und
Strategien gibt es für eine boden- und ressourcenschonendere Raumentwicklung auf der Ebene der Länder, Regionen und Gemeinden? Diesen Fragen wird von Fachleuten und Verantwortlichen nachgegangen und mit der Politik Im Rahmen der Tagung "Boden schützen und sparsam nützen" diskutiert.
Internationales Jahr des Bodens
2015 wurde von der UN – Generalversammlung zum internationalen Jahr des Bodens erklärt. Ziel ist, Bewusstsein zu schaffen, dass Böden die Grundlage für unsere Ernährungssicherung und das Funktionieren der Ökosysteme auf der Erde sind. Das Jahr des Bodens 2015 soll eine Plattform bieten, initiativ zu werden und klare Zeichen zu setzen. In Österreich gibt es viele Initiativen und praktische Umsetzungen zum Bodenschutz.
Konzeption und Programmgestaltung:
Robert Unglaub von der Alpenkonvention Kärnten, Gerlinde Ortner von der AG Nachhaltigkeit in Zusammenarbeit mit Raffaela Lackner, Architektur Haus Kärnten
Mit freundlicher Unterstützung vom Land Kärnten – Landesrat Rolf Holub.
Kontaktpersonen:
DI Raffaela Lackner
GF Architektur Haus Kärnten
mobil. 0043.664.1237564
mail. lackner@architektur-kaernten.at
DI Robert Unglaub
Bündnis Alpenkonvention Kärnten
Organisation und Konzept
mobil. 0043/(0)4237/23007
mail. unglaub@archi-noah.at