Kleine Zeitung "Der Lindwurm und seine Frauengeschichte"
Theater Wolkenflug auf Erkundungsgang.
Die Ausgangslage ist nicht erbaulich: „2030 werden 2,5 Milliarden Frauen in Städten leben, die nicht für sie konzipiert und geplant wurden.“ Und doch gibt es sie, jene Frauen, die sich in der männlichen Domäne der Stadtplanung behaupten konnten. Die Ausstellung „Frauen bauen“ im Klagenfurter Architekturhaus holt einige davon vor den Vorhang. Und Ute Liepold vom Theater Wolkenflug hat einen Stadtspaziergang dazu inszeniert, der zu unterschiedlichsten Gestalterinnen führt.
Die meisten sind längst tot. Auch deshalb eine Art Stationenbeten: Vom Künstlerhaus wandert der Blick durch den Park zum Herbertstöckl, wo im 18. Jahrhundert die geistvolle Maria von Herbert im bürgerlichen Umfeld zum Nichtstun verurteilt war; vis-à-vis vom Stadttheater werden die Volksschauspielerin Grete Bittner (gestorben 1973) und die in Klagenfurt und Laibach als Theaterdirektorin wirkende Josepha Scholz (1765–1832) aus der Versenkung geholt, samt Querverweis auf die gestohlene und bis dato nicht ersetzte Ingeborg-Bachmann-Büste im Artner-Park.
Maria Theresia, Malerin Maria Lassnig, die erste Nationalratsabgeordnete Maria Tusch … Auf dem Weg durch die „Stadt der Frauen“ geben ihnen Birgit Fuchs und Katarina Hartmann eine Stimme, „Austrian Guide“ Maria Hartlieb ergänzt Biografisches. Das ist meist kurzweilig, manchmal zu verkürzt, informativ (wer denkt beim Stauderhaus am Heiligengeistplatz an eine sozial engagierte Frau?), lässt aber doch Reflexion vermissen und bleibt seltsam distanziert. Zum Glück hat Andy Warhol die Kunst von Kiki Kogelnik „great“ gefunden – und Birgit Fuchs beim Kogelnik-Brunnen zu einem hinreißenden Ausbruch.
„Seien Sie aktive Stadtnutzerinnen!“, verabschiedete Ute Liepold die Spaziergängerinnen, zu denen sich auch Heiligengeistplatz-Architektin Sonja Gasparin gesellt hat.
Uschi Loigge
Weitere Termine: 3. Mai, 5. Juni, 17 Uhr. Treffpunkt Napoleonstadel Klagenfurt. Anmeldung: Tel. (0681) 819 26 317.