DOMENIGS STEINHAUS - Die Unabhängigkeit des kreativen Geistes
BAUKULTUR IMSÜDEN.AT
Über Günther Domenig nachzudenken, das bedeutet ungewöhnliche Wege der Architektur zu entdecken. Bei ihm wird ein Gedanke, ein Traum zum Ausdruck gebracht. Jedes seiner Werke ist in einem bestimmten Entwicklungsprozess entstanden und dadurch einzigartig. Eines seiner großzügigsten, langwierigsten Projekte ist das Steinhaus am Ossiacher See. Es entwickelte sich in einem Zeitraum von über dreißig Jahren.
Heuer hätte Domenig (1934 – 2012) seinen 80. Geburtstag gefeiert und zu diesem Anlass wird die Ausstellung „Günther Domenig-ein anderer Blick“ (11.09- 31.10.2014) erstmals im Steinhaus gezeigt. (Mehr zur Ausstellung: www.architektur-kaernten.at, www.steinhaus-domenig.at)
Gebaute Architekturbiografie
Die faszinierende Atmosphäre des Hauses, mit seinen schroffen, streng geometrischen Körpern aus Beton, Stahl und Glas direkt am Ossiacher See, ist Ausgangspunkt und Schauplatz einer gebauten Biografie. Die Berge des Mölltals und der Ossiacher See sind genauso Ausgangspunkte für ein Verstehen des Steinhauses, wie die Beziehung Domenigs zu seinen Eltern, seine Kindheit und sein Berufsleben.
Schlüsselwerk des Dekonstruktivismus
Zersplittern, zerstückeln, fragmentieren und wieder neu zusammensetzen, ohne die Brüche und Risse zu vertuschen – das wurde Ende der siebziger Jahre als neuer Weg angesehen. Für die Architektur bedeutete dies den Ausbruch aus regelmäßig Geplantem. Schräg gestellte Wände, Stützen, die ins Leere gehen, scheinbar zertrümmerte Volumina, ungewöhnliche Farb – und Materialkompositionen und extrem dynamisch wirkende Räume sind die Kennzeichen des Dekonstruktivismus. Während weltweit einige Aufsehen erregende Schlüsselwerke, wie etwa Zaha Hadids „Vitra Fire Station“, das Guggenheim Museum von Frank O. Gehry, der Ufa Palast von Coop Himmelb(l)au oder das jüdische Museum von Daniel Libeskind entstanden, blieb das Haus im tiefsten Inneren Kärntens davon unberührt und hat sich dennoch bis heute eigenständig behauptet. Anfangs wurde es von den Anrainern nicht akzeptiert und verstanden. Das Haus wurde sogar auf Werbeprospekten von Bäumen versteckt. Erst viel später wurden die kulturellen Vorzüge des Kunstwerkes erkannt und geschätzt.
Das Steinhaus erleben
Seit 2014 betreut und belebt nun das Architektur Haus Kärnten das Steinhaus. Gemeinsam mit der Günther Domenig Steinhaus Privatstiftung wird das Haus in eine lebendige Zukunft geführt. Die inspirierende Dichte des Ortes wird, durch ein vielschichtiges Programm aus Symposien, Workshops und Veranstaltungen genutzt.
Besonders die angebotenen Führungen durch diese gebaute Architektenbiografie eröffnen einzigartige Einblicke in das Leben und Schaffen von Günther Domenig indem sie im Haus selbst immer neue Perspektiven eröffnen und gleichzeitig spannende (Bau)Geschichten erzählen.
Das Arbeiten am und mit dem Steinhaus hat mich der signifikanten Architektur Domenigs ein wenig näher gebracht. Seinem Ruf als Draufgänger wurde er in nahezu jedem Bauwerk gerecht, er hat es jedoch stets verstanden letztlich seinen eigenen Ideen in klaren Strukturen den Vorzug gegenüber konventionellen Überlegungen zu geben. Diese Haltung hält mir als junger Architektin ein klares Ziel vor Augen, nämlich die Unabhängigkeit des kreativen Geistes.
STEINHAUS
Öffnungszeiten:
Sept. – Okt. 2014:
Mittwoch von 09:00 – 12:00 Uhr und 15:00 – 19:00 Uhr,
Freitag von 15:00 – 19:00 Uhr,
Führung um 18:00 Uhr (Anmeldung erforderlich, mind. 5 Personen)
Führungen auf Anfrage beim Architektur Haus Kärnten
Telefon 0043 463 50 45 77
Fax 0043 463 50 46 01
mobil.: 0664/516 6673
steinhaus@architektur-kaernten.at
www.steinhaus-domenig.at
Ausstellung: Günther Domenig – ein anderer Blick
Architekturbilder von David Schreyer
Ausstellungseröffnung: Mi. 10.09.2014 um 19.00 Uhr
mit Wegbegleitern, Freunden, Kollegen, Studenten und Mitarbeitern
Führung durch die Ausstellung mit David Schreyer
Ausstellung von 11.09. – 31.10.2014 im Steinhaus am Ossiachersee, Uferweg 31, 9552 Steindorf
Mehr:
www.steinhaus-domenig.at
www.hda-graz.at
Text: Raffaela Lackner
Raffaela Lackner (*1985)
Geboren 1985 in St. Michael/Lungau I 1999 – 2004 CHS-Villach für Mode und Bekleidungstechnik I 2004–2009 Studium an der FH Kärnten in Spittal/Drau Studiengang Architektur und Objektentwicklung I 2006 Praxissemester in Frankfurt am Main bei Proleisure Projektentwicklung und Architekt Peter Rajczak I 2008-2009 SCHAP! School and Production – Studentenprojekt der FH Kärnten für das Ithuba Skills College in Johannesburg/Südafrika – www.schap.net I 2009 Diplom I 2010 – 2012 freie Mitarbeit im Architekturbüro Eva Rubin, Klagenfurt I seit 2010 journalistische Beiträge über Kärntner Architektur und Baukultur (Architektur Aktuell, Die Brücke, Architektur und Bauforum) I 2010 freie Mitarbeit zu den Architekturtagen 2010 I 2011 freie Mitarbeit an der FH Kärnten (Filme, Artikel, Texte) I seit 2011 Geschäftsführung sowie organisatorische und künstlerische Leitung des Architektur Hauses Kärnten | seit 2013 Mitglied im ARCHITEKTUR_SPIEL_RAUM_KÄRNTEN