„Ich VERSTEHE mich als Umraumschützerin“
Raffaela Lackner im Interview mit Johannes Wouk
Architekturhausleiterin Raffaela Lackner will die Kärntner missionieren und ihnen endlich Bewusstsein für Baukultur einbläuen. Dabei setzt sie auf die Tricks der Umweltschützer und darauf das herzuzeigen was gut läuft im Süden. Deshalb passt sie auch perfekt hierher!
Das Architektur Haus Kärnten kennen viele Klagenfurter als Napoleonstadl, andere eher als Parkhaus und damit als Ort für Party oder zumindest zum Kaffeetrinken (aber dazu ein ander Mal mehr!). Bis vor Kurzem ging die eigentliche Bestimmung des Hauses fast gänzlich unter. Doch seit Raffaela Lackner und der neue Vorstand des Hauses die Sache in die Hand genommen haben wird das Architektur Haus wieder viel sichtbarer in den eigenen vier Wänden und darüber hinaus. Mittlerweile steht das sogar schon über der Eingangstüre, vor der die „Chefin“ bei der Begrüßung mit der Frühlingssonne um die Wette strahlt. Frau DI Lackner ist oberkärntnerisch herzlich, enthusiastisch bei der Sache und will lieber Raffaela genannt werden. Nun gut.
IMSÜDEN.AT: Also Frau DI Raffaela, wie kommst DU in den Süden?
Raffaela Lackner: Ich bin aus dem Süden, und zwar aus dem hohen Süden, aus Oberkärnten also (lacht). Auf die Welt kam ich zwar eigentlich in St. Michael im Lungau, also in Salzburg, ich wurde dann aber zum Glück schnell durch den Tunnel gebracht und bin in Rennweg aufgewachsen. Dann war ich in Villach auf der Modeschule und stand schließlich vor der Entscheidung entweder nach München oder nach Mailand zu gehen, um die Modesache zu vertiefen. Ich hab mich dann für die Fachhochschule in Spittal entschlossen (lacht). Dort wurde gerade das Architekturstudium eingeführt und ich war bei den Ersten dabei.
IS: Sozusagen eine Testpilotin.
RL: Ja, irgendwie schon. Aber wir konnten unser Studium auch noch aktiv mitgestalten und hatten sehr engen Kontakt zu den Lehrenden. Das waren bzw. sind ja auch überwiegend Architekten aus Kärnten: Eva Rubin, Reinhold Wetschko, Peter Nigst, Christian Halm oder Roland Winkler um nur einige zu nennen. Im Grunde wollte ich Architektin werden, weil das ein solider Beruf ist bei dem man was verdienen und trotzdem kreativ sein kann.
IS: Und? Hast du nach dem Studium dann gleich groß verdient und warst schön kreativ?
RL: Naja, zumindest kreativ tätig war ich (lacht). Ich durfte gleich in Eva Rubins Architekturbüro anfangen und habe dort über zwei Jahre lang viel Erfahrung sammeln können. In dieser Zeit bekam ich auch den Anruf vom Architektur Haus Kärnten: „Willst du Mädchen für alles sein?“ haben die gefragt. Und da hab ich natürlich sofort “ja” gesagt (lacht).
IS: Und seither bist du die Leiterin des Architektur Haus Kärnten?
RL: Ja, und das bin ich auch sehr gerne. Ich hab recht schnell bemerkt, was für ein verantwortungsvoller Posten das hier ist. Immerhin stehe ich mit meiner Unterschrift für alles gerade was im Haus passiert. Im Hintergrund arbeitet natürlich der ganze Verein, viele unterschiedliche kreative Köpfe, mit, aber nach außen hin bin mittlerweile hauptsächlich ich präsent. Das ist schon eine ziemliche Erfahrung. Diese Erfahrung hat mich aber auch selbstständiger und selbstbewusster gemacht.
IS: Wie sieht so ein selbstständiger und selbstbewusster Arbeitstag bei dir aus?
RL: Meistens fahr ich mit dem Bus aus Viktring in die Stadt, trink meinen Cappuccino im Parkhaus, genehmige mir ein Nougat-Croissant. Dann schalt ich das Licht im Austellungsraum ein, starte dann meinen PC und ab da ist jeder Tag anders, es gibt kein Schema. Es gibt Wochen mit vielen Besprechungen, manchmal auch Führungen, immer viel Projektmanagement und Buchhaltung. Mädchen für alles eben. Gerade hab ich zum Beispiel eine Wand ausgemalen, nun geb‘ ich ein Interview und am Abend eröffne ich die neue Ausstellung. Zum Glück hab ich meine Abendgarderobe gleich mitgenommen, denn wenn das hier noch länger dauert…
IS: (lacht) Das wird sicher noch länger dauern, wenn du uns nicht bald sagst, was so ein Architektur Haus überhaupt tut!
RL: Ganz einfach: Bau Kultur leben!
IS: Blöder Spruch!
RL: Das ist kein Spruch sondern unser Programm, unsere Mission, wenn du so willst! Wir sind ein Verein aus Architekten und anderen Kreativen aus den architekturverwandten Bereichen Kunst und Design, die gemeinsam das Bewusstsein für Baukultur in Kärnten fördern wollen. Es geht uns dabei nicht nur um das Fachpublikum, für das wir eine Diskussionsplattform sein wollen, sondern vor allem auch um die breite Öffentlichkeit. Wir haben viele Ausstellungen hier im Architektur Haus in Klagenfurt, veranstalten Exkursionen zu spannenden Bauten, Symposien und Vorträge zu aktuellen Themen und bieten Workshops für Erwachsene aber auch für Kinder an! Bau, Kultur und Leben eben.
IS: Ok, ok. Aber was können wir uns unter Baukultur überhaupt vorstellen?
RL: Baukultur geht uns alle an, denn wir bewegen uns tagtäglich in gebauter Umwelt. Alles was uns umgibt, von den eigenen vier Wänden über den Weg zur Arbeit bis zum Arbeitsplatz selbst, ist bebauter und damit gestalteter Raum. Und dieser Raum wirkt sich natürlich auch auf uns selbst aus. Dafür in der Bevölkerung ein Bewusstsein zu entwickeln sehe ich als eine unserer großen Aufgaben. Denn Architektur ist ja dazu da, Räume zu schaffen in denen man sich gerne aufhält. Das ist dann die Baukultur und das Baukulturbewusstsein, das wir vermitteln wollen.
IS: Da habt ihr aber noch viel zu tun, wenn ich mich draußen so umschaue.
RL: Auf jeden Fall. Obwohl es schon irgendwie komisch ist, dass die Leute ganz selbstverständlich den Urwald schützen wollen in dem sie noch nie waren, aber der Bau vor der eigenen Haustüre, mitten in ihrem Lebensraum, ist ihnen relativ wurscht. Ich glaube wir müssen vielleicht einiges bei den Umweltschützern abschauen. Die haben in den letzten Jahrzehnten viel thematisieren können, was früher überhaupt kein Thema war. Vielleicht werden wir ja in zehn Jahren so selbstverständlich über Baukultur sprechen wie heute über Umweltschutz. Ich verstehe mich jedenfalls jetzt schon als Umraumschützerin!
IS: Na, na, jetzt mal nicht gleich übermütig werden! Bleiben wir in der Gegenwart, was gibt‘s als nächstes spannendes im Architektur Haus?
RL: Vieles, vieles, aber das nächste größere Highlight sind sicher die Architekturtage 2014 von 16-17 Mai. Die finden ja alle zwei Jahre in ganz Österreich statt. Heuer ist das Motto „alt und neu“ und es geht um Nachhaltigkeit, um Umnutzungen statt Neubauten aber vielleicht auch um Junge und Alte, die zusammen wohnen. Das Thema ist ja vielfältig.
IS: Was steht am Programm?
RL: Wir pflegen einen intensiven Austausch mit Slowenien, daher gibt es eine Exkursion nach Laibach und eine von Laibach nach Kärnten. Außerdem haben wir eine Bootsfahrt und ein großes Symposium in Günther Domenigs Steinhaus am Ossiachersee geplant. Das Thema dort wird „JUNGE DENKMÄLER“ sein, denn das Haus wurde ja selbst gerade zum Denkmal ernannt, obwohl es erst gute 30 Jahre alt und erst seit wenigen Jahren vollendet ist. Vor dem Architektur Haus in Klagenfurt gibt es eine große Rauminstallation und ein vielfältiges Kunstprogramm. Man darf jedenfalls gespannt sein.
IS: Gespannt sind auch wir. Und zwar darauf, was du uns auf IMSÜDEN.AT so bloggen wirst. Also?
RL: Natürlich wird‘s um Architektur gehen, darüber was in der „Szene“ so los ist, wo es neue spannende Bauten gibt, welche Themen grade aktuell sind und so weiter. Die Zielgruppe sind aber sicher nicht die Architekten selbst, sondern auf jeden Fall Architekturinteressierte und solche, die es durch den Blog werden (lacht). Es wird also eher unterhaltsam als fachmännisch. Hoff’ ich zumindest.
IS: Das hoffen wir auch!
Interview: Johannes Wouk