Jugendtheater: "FETZER" am 13.12.2011_Nachbericht
unterstützt vom Architektur Haus Kärnten
In den ersten vier Jahren des Bestehens der Jugendnotschlafstelle Klagenfurt verbrachten dort 460 Jugendliche rund 6300 Abende und Nächte.
Fetzer – Ein Jugendstück
Uraufführung : 13. und 15. Dezember, 20:30
Napoleonstadel/Architekturhaus/Klagenfurt
Text: Hubert Höllmüller
Fetzer: Marcus Hemmersbach
Jana, Betreuerin: Saskia Graner
Polizistin: Theresa Riedler
Patze: Patrick Mair
Regieassistenz: Barbara Musger
Licht/Ton: Andreas Bettighofer, Michael Watzenig, Florian Suklitsch
Bühne/Rauminstallation: Edgar Sorgo
Wie lässt sich diese gesellschaftliche Realität Jugendobdachlosigkeit ästhetisch erfassen?
Fetzer ist eine Mischung aus dokumentarischen Elementen Sozialer Arbeit und professionellen Elementen des Theaters. Für die dokumentarische Dimension ist die Zusammenarbeit mit der Jugendnotschlafstelle in Klagenfurt naheliegend.
Jugendliche der Notschlafstelle verfassen ein kurzes Statement auf Video über sich selbst und ihre Situation und diese werden als eigene Ebene im Stück eingespielt. Eine ehemalige Bewohnerin spielt eine der Rollen des Stücks.
Mit professionellem Bühnenbild und Text wird diese dokumentarische Ebene ästhetisch aufgeladen. Im phantastischen Kern des Stücks werden Jugendliche als Akteure gezeigt, die nicht Opfer der sozialen Verhältnisse sind sondern versuchen, diese für ihre Bedürfnisse nutzbar zu machen.
Zusätzlich zeigt die Geschichte dieses Projektes eine soziologische Dimension, indem die „Obdachlosigkeit“ des Projektes die Ortlosigkeit der Jugendlichen wiederholt. Der Theatertext wurde in Berlin 2010 im Rahmen einer Performance österreicherischer Künstler präsentiert, die Platzierung in Kärnten spiegelt die Exklusion und Selbstexklusion der Jugendlichen. Von Studierenden Sozialer Arbeit im Rahmen eines Seminars erarbeitet, sprengt es den Rahmen einer Fachhochschule. Keine Bühne, mit dem Phänomen und Projekt konfrontiert, fragt nach. Der letzte Ort der Aufführung ist der Inbegriff sozialer Verortungsprozesse, das Haus der Architektur. Aber auch hier ist „Fetzer“ nur Abendmieter, der Einschluss prekär und der Ausschluss nicht aufgehoben.
So erhält das Projekt „Fetzer“ neben der dokumentarischen und ästhetischen Dimension eine soziologische.
Die Jugendnotschlafstelle – JUNO
2007 gründen Studierende und Lehrende der Fachhochschule Kärnten mit Unterstützung der Stadt Klagenfurt und des Landes Kärnten eine Anlaufstelle für obdachlose Jugendliche, um festzustellen, ob es dafür in Kärnten einen Bedarf gibt. In den ersten vier Jahren übernachten 460 Jugendliche rund 6.300 mal in der JUNO. Zuallererst wollen sie jemanden, der sie aushält, so wie sie daherkommen. Dann wollen sie nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern jemanden, der Ihnen zuhört, Zeit für sie hat und etwas von ihnen fordert, das sie auch bringen können. Und sie wollen nicht um 9:00 morgens wieder auf die Straße. (Die derzeitigen Öffnungszeiten sind von 19:00 am Abend bis 9:00 am darauffolgenden Tag, 365 mal im Jahr.)
So wie die Jugendlichen ist auch die JUNO in einer Notunterkunft, wo keine Haustiere erlaubt sind, wo Videokameras Eingänge und Stiegenhaus überwachen und die Nachbarschaft im Hause argwöhnisch auf Geschäfte aus ist.
Die JUNO ringt genauso wie die Jugendlichen, die in ihr wohnen damit, zur Sprache zu kommen.
Dabei wird sie von einigen gehört, die sie unterstützen – Danke.
Ein Bericht dazu bei Kärnten heute:
http://kaernten.orf.at/tv/stories/2513106/
Link der Juno: http://juno-klagenfurt.lima-city.de/