kärnten.ORF.at: "Kunstinstallation hoch über Klagenfurt"
Die Künstlerin Katharina Cibulka hat am Mittwoch im Rahmen ihres Solange-Projekts in Klagenfurt die Baustelle am Stadtpfarrturm genützt und ein besticktes Transparent darübergestülpt. Sie will damit auf die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen hinweisen.
Zur Gleichberechtigung aller Geschlechter sei der Weg noch ein weiter, hieß es im Text zur Kunstaktion. Das treffe auch auf die Kirche zu. Dass die Bereitschaft der einheimischen Diözese groß gewesen sei, selbst an der Formulierung eines zum Stadtpfarrturm passenden Satzes mitzuwirken bzw. diesen sogar zu entwickeln, entspreche dem Grundgedanken des Projekts Solange. Die Sätze entstehen immer aus einem intensiven Austausch mit den Menschen an Ort und Stelle.
In der Interpretation des Dompfarrers Peter Allmaier klingt das folgendermaßen: „Manche Herren glauben, Gott zu sein, weil Glauben ein Unwissen bezeichnet. Diese Herren haben keine Ahnung. Einer Ahnung allerdings bedarf es. Sie wüssten dann um den Zusammenhang von Glauben und Vertrauen.“
Laut Allmaier sei nichts zu tun, wenn man alles so belassen würde, wie es derzeit ist: „Wir wollen aber, dass in der Kirche und in der Gesamtgesellschaft das, was Frauenrechte und Gleichberechtigung sind, einen kräftigen Schritt nach vorne macht.“
Systemimmanente Gewalt an Frauen
Seit Beginn der Pandemie erfahren gerade Frauen die dunkelste Seite von Ungleichheit; manifest durch vermehrte Gewalt innerhalb jener eigenen Wände, die eigentlich Schutz bieten sollten. Die hohe Zahl an Femiziden in Österreich zeige das auf drastische Weise. Wenn sich Männer das Recht herausnehmen, ihren (Ex-)Partnerinnen das Leben zu nehmen, sie gleichsam als Ware, als Besitz zu betrachten, mit dem man nach Gutdünken verfahren könne, sei das nur die Spitze des Eisberges von systemimmanenter Gewalt, so die Aussendung der Künstlerin.
Riesenstickerei soll Aufsehen erregen
„Solange manche Herren glauben, Gott zu sein, bin ich Feminist*in“ steht jetzt auf der Südseite des Stadtpfarrturms zu lesen, die slowenische Variante wurde auf der Westseite angebracht. Beide Sprüche wurden im traditionellen Kreuzstich auf ein Baustellennetz gestickt.
Künstlerin Katharina Cibulka sagt, Frauen seien über Jahrhunderte hinweg im privaten Raum, an winzig kleinen Monogrammen stickend, kreativ eingezwängt worden: „Jetzt sticken wir mit Tüll und Kabelbindern im Kreuzstich riesengroß auf Baustellen und zeigen, dass wir nicht mehr nur im privaten, sondern auch im öffentlichen Raum aktiv sind. Wir wollen Augenhöhe und Gleichberechtigung. Dafür setzen wir uns ein.“
Kunst soll mitten in Gesellschaft stattfinden
Zwei Jahre Vorarbeit waren nötig, um das Solange-Projekt zu realisieren, das im Rahmen der Kulturinitiative „Ins Freie/Na prosto“ von Lena Freimüller organisiert wurde. Das Ziel: Kunst soll für jeden, mitten in der Gesellschaft stattfinden. Laut Cibulka hat Kunst im öffentlichen Raum keine Barrieren: „Gerade diese Intervention soll für Diskussion sorgen und Gespräche im positiven Sinn anregen. Deshalb machen wir sie im Freien zugänglich.“
Solange/Dokler ist ein mutiges Plädoyer gegen patriarchale Strukturen und ein Zeichen für Vielfalt, das bis 31. Oktober am Stadtpfarrturm in Klagenfurt zum Denken anregen will.