Kleine Zeitung: "Bauten und Ansichten eines Widerständigen"
Das Bauarchiv Kärnten würdigt im Klagenfurter Napoleonstadel den widerborstigen Architekten und Umweltaktivisten Karl Hack mit einer Ausstellung.
(Artikel von Erwin Hirtenfelder)
Bereits 1973 wetterte er über die unheilvolle Verbindung von Gemeindestuben und Ortsplanung, mokierte sich über „Hypertropherln mit Salzburgerhut“, also die einförmigen Appartmenthausburgen in unseren Bergen, und machte sich für den Naturschutz stark.
Viele seiner Unkenrufe verbreitete er im Rahmen einer Baukultur-Reihe der Kleinen Zeitung oder in öffentlichen Reden, etwa als er 1993 den ersten Kärntner Würdigungspreis für Architektur und Baukultur erhielt. Damals erklärte Karl Hack: „Architektur als Kunstform ist souverän; sie braucht aber – wie Blut in den Adern – die anderen Künste! Und sie wird und muss ständig von neuem Front beziehen: gegen die Nur-Technik, die Nur-Ökonomie und alle Zukunftseuphoristen in Sachen technischer Kolonialisierung dieser Welt.“
40 Jahre später widmet ihm nun das Bauarchiv Kärnten eine Ausstellung im Klagenfurter Napoleonstadel. Peter Nigst, der mit der Übernahme des Hack-Nachlasses 2016 das Bauarchiv aus der Taufe hob, will damit das „schon fast vergessene Werk“ eines „der wichtigsten Vertreter in der Kärntner Architekturentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg“ sichtbar machen. In Modellen, Plänen, Zeitungsausschnitten und Fotografien zeichnete er den Werdegang eines Architekten nach, der weit mehr Projekte entwickelte als er zur Umsetzung bringen konnte. Nach seinem Studium in Graz und Lehrjahren in Düsseldorf gründete der gebürtige Klagenfurter 1958 ein Büro in Villach und beteiligte sich fortan an zahlreichen Wettbewerben und Debatten. Als Kultur- und Umweltaktivist engagierte er sich zum Beispiel für die Erhaltung des Herbertgartens in Klagenfurt, des Hans-Gasser-Platzes in Villach oder des Gailtalbiotops in der Schütt. Die Verhüttelung der Gerlitzen und der Gailtalzubringer waren ihm ein Dorn im Auge. „Er hat mit seinen Protesten bei vielen angeeckt und wurde daher auch geschnitten“, sagt Nigst über den vor 23 Jahren verstorbenen Querdenker. Letztlich blieb es bei ihm aber nicht nur bei schönen Entwürfen: 1984 erhielt Karl Hack für seine Aufbahrungshalle am Villacher Zentralfriedhof (gemeinsam mit Peter Kulterer und Fritz Hartlauer) den Kärntner Landesbaupreis. Mit dem Haus Dr. Uhl hatte er zuvor in den 1960ern den Grundstein für seinen Ruf als „herausragender Baukünstler“ gelegt. 2022 wurde sein Villacher Arzthaus sogar unter Denkmalschutz gestellt.
Dokumentiert sind in der Ausstellung auch seine erfolglosen Wettbewerbsbeiträge für den Klagenfurter Heiligengeistplatz oder den Umbau des Napoleonstadels, aber auch öffentliche Gebäude wie die Berufsschule Villach, die er gemeinsam mit seinem Künstlerfreund Hans Bischoffshausen realisierte. Auch mit Felix Orsini-Rosenberg arbeitete Hack zusammen, etwa bei der Gestaltung des Klagenfurter Lorettobades.
Weil er „wenig kompromissbereit“ und „kompliziert“ war, blieben Projekte wie seine 1973 geplante Reihenhausanlage für die Firma Hasslacher in Sachsenburg ungebaut – trotz ihres qualitätvollen Konzepts, das „heute noch aktuell genug ist, um jederzeit verwirklicht zu werden“, wie es im Begleitbuch heißt. Doch Karl Hack ging es ohnehin mehr ums Bewahren als ums Bauen, wie sein 1991 verfasstes Manifest zur „Wiedergutmachung an der Natur in Kärnten“ vor Augen führt. Sein visionäres Plädoyer gegen die „brutale Konsumation von Natur“ ist brisanter denn je und könnte dank der Ausstellung und Publikation des Bauarchivs wieder verstärkt ins Bewusstsein hiesiger Entscheidungsträger rücken.
Zur Ausstellung
Karl Hack (1922-2000). Ausstellung des Bauarchivs Kärnten im Architektur Haus Kärnten, St. Veiter Ring 10, Klagenfurt; bis 15. Dezember 2023; Mo.–Fr. von 10 bis 18 Uhr. Eintritt frei. bauarchiv-kaernten.at