Kleine Zeitung: "Bewährtes in eleganter neuer Hülle "
Nach dreijähriger Pause wurde gestern der Kärntner Landesbaupreis 2022 vergeben. Das Arriacher Siegerprojekt und die übrigen Preisträger stehen ganz im Zeichen von Ressourcenbewusstsein und Nachhaltigkeit.
Das Postamt geschlossen, das einzige Lebensmittelgeschäft unattraktiv und vor einer ungewissen Zukunft stehend, ein neues Gemeindeamt schon geplant, aber nicht dort, wo es der geografisch in der Mitte Kärntens gelegenen Gemeinde geholfen hätte, das Ortszentrum zu stärken“. So beschreibt die Jury des Kärntner Landesbaupreises die Situation, vor der die Gemeinde Arriach stand, als sie nach ihrer eigenen Mitte suchte. Dass diese im Zuge eines Architektenwettbewerbs gefunden werden konnte, noch dazu in exemplarischer Weise, ist eine der Botschaften des Landesbaupreises 2022, der gestern im Klagenfurter Napoleonstadel vergeben wurde. Das Siegerduo Sonja Hohengasser und Jürgen Wirnsberger hätte seine Aufgabe so gelöst, dass neben der Erhaltung eines Bestandsgebäudes „ein attraktiver Platz entstehen konnte, der alle Insignien eines Dorfplatzes“ trage: mit viel Raum für Begegnungen und Feste, Sitzgelegenheiten, schattenspendenden Bäumen und einem Brunnen, befand die fünfköpfige Jury unter dem Vorsitz der Architekturpublizistin Franziska Leeb.
39 Projekte hatten sich diesmal um den begehrten Preis beworben, der nach dreijähriger Pause neu ausgeschrieben wurde. 17 Einreichungen schafften es in die engere Auswahl – mit dem erfreulichen Ergebnis, dass Wohnbaureferentin Gaby Schaunig-Kandut neben dem Hauptpreis auch drei Anerkennungspreise und einen Sonderpreis für „Beständige Architektur-und Bauqualität“ überreichen konnte. Letzterer ging zum ersten Mal an ein Bauwerk, das über Jahrzehnte hinweg seine Alltagstauglichkeit bewiesen habe: ein von Friedrich Kurrent entworfenes Haus in Baldramsdorf aus den 1970ern.
Auch bei den Anerkennungspreisen war das Spittaler Büro Hohengasser/Wirnsberger erfolgreich. Seine Revitalisierung des denkmalgeschützten Millstätter Sprungturms wurde ebenso mit dieser Auszeichnung bedacht wie ein Klagenfurter „EinRaumEinHaus“ von Winkler+Ruck und die von Eva Rubin geplante Ganztagsschule in Hörzendorf, deren „Maßstab, Proportion, Lichtführung und Materialität“ es ermögliche, „die ersten Jahre im System Schule einladend und wohnlich zu erleben“.
Dass es sich bei allen prämierten Projekten um Umbauten oder Erweiterungen handelt, ist für die Jury „kein Zufall“. Schließlich sei es „nicht nur angesichts von Klima- und Energiekrise ein Gebot der Stunde“, vorhandene Ressourcen „sinnvoll zu nutzen und historischen Bestand mit Sorgfalt weiterzuentwickeln“. In diese Kerbe schlägt auch ein Forschungsprojekt von Lore Stangl, das in den nächsten Monaten „räumliche Strategien zur Aktivierung von Leerstand“ erarbeitet und mit einem Stipendium in der Höhe von 10.500 Euro unterstützt wird.
Der Kärntner Landesbaupreis schaffe „Bewusstsein für Baukultur“, ermögliche „die Entwicklung neuer Ideen und Konzepte und das Beschreiten innovativer Wege bei Planung und Ausführung“, meinte Schaunig-Kandut anlässlich seines 30-Jahr-Jubiläums. Mit einer Wanderausstellung, die alle eingereichten Projekte vorstellen wird, will man dieses Bewusstsein auch in der breiten Bevölkerung verankern.
Der Landesbaupreis
Der Kärntner Landesbaupreis wird seit 1992 vergeben. Bisher wurden mehr als 1000 Bauten eingereicht, mehr als 160 erhielten Auszeichnungen. Eine Wanderausstellung ist ab April an mehreren Orten des Landes unter dem Titel „Kärntens beste Bauten“ zu sehen.
Nähere Infos zu den Projekten: www.architektur-kaernten.at