Kleine Zeitung:" Chaletdörfer und Co. halten Jugend nicht im Land
Gaby Krasemann mahnt von der Politik Maßnahmen gegen das Zubetonieren von unverbauter Natur ein.
Immer mehr Investoren drängen in den Alpenraum. Geld ist billig und Betongold lockt. Geworben wird mit Qualitätstourismusim unberührten Naturraum, versprochen werden Arbeitsplätze. Die Hoffnungen der Gemeinden werden sich jedoch nicht erfüllen: Großprojekte im unberührten Naturraum sind kein zukunftsweisendes touristisches Konzept. Warum soll ich dort urlauben wollen, wo gewinnmaximiert genauso alles verbaut ist wie bei mir daheim?
Und selbst wenn Chaletdörfer und Hotelanlagen nicht still und heimlich als Zweitwohnsitze verkauft werden, bringen sie nur wenige Arbeitsplätze in die Region, schon gar nicht qualifizierte. Mit Jobs im Niedriglohnsektor kann man jedoch junge Menschen, mit deren guter Ausbildung wir uns in Kärnten rühmen, nicht halten. Nein, touristische Großprojekte sind kein probates Mittel gegen die Entleerung des ländlichen Raumes. Und sie kommen die Gemeinden teuer zu stehen. Die erhofften Steuerversprechen erfüllen sich nicht, auf den enormen Kosten für Straße, Kanal & Co. bleibt der Steuerzahler sitzen. Und die Bevölkerung wird vom Verkehr der Massen überrollt – was insbesondere für die Almbauern zu einem wirtschaftlichen Problem wird. Wo bleibt der Aufschrei der Landwirtschaftskammer? Von Forstwirtschaft und Jäger? Ist doch der unverbaute Raum mit Blick auf den Klimawandel so unendlich wertvoll.
Doch nach dem neuen Raumordnungsgesetz sind Nicht-Bauflächen es nicht einmal wert, dass man sich ihnen widmet! Es braucht hier dringend eine Neuausrichtung der Ziele und Aufgaben. Andernorts sind Eingriffe in Natur und Landschaft ausführlich zu begründen und zu bewerten, so weit als möglich zu minimieren und wenn es gar nicht anders geht, auszugleichen. Die bauliche Nutzung wird gegen das Gemeinwohl abgewogen.
Dass die begrenzte Ressource Natur eigentlich unbezahlbar ist – diese Erkenntnis ist bei vielen Bürgern schon lange angekommen. Initiativen gegen das überbordende Zubetonieren der Heimat zeigen das deutlich – das neue Raumordnungsgesetz bleibt da Antworten schuldig! (DI Gaby Krasemann ist Raumplanerin in Villach)
„Wo bleibt der Aufschrei der Interessensvertreter? Unverbauter Raum ist mit Blick auf den Klimawandel unendlich wertvoll.“