Kleine Zeitung Graz: " Die kantige Grazer Handschrift des Günther Domenig"
Die kantige Grazer Handschrift des Günther Domenig
Er war einer der prägenden Vertreter der Grazer Schule und hat dieser Stadt seinen Stempel aufgedrückt. Eine Werkschau zum zehnten Todestag.
(Artikel von Bernd Hecke)
Das Steinhaus am Ossiacher See, das zum NS-Dokumentationszentrum umgebaute Reichstagsgebäude in Nürnberg oder das fast monströse, preisgekrönte T-Center in Wien sind einige der Bauwerke, die den Namen Günther Domenig international bekannt gemacht haben. Doch der Kärntner, als Grazer Architekturprofessor und Planer eines der Aushängeschilder der Grazer Schule, hat auch der Stadt, in der er lebte und lehrte, seinen Stempel aufgedrückt. Quer durch Graz findet sich die kantige Handschrift des „großartigen Handwerkers und genialen Zeichners“, wie ihn sein erster Diplomand, Architekt und langjähriger Büro-Partner Hermann Eisenköck beschreibt. Zum zehnten Todestag gibt es, wie berichtet, eine Reihe an Schwer[1]punkten, im Juli auch im Haus der Architektur. Wir wagen heute eine Spurensuche und finden den Name Domenig in Kombination mit beruflichen Lebensabschnittspartnern auf dem Grazer Stadtplan unzählige Male. Seinem von ihm einmal sinngemäß formulierten Anspruch, er entwerfe Bauwerke, damit Denkmalschützer auch in der Gegenwart etwas zu arbeiten hätten, wurde er zweifellos gerecht. Viele seiner Gebäude, nicht nur die öffentlichen an Unis und Schulen, die bis 2009 automatisch unter Schutz standen, sind bereits Denkmäler. Am Anfang, als erste Grazer Zeichensetzung, entstanden in Zusammenarbeit mit Eilfried Huth in den 1960ern die Kuben im Zeichen des Brutalismus der Pädagogischen Akademie Eggenberg, wo heute das GIBS beheimatet ist. In den 1970ern kippte die Form bei der raupenartigen Mensa im Hof der Schulschwestern ins Organische. Anhand des mächtigsten Grazer Domenig-Eisenköck-Baus, dem 300 Meter langen Resowi-Zentrum im Hinterhof der Karl-Franzens-Universität, wo einst die Plätze des Sportinstituts lagen, erklärt Eisenköck die Arbeitsweise seines Professors und Büro-Partners: „Große Projekte waren nicht seine Sache. Diese auf den Boden zu bringen und umzusetzen war Aufgabe der Partner. Aber er hat sich immer einen Teil herausgenommen und selbst bearbeitet.“ Beim Resowi ist es etwa die spannende Bruchstelle in dem 300-Meter-Riegel, das Portal, das ihn für die Studierenden öffnet. Dass er Denkmalschützern Arbeit bereiten wollte, habe zu ihm gepasst. Eisenköck: „Die waren nicht seine besten Freunde, mit denen hat er sich gerne angelegt.“ Seine Liebe galt den schwierigen Projekten – technisch, aber auch behördlich gesehen – und sein Platz war in den Werkstätten und auf der Baustelle. Stets forderte er auch sich selbst heraus, erzählt Eisenköck: Wir hatten den Auftrag für eine Turnhalle bei der Pädak Eggenberg. Er hat – damals bereits in seiner dekonstruktivistischen Phase – sein eigenes Projekt aus den 1960ern mit dem Entwurf regelrecht angegriffen. Das hätte für Aufregung gesorgt, wäre die Turnhalle gebaut worden.“
Günther Domenig: Seine Liebe galt schwierigen Projekten, sein Platz war auf der Baustelle
Die Grazer Bauten:
1. Pädak Eggenberg, 1969, (heute GIBS) mit Eilfried Huth
2. Mensa Schulschwestern, 1977, mit Huth
3. Uni Graz, Resowi-Zentrum, 1996, mit Hermann Eisenköck
4. Center am Kai, 1994, mit Eisenköck und Harald Egger
5. TU Graz, 1993, Zubau Lessingstraße mit Eisenköck
6. TU Graz, Zubau Steyrergasse, 1990, mit Eisenköck
7. Erich Edegger Steg, 1992
8. Augartenhotel, 2000
9. Zum Silbernen Elefanten, 2010, mit Gerhard Wallner