Kleine Zeitung: " Ich wurde als Verräter beschimpft"
Wenn der Ortstafelstreit nicht gewesen wäre, wäre ich wahrscheinlich wie mein Vater Arzt geworden“, erzählt Eugen Freund. Er studierte im Jahr 1972 gerade Medizin, als ihm am Bahnhof in Klagenfurt jemand erzählte, dass Demonstrationen gegen die neu aufgestellten zweisprachigen Ortstafeln und Wegweiser geplant seien. Nacht für Nacht zogen damals im Herbst aufgebrachte Bürger durch Südkärnten, um diese Ortstafeln auszureißen oder abzumontieren. „Ich habe meine Kamera eingepackt und war dann jede Nacht unterwegs, um zu schauen, wo was los ist. Ich habe auch immer die Gendarmen gefragt, die die zweisprachigen Ortstafeln bewacht haben, wo sich etwas tut, und bin dorthin gefahren.“ Von seinen Beobachtungen hat er in der „Kärntner Tageszeitung“ berichtet – was zur Folge hatte, „dass ich als Verräter beschimpft und persönlich angegriffen wurde“.
Damals entstanden Gedächtnisprotokolle von den Erlebnissen, und die waren nun die Basis für die dramaturgische Nacherzählung „A håt wer an Zehna-Schliessl då?“. Der langjährige ORF-Korrespondent erzählt darin den Ortstafelstreit von der Verabschiedung des Gesetzes zur „Anbringung von zweisprachigen topographischen Bezeichnungen und Aufschriften“ bis (mit großer zeitlicher Pause) zur Ortstafellösung im Jahr 2011: „Ich wollte natürlich auch vom Happy End berichten“, so der 71-Jährige, der sein szenisches Stück im Frühjahr dem Stadttheater Klagenfurt angeboten hat: „Intendant Aron Stiehl war Feuer und Flamme“, sagt Freund. Für eine Inszenierung war die Zeit zu knapp, aber die szenische Lesung des Stückes durch die Schauspieler Katarina Hartmann, Magda Kropiunig und Michael Kristof-Kranzelbinder wird am Samstag erstmals zu hören und zu sehen sein, und zwar im Kulturni dom St. Primus/Šentprimož und dann am 18. Oktober im Architektur Haus Kärnten.
Zum Stück
Eugen Freund: „A håt wer an Zehna-Schlissl då?“ Eine dramaturgische Nacherzählung.
Mit Katarina Hartmann, Magda Kropiunig, Michael Kristof-Kranzelbinder und dem Gemischten Chor Danica.
- September,20 Uhr, Kulturni dom, St. Primus/Šentprimož. Freiwillige Spende.
- Oktober.19.30 Uhr, Architektur Haus Kärnten, Klagenfurt. Karten: Tel. (0463) 54 0 64