Kleine Zeitung: "Jetzt bin ich kein Flüchtling mehr"
KÄRNTNER LANDESKULTURPREISE
Selbstkritische und versöhnliche Töne prägten die Kulturpreisverleihung 2021.
(Artikel von Erwin Hirtenfelder)
Darwin’s Nightmare“ von Hubert Sauper hat mich sehr beeindruckt und in meiner Einstellung zur Welt sehr beeinflusst“, erklärte die Malerin Zorka L-Weiss in einem filmischen Porträt, das der frisch gekürten Würdigungspreisträgerin für bildende Kunst gewidmet war. Kurze Zeit später stand der eigens aus Paris angereiste Filmemacher selbst auf der Bühne des Spiegelsaals der Landesregierung, um aus den Händen von Landeshauptmann Peter Kaiser den mit 14.500 Euro dotierten Landeskulturpreis 2021 entgegenzunehmen. „Mein Papa, der jetzt im Saal sitzt, sagt immer, ich komme aus einer Gletscherspalte“, erinnerte der 55-jährige Filmemacher an seine Mölltaler Abstammung, die ihn schon früh zu einem „politischen Flüchtling“ gemacht habe. Poetisch inspiriert von den abendlichen Diavorträgen seines gleichnamigen Vaters, des legendären Döllacher „Schlosswirts“, aber zugleich angewidert von den „alten Dämonen“ und „bedrängt vom Ungeist alter Nazis“, zog Sauper in die weite Welt hinaus, um diese mithilfe seiner Kamera zu erkunden. Das Ergebnis seiner Streifzüge sind berührend-beklemmende Dokumentarfilme, deren Bedeutung Wolfgang Petritsch in einer profunden Laudatio (siehe rechts) würdigte.
Zuvor hatte Gabriele Gerbasits, langjährige Geschäftsführerin der IG Kultur, die „Lage der Kultur“ erörtert und dabei zahlreiche Defizite beklagt, so etwa die „Vernachlässigung der gesellschafts- und bildungspolitischen Kulturarbeit“, die Querdenkern, der neuen Rechten und einer „neuen Antiaufklärung“ Vorschub geleistet hätte.
Kulturreferent Kaiser gelobte Besserung und versicherte, dass die Landespolitik alles daran setzen werde, dass Künstlerinnen und Künstler „ein kritischer Widerpart“ sein könnten – notfalls auch gegen die eigene Politik. Außerdem kündigte er eine Fortsetzung des laufenden Baukulturjahres an, eine mobile „CarinthiJa2020“-Ausstellung in Wien sowie die Eröffnung des Landesmuseums Rudolfinum im kommenden Herbst. Auch angesichts der prekären Arbeitsbedingungen der pandemiegebeutelten Kulturszene nahm sich der Landeshauptmann bei der Nase: „Hier tun Verbesserungen not. In der Vergangenheit wurden nicht immer jene Voraussetzungen geschaffen, die der Bedeutung von Kunst und Kultur entsprechen.“ Die insgesamt 66.300 Euro, die gestern auf Vorschlag des Kulturgremiums an 13 Persönlichkeiten überreicht wurden, sind zumindest ein guter Anfang.
„Jetzt bin ich kein Flüchtling mehr“, zeigte sich Hubert Sauper am Ende des mehr als zweistündigen Online-Events versöhnlich. Dieser ist mitsamt den filmischen Porträts aller Ausgezeichneten schon bald auf YouTube sowie im Kulturkanal des Landes nachzuschauen.Erwin Hirtenfelder
www.kulturchannel.at