Kleine Zeitung: "Stadtpfarrturm wird zur riesigen Leinwand "
Künstlerin Katharina Cibulka umhüllte Turm der Klagenfurter Stadthauptpfarre St. Egid. Diskussion über Gleichberechtigung soll entstehen.
(Artikel von Daniela Grössing)
Mit einem von Hand bestickten Baustellen-Schutznetz umhüllte die Tiroler Künstlerin Katharina Cibulka den Stadtpfarrturm in Klagenfurt, der gerade saniert wird. Darauf zu lesen, auf Deutsch und Slowenisch: „Solange manche Herren glauben Gott zu sein, bin ich Feminist:in.“ Wer annimmt, dass dieses Kunstprojekt ohne Zustimmung der katholischen Kirche in Kärnten erfolgte, der irrt. „Der Satz stammt von der Kirche selbst. Er ist selbstreflexiv, spricht ein Problem an, nagelt es aber nicht fest“, sagt die Künstlerin. Cibulka möchte mit dem Kunstprojekt, auf Einladung von „Ins Freie/Na Prosto“, zur Diskussion über festgefahrene Rollenbilder und Geschlechterrollen anregen.
Dass die Bereitschaft der Diözese groß war, selbst an der Formulierung eines zum Stadtpfarrturm passenden Satzes mitzuwirken bzw. diesen sogar zu entwickeln, entspricht dem Grundgedanken des Kunstprojekts „Solange“. Cibulkas Sätze entstehen immer aus einem intensiven Austausch mit den Menschen vor Ort. „Manche Herren glauben, Gott zu sein. Diese Herren haben keine Ahnung. Einer Ahnung allerdings bedarf es“, sagt Dompfarrer Peter Allmair: „Wer darauf vertraut, dass Gott Gott ist, braucht nicht selbst Gott zu spielen. Es ist ein Zeichen von Unwissen, aus der Verschiedenheit eine Praxis der Ungleichheit abzuleiten, die Benachteiligung heißt. Solange dies geschieht, stelle ich mich auf jene Seite, die benachteiligt wird und deren gleiche Rechte nicht anerkannt werden. Solange dies geschieht, bin ich Feminist.“
Die Künstlerin sieht in diesem vieldeutigen Satz aber nicht nur die Kirche, sondern auch diejenigen Herren in Politik und Wirtschaft angesprochen, deren Bemühungen um Gleichberechtigung und eine faire Gesellschaft bisher ausbleibt: „Wir setzen uns mit all unserer Kraft für eine solidarische Gesellschaft und einen Diskurs aller Geschlechter auf Augenhöhe ein. Wer keine Worte für sein Unbehagen, seine Frustration, seine Wut findet, greift zur Gewalt.“ Bis zum Ende der Sanierung soll der Satz zum Nachdenken anregen.