Kleine Zeitung_02.06.2012_Wissen, wie wir wohnen
Wissen, wie wir wohnen
Tour de Architektur: „KulturRadPfade“ und das Architektur-Haus luden ein, sich auf den Spuren des Wohnbaus in Klagenfurt abzustrampeln. Wohin die Reise warum geführt hat.
Der erste soziale Wohnbau in Klagenfurt
Im Herzen des Klagenfurter Stadtteiles St. Ruprecht steht der denkmalgeschütze Arnold-Riese-Hof (Foto), der 1929 nach den Plänen des Architekten Rudolf Truksa errichtet worden ist. „Die Wohnanlage lehnt sich an sogenannten roten Wohnburgen an, die zur selben Zeit in Wien entstanden sind. Der Arnold-Riese-Hofwar der erste soziale Wohnbau in Klagenfurt“, erklärt Stadtplaner Georg Wald, der selbst seit 20 Jahren Spuren im Wohnbau Klagenfurts hinterlässt. Der großzügige, öffentlich zugängliche Innenhof sowie die zwei großen Eingangstore sind charakteristisch für den „klassischen“ Wohnbaustil, den es seit gut 100 Jahren gibt. Ein Beispiel für den „luxuriösen“ Wohnbau aus dieser Zeit ist die Anlage in der Koschatstraße 3-7 von Architekt Sigmund Schiffler. „Für 25 Wohneinheiten gab es damals sogar drei Lifte“, erklärt Wald.
Klein, aber fein: Eigentumswohnungen mit Freiraum
Mit gerade einmal 14 Wohneinheiten hat der Klagenfurter Architekt Klaus Holler (74) in der Neckheimgasse inden90er-Jahrenein kleines, aber feines Domizil geschaffen – und das auf engstem Raum. „Die
städteplanliche Herausforderung damals war, auf dem beengten Raum genügend Freiraum, Licht und Privatsphäre für die Bewohner zu schaffen“, erklärt Holler. Charakteristisch sind die nicht einsehbaren Privatgärten sowie der Pavillon als Gemeinschaftstreffpunkt im Herzen der Zwei-Haus-Wohnanlage. „Für mich ist es unbegreiflich, dass in der heutigen Zeit immer mehr große Wohnanlagen in Klagenfurt aus dem Boden schießen. Der Bedarf an Wohnungen müsste eigentlich längst gedeckt sein“, wundert sich Architekt Holler und kritisiert: Bei einigen gängigen Projekten fehle vor allem „der Luxus an Privatsphäre“.
Aus Lagerhalle wurde Loft
Eigentlich hätte die Lagerhalle und Werkstatt in der Koschutastraße in Klagenfurt abgerissen werden sollen. Doch Architekt Roland Winkler hatte vor zehn Jahren andere Pläne mit dem Objekt. Nämlich daraus ein loftartiges Einfamilienhaus mitten in der Stadt zu schaffen, um die alte Substanz der Halle zu bewahren.
„Zum einen spart man sich durch die urbane Verdichtung die Schaffung jeglicher Infrastruktur, da sie bereits vorhanden ist. Außerdem würde es ein kleines Vermögen kosten, so ein Haus in dieser Größe mitten in der Stadt zu bauen. Und zum anderen kann man solch tote Ecken in Klagenfurt dadurch wiederbeleben. Davon gibt es noch genügend in der Stadt“, sagt Winkler. Das Loft wurde mit dem Landeswohnpreisausgezeichnet. „Es gibt für solche Umbauten leider kaum Förderungen, das hemmt viele Bauherren“, sagt der 47-Jährige, der seinen Sitz mit weiteren Kreativen in der Dieselgasse in einer ähnlich umgebauten Tischlerei hat.
Neue architektonische Ansätze in der Leutschacherstraße
Erst vor wenigen Wochen sind die 101 Genossenschaftswohnungen in der Leutschacherstraße und Arbeitergasse im Klagenfurter Stadtteil Fischl an ihre Mieter übergeben worden. Federführend für die neuen architektonischen Ansätze, die hier zu sehen sind, ist die Klagenfurter Architektin Eva Rubin. „Durch Dichte und architektonischen Rhythmus wurde hier ein abwechslungsreicher Außenraum geschaffen. Das ist für den sozialen Wohnbau in Klagenfurt ein Unikum“, sagt Architektur Haus-Chefin Raffaela Lackner. Die Baukörper der Anlage haben zwei bis drei Geschoße. Lediglich zwei Gebäude sind viergeschoßig. „Die Siedlung wirkt durch die unterschiedlichen Bauhöhen und Breiten wie ein gewachsener Organismus“, erklärt Lackner. Für Familien sind große Wohneinheiten mit eigenen Gärten geplant worden.
(TEXT: KERSTIN OBERLECHNER)