Kleine Zeitung_02.12.2012_ Das schönste Baujuwel
Für den Bauexperten Heimo Kramer ist das Kärntner Landesmuseum „das schönste historistische Gebäude in Klagenfurt“. Anbei eine kleine Baugeschichte aus aktuellem Anlass.
Das schönste historistische Gebäude von Klagenfurt. Das Landesmuseum in Klagenfurt wurde im Jahr 1884 eröffnet. Den Schlussstein, datiert mit 10. Juli 1884 legte Kronprinz Erzherzog Rudolf, dem zu Ehren das Haus "Rudolfinum" benannt wurde. Dieser Schlussstein ist heute im Stiegenhaus zum zweiten Obergeschoss zu besichtigen.
Die eigentliche Geburtsstunde des Kärntner Landesmuseums ist das Jahr 1844, als der Geschichtsverein gegründet wurde, welcher die kulturhistorischen Sammlungen im Landhaus untergebrachte. Ein Naturhistorisches Museum wurde 1848 vom zeitgleich gegründeten Naturhistorischen Verein am Kardinalplatz eingerichtet. Als die naturhistorischen Exponate 1861 ebenfalls ins Landhaus übersiedelt wurden, wo der Platz auch durch die steigende Zahl der Ausstellungsstücke immer enger wurde, beauftragte man 1877 ein Komitee mit der Planung eines Musemsgebäudes. Ermöglicht wurde der Bau durch ein zinsloses Darlehen der Kärntner Sparkasse. Die Errichtung des historistischen Gebäudes im Stil des Klassizismus erfolgte nach den Vorbildern an der Wiener Ringstraße in der Hauptstadt des Kaiserreiches.
Der Architekt Gustav Gugitz erstellte kostenlos den Entwurf. Am 24. April 1879 erfolgte die Grundsteinlegung des Museums. Das Landesmuseum entstand in der zur damaligen Zeit wahrscheinlich beeindruckendsten Prachtstraße in Klagenfurt in einer Reihe mit der Landesregierung (Hüttenb. Eisenwerksgesellschaft), Landesmuseum, Ackerbauschule (heute Landwirtschaftskammer) und Musikvereins-Säle (heute Konzerthaus). Im zweiten Weltkrieg trug das Gebäude schwere Bombenschäden davon und wurde mit Landesmitteln wieder aufgebaut.
Architekt Gustav Gugitz war ein großer Sohn der Stadt Klagenfurt, der leider zu sehr in Vergessenheit geraten ist. Geboren 1836 in Klagenfurt, studierte er an der Akademie der bildenden Künste in Wien und arbeitete im Atelier Eduard van der Nüll und August von Sicardsburg, den Erbauern der Wiener Staatsoper. Nach dem Tod der beiden Architekten vollendete Gugitz als Bauleiter den Bau der Oper. Er wurde Professor und Direktor der Wiener Staatsgewerbeschule. Einige Jahre vor der Planung des Landesmuseums plante er das Nachbargebäude, die Ackerbauschule in Klagenfurt, die ebenfalls im Krieg zerstört wurde. Heute beherbergt das wiedererrichtete Gebäude die Landwirtschaftkammer.
Gugitz war ein wichtiger Architekt der Wiener Weltausstellung 1873 unter Leitung von Arch. Carl v. Hasenauer. Die Weltausstellung war das gesellschaftliche Großereignis der damaligen Zeit und die Erste im deutschsprachigen Raum. Gugitz arbeitete an mehreren Gebäuden für die Wiener Weltausstellung und gilt als Erbauer des Kaiserpavillons (abgetragen). Gugitz verwendete gerne das Motiv des übergiebelten Portikus (Eingangsbereich nach antikem Vorbild) wie wir es auch beim Landesmuseum in geschlossener Form finden. Die dadurch entstehende Symmetrieachse betont effektvoll die Mitte des Gebäudes, nicht nur in einer Fassade, sondern auf allen vier Seiten. Der Portikus ist versehen mit Doppelsäulen und Dreiecksgiebel, reicht über beide Hauptgeschosse und bildet ein vertikales Spannungselement zur Horizontalgliederung des Gebäudes.
Die Eröffnung des Museums im Jahr 1884 erlebte der Architekt leider nicht mehr, da er zwei Jahre nach Baubeginn im jungen Alter von 46 Jahren in Wien verstarb. Die Fertigstellung des Museums nach Plänen von Gugitz erfolgte durch einen Bauleiter, der später selbst ein sehr wichtiger Architekt für Kärnten wurde: Wilhelm Hess. Viele weitere Bauten in Klagenfurt und rund um den Wörthersee stammen von Architekt Hess, etwas das alte Parkhotel in Pörtschach, das Rathaus in Wolfsberg, das Palais Fugger gegenüber dem Stadttheater oder das Schloss Velden. Auch das Hotel Wörthersee in der Klagenfurt Ostbucht, das vor dem Verfall steht und dringend einer Sanierung bedarf.
Es wäre zu wünschen, dass das Landesmuseum, das schönste historistische Gebäude Klagenfurts, jene finanzielle Unterstützung erhält, die seiner Bedeutung entspricht.
(TEXT: HEIMO KRAMER - Vorstandsmitglied der Zentralvereinigung der Architekten und schreibt über historische Architektur)
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