Kleine Zeitung_18.05.2010_Architektur vermitteln?
Über Sinn und Ziel der Architekturtage
Am 28. und 29. Mai 2010 finden zum fünften Mal in ganz Österreich die Architekturtage statt. Zahlreiche Veranstaltungen sollen Architektur eins zu eins erlebbar machen. Stetig steigende Besucherzahlen bestätigen den Erfolg dieses Architekturvermittlungsprojektes.
Doch muß Architektur überhaupt vermittelt werden oder sollte qualitätvoll Gebautes nicht für jedermann und jede Frau erkennbar sein? Wie nehmen wir die Räume, die uns umgeben, wahr? Nach welchen Parametern beurteilen wir unsere gebaute Umwelt? Wir müssen lernen Qualitäten zu benennen: Architektur kann sinnlich, pur, elegant, nüchtern, heimelig, anregend, beruhigend und vieles mehr sein – nicht einfach schön oder schiach.
Es stellt sich die Frage, ob es sich bei Architekturvermittlung schlichtweg um Marketing handelt. In Österreich gelten noch immer erhebliche Werbebeschränkungen für ArchitektInnen. Sind die Architekturtage also eine Werbeaktion, geschickt getarnt als Event? Oder geht es darum, auf breiter Basis ein Bewusstsein für Baukultur zu schaffen? Die Antwort gibt ein Blick nach Vorarlberg, wo sich über die letzten zwanzig Jahre ein Architekturverständnis gebildet hat, das über die Baukünstler und Handwerksbetriebe zum wirtschaftlichen Aufschwung der ganzen Region geführt hat. Da sind hierzulande wohl noch einige Architekturtage nötig, um diesen Vorsprung aufzuholen.
(Text: Astrid Meyer-Hainisch)