Kleine Zeitung_28.09.2014_" Skulptur aus Glas und Beton"
Günther Domenigs „Steinhaus“ diente im Sommer Hollywood als Kulisse, soll mit Workshops und Konzerten wieder belebt werden und öffnet sich am heutigen „Tag des Denkmals“ für Besucher.
Eigentlich hatte Günther Domenig geplant, sich in einer eigens dafür entworfenen Urne im Regenfänger des Steinhauses beisetzen zu lassen. Daraus wurde nichts: Weil er sich zu Lebzeiten nicht um die behördlichen Genehmigungen gekümmert hat, fand der Architekt im Familiengrab in Feldkirchen seine letzte Ruhe. „Ich glaube nicht, dass er wirklich wollte, dass das Steinhaus eine Art Mausoleum wird“, meint Christian Halm, Mitglied der „Steinhaus-Stiftung“, die sich um die Bewahrung und Verwaltung des Hauses kümmert: „Domenig hat es geliebt, wenn das Haus belebt war. Er wäre wohl auch vor Freude ausgeflippt, wenn er gesehen hätte, dass Hollywood im Sommer hier gedreht hat“, meint Halm. Im Film „Point Break“ (ein Remake von „Gefährliche Brandung“) wird das architektonische Juwel als Privathaus eines Milliardärs zu sehen sein – und stolze acht Minuten lang im Bild sein. Eine großartige Werbung, die das im Jahr 2008 fertiggestellte Steinhaus in Insider-Kreisen gar nicht braucht:„Weltweit gilt es in Lehrbüchern als Paradebeispiel für den Dekonstruktivismus“, erzählt Halm, selbst Domenig-Schüler und bis 2004 Mitarbeiter in dessen Architektur-Büro. Am Anfang stand ein Grundstück am Ossiacher See, das der Großmutter gehört hatte. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Herbert errichtete Günther Domenig als erstes Objekt einen Steg, der über eine wellenartige Holzrampe Wasser und Ufer verband. „Weil Herbert fand, dass der Steg unpraktisch zum Baden ist, stieg er aus dem Projekt wieder aus“, erzählt Halm. Ab 1986 wurde der Betonbau hochgezogen, dessen Form von den Felsblöcken, Bergen und Schluchten der Mölltaler Berge inspiriert war, wo Domenig während des Zweiten Weltkrieges seine Kindheit verlebt hat. Parallel zu den Bauarbeiten nahmen auch die Auffahrunfälle auf der nördlich gelegenen Bundesstraße zu – der spektakuläre Stahlbetonbau lenkte die Autofahrer ab.
Maßgeschneidert
Jeder Teil des Hauses bekam einen eigenen Namen, so werden etwa der West- und der Ostteil durch eine „Schlucht“ mit ihren Auf- und Abgängen verbunden. Ganz oben im fünften Geschoß findet sich Domenigs Zimmer mit maßgeschneiderter Badewanne und einem exakt in die Architektur eingepassten Bett (maßgeschneiderte Bettwäsche!) – ob der kreative Querkopf je darin genächtigt hat, ist umstritten.
Unumstritten ist aber, dass er eine Belebung des Steinhaus wollte, das ihn viele Jahre seines Lebens ideell und finanziell gefordert hat. Dafür hat die „Steinhaus- Stiftung“ (sie hat die architektonische Skulptur nach dem Tod Domenigs im Juni 2012 geerbt) gemeinsam mit dem Architekturhaus Kärnten ein dreiteiliges
Konzept erarbeitet. Die erste Säule ist die „Lehre, Forschung und Nutzung des Hauses für Workshops und Vorträge“, erklärt Halm. Außerdem könnten Diplomanden hier arbeiten. Im Sommer soll das Haus so durchgehend – unter anderem für Touristen – geöffnet werden. Außerdem will man (unter anderem mit dem Carinthischen Sommer) an jene experimentellen Konzerte anknüpfen, die Domenig einst im Steinhaus veranstaltet hat – im Jahr 1996 etwa mit dem US-Musiker Uri Caine. Noch bis 31. Oktober ist eine Ausstellung mit Fotos von David Schreyer zu sehen, der acht Bauten von Domenig fotografiert hat. Und natürlich werden die Räume an Firmen vermietet, „damit Geld hereinkommt“, so Halm. Immerhin schlagen sich die Betriebskosten jährlich mit rund 30.000 Euro zu Buche. Heute jedenfalls sollte das Steinhaus vor Leben pulsieren: Anlässlich des „Tages des Denkmals“ ist das Haus geöffnet. Schließlich hat Domenig auch „Architektur gemacht, damit die Denkmalpfleger auch in Zukunft noch etwas zu schützen haben“.
(TEXT: MARIANNE FISCHER)