Kleine Zeitung_02.03.2015_"Wortspiele, Bildkörper und Raumessenzen"
Einfach schön: die Arbeiten von Eric Kressnig.
Sich auf Eric Kressnigs Malerei einzulassen, bedeutet im ersten Schritt, sich mit dem Raum zu befassen, in dem der Künstler seine Arbeiten zeigt. Wie er Objekte situiert, bestimmt das Verhältnis der Objekte und Betrachter zum Ausstellungsort und das Verhältnis der Betrachter zu den Exponaten.
Besucher werden einbezogen in Achsen, Schnitte oder Perspektiven im Raum und unbewusst in spezifische Positionen versetzt. Und so sind auch nicht einfach Architekturen, Bilder oder Skulpturen zu sehen, sondern eine Werkserie, die Kressnig „like pictures“ nennt. Also etwas , Bildern ähnlich und „like“ als Anagramm, nämlich „Keil“. Beides trifft zu. Gemalte Bildzonen, die auf Gegenständliches anspielen, transformieren sich zu Räumen und umgekehrt. Das entsiegelt die Materialität des Bildgeschehens und verleiht ihr schwebende Durchsichtigkeit.
Zugleich bilden Keilform bzw. in Keilform angelegte Linien sowohl tragende, stringente Architketuren wie rhythmische Versatilität. Dazu gesellen sich speziell entwickelte Schriftzeichen, mit denen Kressnig seine anagrammatischen Wortspiele in eigenen Installationen fortführt. Dabei schlüpfen Schriftsilben in Farbflächen, die in den Raum drängen. So entstehen Worträume und Bildkörper, die einander bedingen.
Man kann das intellektuelle Konzept anregend finden und den damit gebotenen Denkfaden weiterspinnen, oder die perfekte Malereien, die skulpturierten Schatenfugen und Architekturen einfach schön finden. Letzteres sind die, überwiegend in Pastellfarben gehaltenen, „Raumessenzen“ auf jeden Fall: schön, wahr und gut.
Dass Eric Kressnig für seine neuesten Arbeiten mit dem Volksbank-Kunstpreis 2015 ausgezeichnet und unter 67 Einreichungen zum Preisträger gekürt wurde, ist nur billig und recht. Gratulation!
(ARTIKEL: WILLI RAINER)