Kleine Zeitung_2015.04.14_Baukultureller Mutmacher
Ort schafft Ort": Robert Schabus präsentiert in seinem neuen Film acht wegweisende Ortsentwicklungen zwischen Tradition und Heute.
„Ort ist dort, wo sich die Ärsche reiben", sagt einer der Interviewpartner im neuen Dokumentarstreifen von Robert Schabus. Der 44-jährige Filmemacher begibt sich darin auf die Suche nach Orten, wo sich besagte Körperteile produktiv aneinander gerieben haben und neben sozialer Wärme vor allem eine lebendige Baukultur entstehen ließen. Schabus besuchte zu diesem Zweck acht Orte zwischen Osttirol und Vorpommern und traf dabei auf sehr unterschiedliche Ausgangssituationen: schrumpfende Städte, dynamische Wohnsiedlungen, alpine Fremdenverkehrsorte oder Kleinstadtidyllen wie Luckenwalde in Brandenburg, wo die Politik vor der Aufgabe stand, das historische Ambiente einer einst bedeutenden Industriestadt mit neuem Leben zu erfüllen. „Die Strategien unterscheiden sich, doch alle bauen auf Identifikation, Ortskenntnis, und den - starken persönlichen Bezug der Bewohner zu ihren Dörfern und Städten", nennt Schabus die entscheidenden Faktoren für eine erfolgreiche Ortsentwicklung. Dass dabei moderne Architektur zumeist eine wichtige Rolle spielt, zeigt das Beispiel Hopfgarten im Defereggental, wo im Zusammenwirken von Bürgern, Politikern und Planern wegweisende Kommunaleinrichtungen entstanden.
Oder das oberösterreichische Hinterstoder, wo vom preisgekrönten Ausstellungshaus „Alpineum" bis hin zum Bushaltehäuschen alles in intensiver Diskussion erarbeitet wurde. Schabus: „In fast allen Fällen ist es gelungen, die Verbundenheit der Bewohner mit dem Ort zu stärken und die Identität der Gemeinde zu festigen: Ich wollte zeigen, wie dieser Prozess gelingen kann, welche Stolpersteine er birgt und was selbst unter erschwerten Bedingungen entstehen kann, wenn die Beteiligten die nötige Ausdauer und Beharrlichkeit haben."
Im Klagenfurter Haus der Architektur wird der 60-minütige Pflichtfilm für jeden Kommunalpolitiker, an dem Schabus fast ein Jahr lang drehte, kommenden Donnerstag (20 Uhr) präsentiert.
Bei der anschließenden Diskussion mit dabei: Franz Hopfgartner, Bürgermeister von Hopfgarten.
(TEXT: ERWIN HIRTENFELDER)