Kleine Zeitung_2015.10.30_Ein Kosmopolit aus dem Karst
Eine Monografie und eine Ausstellung im Architekturzentrum Wien erinnern an den Architekten Max Fabiani, dessen Bauten den Alpen-Adria-Raum prägen.
Er wäre heuer so alt wie die Wiener Ringstraße (die ihren 150. Geburtstag feiert), arbeitete mit Otto Wagner an der Wiener Stadtbahn und baute die Urania: Mak Fabiani, der neben Josef Plečnik wichtigste slowenische Architekt, gilt als einer der Väter der modernen Architektur. Als typisches Kind der Donaumonarchie findet man die Spuren seines Lebens und Werkes vor allem in Österreich, Italien und Slowenien. Und so orientiert sich auch der sorgfältig zusammengestellte Bildband über den Städteplaner und Baukünstler nicht chronologisch an den Lebensdaten, sondern geografisch an den Orten: „Max Fabiani. Wien, Ljubljana, Triest" nennen Andrej Hrausky (der auch die Schau im Wiener Architekturzentrum kuratiert) und Janez Koželj ihr in Slowenisch (Cankarjeva založba) und Deutsch (Hermagoras/Mohorjeva) erschienenes Werk, das mit den zeitgenössischen Fotos von Miran Kambič beeindruckt.
Dichter und Winzer
Fabiani, nach dem heute Straßen in Wien, Laibach und Görz benannt sind, war ein Multitalent: Künstler, Dichter, Erfinder, Stadtplaner, Lehrer - und Winzer, wurde doch auf dem elterlichen Gut nahe Stanjel im slowenischen Karst; wo er als 12. von 14 Kindern aufwuchs, der beliebte Süßwein Pikolit gekeltert. Hier im Karst wurde er geboren, und hierher kehrte er auch immer wieder zurück. Nach dem Gymnasium in Laibach, dem Studium in Wien (das er als Erster überhaupt mit einem Doktortitel der Technik abschloss), einer Assistentenstelle in Graz und einer weltweiten Studienreise ließ er sich in Görz nieder, dessen Wiederaufbau er nach dem Ersten Weltkrieg vorantrieb. Hier unterrichtete er als Lehrer am Gymnasium, von hier war es nicht weit nach Stanjel, wo er sich während des Zweiten Weltkrieges mit den Faschisten arrangierte, um als Bürgermeister (1935-1945) seinen Heimatort gestalten zu können. Als der nach Kriegsende jugoslawisch wurde, ging Fabiani bis zu seinem Lebensende zurück nach Görz. Spaziert man heute durch das Karst-Dorf, findet man nicht nur die Grabstätte Max Fabianis in der Familiengruft am örtlichen Friedhof, sondern auch das von ihm renovierte Schloss und sein Lieblingsprojekt: die für seinen Neffen gestaltete Villa Ferrari mit ihrem Garten, der mit bepflanzten Terrassen, Pavillons und Wasserbecken einem mediterranen Park gleicht. Anhand des Buches lassen sich auch Fabiani-Bauten in Opatija, Görz und Triest finden, in denen man eindrucksvolle Beispiele der Wiener Sezession erkennen kann.
Eigenständiger Weg
Überhaupt liest sich sein Leben wie ein Who's Who des Jugend-Stils, auch wenn der Kosmopolit im Laufe der Jahre einen eigenständigen künstlerischen Weg einschlug: Joseph Maria Olbrich vermittelte Fabiani in das Atelier von Otto Wagner, Fabiani selbst unterstütze Adolf Loos und verschaffte ihm den Auftrag für das Café Museum, mit Koloman Moser gestaltete er das Haus Bartoli in Triest. Schon in Wien unterstützte Fabiani seinen sieben Jahre jüngeren Landsmann Josef Plečnik, der später Fabianis städteplanerische Idee Ljubljana weiterführte. Beide sind mit zahlreichen Bauten in der slowenischen Hauptstadt verewigt. In Dialog treten die beiden Künstler indirekt im Herzen der Stadt: Hier verlängerte Plečnik mit seiner fächerartigen Konzeption der Drei Brücken (Tromostovje) den Prešeren-Platz über den Fluss; das Denkmal des Nationaldichters hatte Max Fabiani wenige Jahre zuvor in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Ivan Zajec realisiert.
(ARTIKEL: KARIN WALDNER-PETUTSCHNIG)
Buchpräsentation „Max Fabiani" mit den Autoren Andrej Hrausky und Janez Koelj: Architektur Haus Kärnten, Klagenfurt, 30.10.2015, 19 Uhr.
Ausstellung „Max Fabiani. Architekt der Monarchie", Architekturzentrum Wien, bis 30.11.2015