Kleine Zeitung_25.02.2012_Wörthersee: Hälfte der Ufer verbaut
Keine neuen Stege, Bootshäuser und Anlegestellen mehr: Mit Schutzzonen soll an Kärntens größtem See gerettet werden, was noch zu retten ist.
Der Wörthersee ist am Limit“, sagt der Chef der Bundesforste, der Wietinger Georg Erlacher. Seine Organisation besitzt neben dem Wörthersee noch neun andere Seen, nirgends aber ist die Situation so schlimm wie am größten der Kärntner Seen. Von 46 Kilometern Ufer ist mehr als die Hälfte verbaut. „Alle 30 Meter befindet sich im See ein Einbau“, weiß Umweltreferent Uwe Scheuch. „Diese massive Übernutzung bedingt ökologische Probleme. Wenn wir nicht einschreiten, ist der Wörthersee bald nicht mehr das Naturjuwel, als das wir es kennen.“
Alte Probleme
Gestern hat das Land Kärnten mit den Bundesforsten einen Vertrag unterzeichnet, der schützenswerte Flächen festlegt und deren Bebauung untersagt. 16 Kilometer des Ufers fallen in diesen Bereich, hier dürfen keine Stege, Bootshäuser, Anlegeplätze und andere Objekte mehr ins Wasser gebaut werden. Aber nicht nur die Unberührtheit der Wasserflächen sollen von dieser Regelung profitieren: „Indirekt verhindern wir damit auch das Zupflastern des Sees mit Hotelburgen, weil dafür keine neuen Seezugänge mehr gebaut werden können“, sagt Erlacher. Darüber hinaus soll der Vertrag mit einem alten Problem aufräumen: Immer wieder gab es Konflikte um lange Stege, die in den See gebaut wurden. 2009 kam die Hirsch-Stiftung in die Schlagzeilen, weil in der Wörthersee- Ostbucht ein 60 Meter langer Steg mit Bootshütte gebaut wurde. Ein anderer Steg, 40 Meter lang, wurde 2008 in den See gestellt. Ein Baurechtsverfahren war damals nicht notwendig, weil es einen Vertrag mit den Eigentümern des Sees gab – den Bundesforsten. Solche Deals sollen nicht mehr möglich sein. Der neue Schutzzonenplan von Land und Bundesforsten klingt gut, einen völligen Baustopp für den See bedeutet das allerdings nicht: „Wir stellen nicht die Nutzung des Wörthersees infrage, wollen aber Grenzen aufzeigen“, sagt Scheuch, der nicht in bestehende Bauten und private Rechte eingreifen will. Zehn Hektar macht die verbaute Fläche am See aus. Das ist das Limit, dass jetzt vereinbart wurde. Mehr darf also nicht gebaut werden, fallen aber alte Objekte weg, wird somit Platz für Neues.
1400 STEGE
In den Wörthersee sind rund 1400 Stege gebaut, oft extrem knapp aneinander aufgereiht.
26 Schutzzonen sollen künftig verhindern, dass die Situation noch schlimmer wird. Drei davon befinden sich in Reifnitz, fünf in Maria Wörth, zwei in Schiefling, zwei in Velden, drei in Techelsberg, fünf in Pörtschach, zwei in Krumpendorf und vier in Klagenfurt.
(TEXT: JOSEF PUSCHITZ)
HINTERGRUND: „Bauwut“ an vielen Seen
In Kärnten liegen 1270 stehende Gewässer. 60 Quadratkilometer macht ihre Fläche insgesamt aus – und die freie Fläche wird immer kleiner. Denn nicht nur den Wörthersee hat die „Bauwut“ der letzten Jahrzehnte zugesetzt: „Das Problem mit der Bebauung haben wir an vielen größeren Seen. Aber am Wörthersee ist es am schlimmsten“, weiß Harald Tschabuschnig, Abteilungsleiter des Kompetenzzentrums Umwelt, Wasser und Naturschutz der Landesregierung. Auf den nächsten Platz in der Bebauungs-Hitparade setzt er den Ossiacher See. „Dort wollen zwar auch viele Leute bauen, er ist aber durch Grundstücke, die der öffentlichen Hand gehören, besser geschützt als der Wörthersee.“ Dass dieser jetzt auch zusätzlichen Schutz genießt, freut Tschabuschnig naturgemäß. „Wir versuchen schon lange, so eine Regelung zu erreichen, dieser Weg ist sicher besser, als es über Verordnungen zu machen.“ Dass diese Maßnahme höchste Zeit war, zeigen die Wasserproben, die die Umweltabteilung in den letzten Jahren aus dem Wörthersee zog. „Die Werte haben sich verschlechtert, diese Entwicklung wollen wir aufhalten, bevor sie nicht mehr umgekehrt werden kann.“ Tschabuschnig spricht damit das sensible Ökosystem an, das den See prägt. „Die Summe an Bauten hat diese Situation am Wörthersee ausgemacht.“