Kleine Zeitung_27.03.2011
Baukultur geht baden
Investitionen in touristische Infrastruktur werden in Kärnten seit Jahren gefordert. Nun sollen an den Kärntner Seen Badehäuser errichtet werden, die vom Werzerbad in Pörtschach inspiriert sein und Wiedererkennungswert haben werden, so die Vorstellung der Markenbildner. Diese sollen als gebaute Produkte der neuen Kärnten-Marke „Südlust“ (?) versprechen. Das Badehaus entstammt ursprünglich der Badekultur der vorletzten Jahrhunterwende. Die Kultur des Badens hat sich inzwischen gewandelt. Somit soll das Badehaus des 21. Jahrhunderts andere Funktionen beherbergen: Errichtet wird der weiß lackierte Holzbau in Passivhausstandard und mit einem beheizten Becken im See – Wo also einerseits Energie eingespart wird, verdampft diese an anderer Stelle in die Luft. Auch die Reminiszenz an die sogenannte Wörtherseearchitektur ist fragwürdig. So besitzt unbehandeltes Holz nach heutigem Wissensstand den besten weil natürlichen Schutz, während eine Lackierung nicht nur wartungsintensiv, sondern auch wenig umweltverträglich ist. Zu kritisieren ist jedenfalls die Vorgehensweise der Entwurfsbestellung: Bei öffentlichen Projekten dieser Größenordnung muss ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben werden, und auch private oder PPP-Projekte gewinnen durch einen Wettbewerb an Qualität. Und um auch die Kosten anzusprechen – ein Badehaus soll rund 4 Mill. Euro in der Errichtung kosten. Die Frage ist jedoch vielmehr wie hoch die Betriebskosten sein werden. (Astrid Meyer)