Kronen Zeitung: "Argumente und Theater gegen die Abrissbirne"
Kanaltaler Siedlung in Villach: Künstler setzen sich ein für Wohnen statt Räumen sowie für geschitsträchtige Bauten.
Mieter einer Villacher Siedlung lehnen sich auf, wenn die Kärntner Landeswohnbau über ihre Köpfe hinweg Häuser abreißen will, um eine neue, lukrative Wohnanlage zu bauen. Als ein Projekt des Baukulturjahres 2021 inszeniert des Theater a.c.m.e. den Kopfhörer-Spaziergang "Wohn/Räumen" durch die Kanaltal Siedlung.
(Artikel von Tina Perisutti)
Auf der Suche nach noch nicht verschütteten Dingen wie den propagierten Gartenanlagen stöt Marus Achatz als Fernarchäologe auf Sarah Rebecca Kühl als Immobilienmaklerin, die nicht müde wird, im Dauerverkaufslächeln vor einer Baustelle inmitten der geschichtsträchtigen Villacher Siedlung, die Vorzüge von sauberem, klarem und enkelfittem Wohnen in der neuen, teuren Wohnanlage anzupreisen.
Der Baukultur widmet das LandKärnten das Schwerpunktjahr, und dazu thematisieren Martin Dueller und Andreas Thaler vom Theater a.c.m.e. einfallsreich wie faktenbezogen, wie mit bestehenden Gebäuden umgegangen wird und was ein Abriss mit folgendem Neubau unter der Begriffshülse Reconstruction für Menschen und Natur bedeutet.
Achatz und Kühl navigieren das Publikum spritzig-bunt neben O-Tönen von "Ein"-Wohnenden, informativen Geschichten zu den Hof- und Gartenanlagen mitsamt Nachbarschaftshilfe sowie Pro- und Kontraargumentaen zu Neubau versus Sanierung durch die Siedlung, wobei sie das Publikum auch auffordern, der Landeswohnbau seine Wünsche hinsichtlich Wohnen mittels Post-it-Nachrichten zu hinterlassen - denn "das Land Kärnten bekennt sich zur Bedeutung des Engagements der Zivilgesellschaft in der Umsetzung von Werten udn Visionen für Kärntens Zukunft" - Ktn. Landesverfassung, Erster Abschnitt, Artikel 1 (6).
Zum Abschluss lädt die Unitiativgruppe Kanaltaler Siedlung in ihren malerischen Garten, wo Tini Trampler und Stephan Sperlich dieses wertvolle Bio- und Soziotop Villachs besingen. Bleibt zu hoffen,dass Joseph Beuys recht hatte, als er sagte, die Welt wäre nur mit Kunst zu ändern.