Nachruf_Günther Domenig
„Er baute, wie andere boxen. Sein Ring war das von Theodoliten abgesteckte Geviert der Baustelle. Sein Gegner das Gebäude. Seine Stärke war der fintenreiche Infight, nicht die Distanz. Schwer atmend stand er im Ring, den Kopf in die Papierbrust des Problems gebohrt, schlug er die Haken aus Beton, die Schwinger aus Stahl, die Uppercuts aus der Schulter der Details. Das war nicht elegant, aber ungeheuer kräftig. Und wirkungsvoll.
Er siegte immer vor der Zeit. Seine Gebäude waren stehend k.o.“ Wolf D. Prix
GET OFF MY CLOUD
Wolf D. Prix / Coop Himmelblau
Texte 1968 - 2005
Der gebürtige Kärntner Architekt Günther Domenig verstarb am 15. Juni 2012 im Alter von 77 Jahren in Graz. Er lehrte und forschte seit 1980 an der TU Graz und hat seit den 1960er Jahren verschiedene Architekturstile, darunter den Brutalismus, den Dekonstruktivismus und den Strukturalismus, entscheidend mitgeprägt. Als revolutionärer Professor am Institut für Gebäudelehre der TU Graz prägte er viele Architekturstudenten und verhalf der Architekturfakultät zu internationaler Bekanntheit.
In Kärnten hat er 22 Jahre an seinem persönlichen Hauptwerk gebaut. 2008 wurde das von ihm geschaffene „Steinhaus“ in Steindorf am Ossiachersee eröffnet und zu seinem architektonischen Vermächtnis. Darüber hinaus verwirklichte er den Zubau am Stadttheater Klagenfurt, das FUNDERNOVUM in St. Veit und die Modeboutique von Rikki Rainer. Mit dem Baukomplex für die Kärntner Landesausstellung in Hüttenberg gelang ihm ein ausdrucksvolles Beispiel für seine stetige und intensive Auseinandersetzung mit dem Bauplatz und dessen Geschichte.
Seinem Ruf als Querdenker wurde Domenig in nahezu jedem Bauwerk gerecht, er hat es jedoch stets verstanden letztlich seinen eigenen Ideen in klaren Strukturen den Vorzug gegenüber konventionellen Überlegungen zu geben. Diese Haltung hält uns ein klares Ziel vor Augen, nämlich die Unabhängigkeit des kreativen Geistes.
Raffaela Lackner
Architektur Haus Kärnten