newroom.at: "Denkwürdiges am Weißensee"
(Artikel von Martina Pfeifer Steiner)
Landschaft weiter denken. Baukultur zwischen privaten und öffentlichen Interessen. Das wurde vom „Universitäts.club | Wissenschaftsverein Kärnten“ in Kooperation mit dem Architektur Haus Kärnten und weiteren Partnern zum „Baukulturjahr 2021“ ausgerufen. Baukultur trägt maßgeblich zur Lebensqualität bei. Grund und Boden sind kostbar. Klimaschutz und Artenvielfalt haben höchste Priorität. Beim Symposium am Weißensee – es ist der schönste, türkiste, klarste Kärntens – geht es um ein Umdenken, um nachhaltigen Tourismus, auch um den Wirtschaftsstandort Kärnten, es geht um Lebensqualität. Die Vortragenden waren sehr gut gewählt, von einigen Highlights an dieser Stelle mehr:
Alfons Dworsky, emeritierter Professor für Architektur an verschiedenen Universitäten, hat die Strukturen im ländlichen Räumen eingehend untersucht und wichtige Bücher geschrieben. Das letzte dreiteilige Werk „Landschaft lesen“ (Strukturen: Flur.Ort.Haus / Überlegungen zum Bauen am Land / Architektur als soziales Ereignis, hg. Verein LandLuft) mit Judith Leitner. Beide gaben einen aufschlussreichen Überblick von der Landschaftsgenese über Landwirtschaft und Infrastruktur bis zum Umgang mit Naturgefahren: „Bauen ist Stoffwechsel mit der Natur.“
Die Landschaftsarchitektin Maria Auböck postuliert in ihrem Referat mit dem Titel „Mut zur Schönheit“: „Zeit ist ein Baumaterial!“ und die Landschafts- und Freiraumgestaltung als Wertschöpfung für kommende Generationen. Der Freiraum schafft ja den Zusammenhang jeglicher Baukultur! Die nachhaltige Weiterentwicklung von Siedlung und Landschaft sei für alle Gemeinden eine Herausforderung, es brauche das Umdenken in Zeiten des Klimawandels, um dem aggressiven Landschaftsverbrauch in den Regionen zu begegnen und zu neuen Profilen zu kommen.
Für Hermann Knoflacher gibt es ohne Kommunikation keine Kultur, auch keine Baukultur. „Steht etwas verkehrt, entsteht Verkehr!“ Der Professor emeritus am Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der TU Wien ist nach wie vor auch medial sehr präsent und seine Thesen stellen einen wesentlichen Beitrag zum Konzept der Sanften Mobilität dar. Es spricht mitreißend von einer evolutionären Degeneration. „Für die Komplexität der künstlichen Welt, die uns in den beiden vergangenen Jahrhunderten passiert ist, sind wir evolutionär nicht vorbereitet und nicht ausgestattet. Sie überwältigt uns. Und deshalb setzt sich das Auto ganz tief im Stammhirn des Menschen fest.“ Umgangssprachlich könne man also sagen, dass das Auto im Hirn jede Sicht auf das Auto kontrolliert! „Die Geschwindigkeiten dieser Zeit liegen außerhalb unserer Erfahrung. Der damit verbundene Maßstabsverlust findet nicht nur im Raum statt und wirkt unsichtbar auf uns zurück. Noch nie war es so leicht, der Unwirtlichkeit der geplanten, gebauten und organisierten Welt zu entkommen, wie mit dem Auto und noch nie war es so leicht möglich, Unwirtlichkeit gewinnbringend zu erzeugen. Grenzüberschreitungen täuschen Freiheiten vor, die meist in die Falle gefährlicher Abhängigkeiten führen.“
Jedenfalls – WEITER DENKEN!
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