Kleine Zeitung_Von Chancen & Risiken des Planens
Von Chancen & Risiken des Planens
(Text: ERWIN HIRTENFELDER)
Erst dieser Tage wurde das Café im Klagenfurter Napoleonstadel unter einem neuen Pächter wiedereröffnet. Seither trifft man in dem schmucken Gebäude, das erst Jahrzehnte nach dem Tod des Franzosenkaisers als „magistratliches Markthütten- Depositorium“ errichtet wurde, wieder vermehrt auf Anwälte, Richter und sonstiges Personal aus dem angrenzenden Landesgericht.
Die Hauptklientel des Hauses am St. Veiter Ring bleibt aber Kärntens Architektenschaft, die hier seit 18 Jahren ihren zentralen Treffpunkt besitzt. Um diesen kümmert sich seit vergangenem Mai die gebürtige Grazerin Sabine Mosser. Wie ihr Vorgänger Dietmar Müller, der sich neuerdings verstärkt auf seine Aufgaben in der Landesregierung (Ortsbildpflege etc.) konzentriert, kennt die gelernte Architektin die Probleme und Erfordernisse ihres Berufsstandes in allen Facetten. Nach ihrem Studium zunächst in Barcelona tätig, übersiedelte die 33-Jährige aus familiären Gründen nach Kärnten und war hier zuletzt für „spado architects“ tätig. DieGeburt ihres ersten Kindes führte sie schließlich zu ihrem jetzigen Teilzeitjob als Netzwerkerin und Ausstellungsmacherin.
Als solche will Sabine Mosser künftig weniger auf EU-Projekte setzen als vielmehr auf die „Basisarbeit der Architekturvermittlung“. Ihr Ziel: „Wir wollen das Haus der Architektur weiter für ein breites Publikum öffnen.“ Mit einem neuen Vereinsvorstand im Rücken will Mosser dies vor allem mit Ausstellungen, „niederschwelligen“ Workshops und intensivierter Jugendarbeit erreichen: „An einem Samstag pro Monat wollen wir gemeinsam mit dem ,architekturspielraum Kärnten‘ ein Angebot für Kinder machen.“ Weiters geplant sind innovative Präsentationsformate wie „PechaKuchaNights“ (mit bis zu 15 Kürzestreferaten), Newsletters und Miniexkursionen, etwa zur benachbarten Musikschule, die ab heute auch Gegenstand einer Eva-Rubin-Werkschau ist.
Gleichzeitig will der Napoleonstadel den derzeit 104 Architekten des Landes als Plattform und Fortbildungsstätte dienen. Unter dem ambivalenten Motto „Billig bauen“ werden sich in den nächsten zwei Jahren etliche Veranstaltungen mit den Möglichkeiten nachhaltigen Bauens auseinandersetzen, aber auch mit dem wachsenden Kostendruck für Kärntens Planer. Ein Beispiel aus Mossers eigener Erfahrung: „Es baut heute kaum mehr eine Wohnbaugenossenschaft mit Ziegel, was letztlich ein Sparen an der Raumqualität bedeutet.“ Parallel dazu sei die durchschnittliche Nettonutzfläche der Wohnungen auf 75 Quadratmeter gesunken.
Sparen muss das Haus der Architektur übrigens auch innerhalb der eigenen vier Wände. „Wir haben rund 40 Leute, die engagiert und ehrenamtlich mitarbeiten“, gibt Mosser Einblick in die kostengünstige Organisation ihres Hauses. 30.000 Euro Bundessubvention und kleinere Förderungen von Land und Stadt tragen das ihre dazu bei, dass sich die heimische Baukultur positiv weiterentwickeln kann.
(Text: ERWIN HIRTENFELDER)