Kleine Zeitung_11.08.2014_" Geldspritze vom Land für die Ortskerne"
Wie neues Leben und zusätzliche Bewohner in Ortszentren bringen? Jetzt sind Gemeinen zum kreativen Nachdenken aufgefordert.
Tote Hose, ausgestorben oder so 'was von nichts los. Immer mehr Ortszentren kämpfen damit. Weil der ländliche Raum "ausblutet", immer mehr Leute abwandern oder zum Arbeiten auspendeln bzw. viele draußen auf der grünen Wiese wohnen. Post und Polizeiposten gab's einmal, Wirt und Nahversorger kämpfen ums Überleben oder sind auch längst weg.
Die Ortskerne erhalten und wiederbeleben, für die Bürger gute Lebensqualität und für die Unternehmer gute Bedingungen schaffen, darauf setzt jetzt die Landespolitik, wenn die Gesetze für Raumordnung und Gemeindeplanung novelliert werden. Bestehendes forcieren und nützen (und entsprechende Fördergelder fließen lassen) statt Neubauten und teure Infrastruktur draußen auf der grünen Wiese schaffen, so lautet die aktuelle Formel.
Mit einer speziellen Förderinitiative zur Ortskernbelebung will die Landespolitik jetzt nachhelfen bzw. die Gemeinden anstupsen, kreativ zu sein. Gemeindereferentin Gaby Schaunig (SPÖ) hat ihre Fachbeamten beauftragt, Richtlinien zu erarbeiten, sie führt Gespräche mit Städte- und Gemeindebund. Gestartet werden soll die Initiative bereits im September.
Das Leben zurückholen
„Für den ländlichen Raum ist es überlebensnotwendig, dass es im Ortskern eine sehr gute Infrastruktur gibt", sagt Hartwig Wetschko, in der Gemeindeabteilung des Landes zuständig für kommunales Bauen. Mindesteinrichtungen wie Nahversorger, Gasthaus, Café, Kindergarten und Schule zählt der Architekt auf. Die Frequenzbringer, zu denen auch Arztpraxen zählen, soll es vor allem in jenen Gemeinden geben, die in den Entwicklungsprogrammen spezielle Bedeutung, also Zentralität haben.
Fürs Gurktal wäre das Straßburg, fürs Lavanttal St. Andrä oder Bad St. Leonhard, fürs Mölltal Winklern. In kleineren Gemeinden wie Maria Saal aber auch in Althofen oder Friesach würden "spezielle Qualitäten" zu berücksichtigen sein. Wetschko sieht das "baukulturelle Erbe" und die Wichtigkeit von Revitalisierung in historischen Zentren. "Nur Fassade, das kann's nicht sein. Da muss Leben zurückkehren", sagt der Architekt. Das sei Ziel der Förderinitiative des Landes. Pauschalrezepte gebe es nicht. Jede Gemeinde soll für sich das Passende finden.
Anstoß für Kreatives
Gemeinden sollen gemeinsam mit der Bevölkerung und eventuell begleitet von Experten über Schwerpunkte und Kreatives für ihren Ortskern nachdenken. Dieser soll Wohnen und Arbeiten, Wirtschaft und Handel, Kultur und Bildung sowie Versorgung und Freizeit abdecken. Die Herausforderung dabei: Es ist viel schwieriger, bestehende Bausubstanz neu zu beleben - "das braucht viel mehr Hirnschmalz", sagt Wetschko, als irgendwo neu zu bauen. Deshalb finanziert das Land in erster Linie die Planungen mit, maximal sind es 30.000 Euro; vorausgesetzt es gibt fürs Projekt einen Gemeinderatsbeschluss, die Bevölkerung war via Bürgerbeteiligung involviert und die Idee passt ins örtliche Entwicklungskonzept, streicht Schaunig hervor. In Summe will das Land für den Schwerpunkt 200.000 Euro freimachen. Ob das nicht wenig Geld für einen solchen Schwerpunkt sei? Schaunig streicht hervor: Für die (Bau-)Projekte selbst können dann nach dem ersten Planungsanschub die bestehenden Fördertöpfe des Landes angezapft werden.
Beispiele:
"Wir geben nichts vor. Jede Gemeinde soll für sich einen eigenen Schwerpunkt finden, der sie attraktiver macht, der vor allem auch ins örtliche Entwicklungsleitbild passt. Die Ideen sollen gemeinschaftlich mit der Bevölkerung entwickelt werden", heißt es von Landesseite zur Anstoßförderung für die Ortskernbelebung.
Einige Beispiele gibt es bereits: In Moosburg etwa entstanden mit dem neuen Gemeindezentrum mitten im Ort Arbeitsplätze für junge Kreative. Architekten, Werbefachleute oder Filmemacher können die Büroinfrastruktur günstig nützen. "Junge Leute werden motiviert, hier nicht nur dezentral zu wohnen, sondern auch vorort zu arbeiten", sagt Experte Wetschko von der Landesregierung. In Oberdrauburg hat man ganz bewusst den Nahversorger im Ortszentrum angesiedelt und nicht wie in vielen Gemeinden über lange Zeit praktiziert, für die Handelsketten draußen am Ortsrand Platz geschaffen. Gmünd hat sich sein spezifisches Profil bereits verpasst, wird automatisch mit dem Beinamen "Künstlerstadt" benannt. Der Themenschwerpunkt wurde zur Leitlinie für die Weiterentwicklung. "Wir wollen die Gemeinden motivieren, aus ihren Stärken und Potenzialen heraus auch schräge Ideen zu entwickeln und so ihre Zukunft zu meistern", heißt es von Landesseite. Treffen will eine Ortsteilentwicklung rund um die Volksschule, streicht Landeshauptmannvize Gaby Schaunig als Gemeindereferentin hervor. Mit Bürgerbeteiligung werde jetzt erarbeitet, wie die Wohn- und Grünraumgestaltung erfolgen soll.
(TEXT: ANDREA BERGMANN)
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