Pressekonferenz zum „Österreichischen Bodenforum 2014“ _28.10.2014_in Klagenfurt
Gut geerdet? Strategien gegen den Bodenverlust
Bodenschutz und sorgsamer Umgang mit Boden sind für künftige Generationen von zentraler Bedeutung
Land Kärnten setzt Maßnahmen für mehr Bodenschutz
Klagenfurt, 28. Oktober 2014 - Rechtzeitig zum UN-Jahr des Bodens 2015 widmet das Land Kärnten dem Bodenschutz einen Schwerpunkt in seiner fachlichen und politischen Arbeit. Dies strich Umweltreferent Rolf Holub heute im Rahmen der Pressekonferenz zum „Österreichischen Bodenforum 2014“ in Klagenfurt heraus. Kärnten verbrauche momentan Boden im Ausmaß von zwei Fußballfeldern pro Tag, hier gelte es künftig Maßnahmen für mehr Bodenschutz zu setzen. Dazu sollen in einem ersten Schritt alle relevanten Daten aus den verschiedenen Fachbereichen des Landes zusammengeführt werden: „Boden ist Wohn- und Lebensraum, Produktionsfaktor, Wirtschaftsstandort aber auch Puffer gegenüber Umweltbelastungen“, erklärt Holub die Bedeutung des Bodens. Die anstehende Novellierung des Raumordnungsgesetzes werde auf diese Herausforderungen eingehen: „Wir haben die Problemstellungen erkannt und werden sie in Kärnten lösen. Ziel der Novelle wird es sein, unseren zukünftigen Generationen einen funktionsfähigen, gesunden und gestaltbaren Kärntner Boden zu hinterlassen“, so Holub.
Zersiedelung – die unterschätzte Zukunftsbelastung
Gerlind Weber von der Universität für Bodenkultur wies auf die starke Zersiedelung Österreichs hin. Es werde viel mehr Boden verbraucht als für die Abdeckung menschlicher Bedürfnisse erforderlich sei. Dies habe weitreichende Folgen, so Weber: Für eine Region bedeute Zersiedelung einen wirtschaftlichen Wettbewerbsnachteil, Nachteile für den Klimaschutz und sei gerade im Hinblick auf den demografischen Wandel zu vermeiden. Zersiedelung sei zudem sehr kostspielig für das Gemeinwesen: „Bodensparen heißt daher auch verantwortungsvoller Umgang mit Steuergeld“, so Weber.
Umweltbundesamt: Effiziente Flächennutzung
"Wir müssen mit unseren Böden wesentlich sorgsamer umgehen und die Flächennutzung effizienter gestalten“, weiß Karl Kienzl, stellv. Geschäftsführer im Umweltbundesamt. Rund 75.000 Hektar sind in Österreich als Bauland gewidmet, aber nicht bebaut. Wenn weiterhin Baulandreserven ansteigen, bedeutet das den Verlust von tausenden Hektar Boden in Österreich.
(v.l.n.r. Weinberger, Holub, Weber, Kienzl, Baumgarten)
In Kärnten rechnen Expertinnen und Experten bis zum Jahr 2030 mit einem Bevölkerungswachstum rund um die Städte Villach und Klagenfurt bei einem gleichzeitigen Bevölkerungsrückgang in den ländlichen Gemeinden. Damit wären die hochwertigen Agrarböden rund um diese beiden Zentren verloren. Das Umweltbundesamt empfiehlt daher, Flächen für die landwirtschaftliche Produktion, für Hochwasser-Rückhaltezonen und für Naturräume als Vorrangflächen in der Raumordnung zu definieren. Die Nutzung von brachliegenden Industrie- und Gewerbeflächen sowie von ungenutzten Wohnflächen im Dorf oder in der Stadt soll Vorrang vor Ansiedelungen auf der grünen Wiese haben. Darüber hinaus soll durch Bildungsinitiativen ein neues Bodenbewusstsein bereits in der Schule gefördert werden, wie etwa durch das Projekt „Boden macht Schule“ der Österreichischen Bodenkundlichen Gesellschaft, das vor kurzem von der UNESCO ausgezeichnet wurde.
Hagelversicherung: Österreich ist „Europameister“ bei der Verbauung fruchtbarer Böden
Täglich werden in Österreich 22,4 Hektar wertvolle Wiesen und Äcker für Straßen, Siedlungen, Shopping-Center oder Industriehallen verbaut. Das entspreche der durchschnittlichen landwirtschaftlichen Fläche eines Bauernhofes oder 31 Fußballfeldern, so Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung. Alleine in Kärnten werden 1,5 Hektar pro Tag und damit rund 550 Hektar pro Jahr wertvoller Flächen oder 0,50 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen versiegelt. Diese steigende Versiegelung von Agrarflächen hat ökologische und klimatische Auswirkungen.
„Daher versuchen wir als Naturkatastrophenversicherer durch Öffentlichkeitsarbeit Bewusstsein zu schaffen, um den Bodenverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren. Wenn wir jetzt nicht handeln, gibt es hochgerechnet in 200 Jahren keine Agrarflächen mehr in Österreich. Der Boden ist die Basis für unser Leben. Mit einer bodenschonenden Raum- und Verkehrsplanung im Heute wird das Klima von morgen gemacht und nicht die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder verbaut“, fasst Weinberger zusammen.
Im Rahmen des „Österreichischen Bodenforum 2014“ in Klagenfurt hielt Arch. Roland Winkler (winkler+ruck architekten, Initiator der Themengruppe BILLIG BAUEN - Architektur Haus Kärnten) einen Vortrag unter dem Titel "ZU SPÄT! Eine Erkenntnis". Er ging dabei der Frage nach was man gegen die Zersiedelung machen kann? "Architekten, Städtebauer und Raumplaner beklagen seit Jahrzehnten die Zersiedelung und glauben genau zu wissen, was zu tun wäre. Aber der Zersiedeler, der will es so." (Zitat Roland Winkler)
Weitere Informationen:
Sabine Enzinger, Pressestelle Umweltbundesamt, T: 01/31304-5488
Fabian Rauber, Pressesprecher Landesrat Rolf Holub, T: 05/0536-22607
Mario Winkler, Pressestelle Hagelversicherung, T: 01/403 16 81-42