Bauherren-Preis 2004
der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
Ausstellungden Landesverband Kärnten
BEGRÜSSUNG:
Reinhold Wetschko (Präsident der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs, Sektion Kärnten)
BERICHT DER JURY:
Otto Karpfinger (Architekturpublizist)
VERLEIHUNG DER BAUHERRENPREISE:
Zentralvereinigung der Architekten Österreichs
anschliessend Buffet
Protokoll der Jurysitzung ZV-Bauherrenpreis 2004
Termin: 16. und 17. September 2004
Ort: Napoleonstadel – Kärntens Haus der Architektur
St. Veiter Ring 10, 9020 Klagenfurt
Tel.: 0463/504577 Fax: 0463/504601
Anwesend: Otto Kapfinger, Much Untertrifaller, Stefan Rutter,
Reinhold Wetschko und Dietmar Müller (Schriftführer)
105 Projekte wurden eingereicht und von den Juroren vor der Jurysitzung großteils besichtigt.
In einem ersten Wertungsrundgang verbleiben die Projekte Nummer 3, 8, 16, 19, 22, 23, 25, 28, 30, 32, 33, 42, 48, 50, 56, 60, 67, 71, 73, 74, 75, 77, 78, 82, 83, 84, 85, 86, 95, 96, 99, 100, 103, 104, 105 in der weiteren Wertung.
Als Ergebnis des zweiten Wertungsrundganges verbleiben die Projekte 8, 19, 23, 28, 30, 33, 42, 48, 56, 67, 71, 73, 74, 75, 78, 82, 96, 100, 103, 104 in der engeren Wahl.
Im dritten Wertungsrundgang erfolgt die Ermittlung der Preisträger. Es sind dies: Projekt Nummer 19, 23, 30, 33, 48, 56, 71, 78, 82, 96, 104.
Preisträger
Erweiterung Albertina Wien Studien- und Forschungsgebäude 2002, Wien
Bauherr: BMWA Burghauptmannschaft Österreich
Architekten: Steinmayr & Marscher, Wien
Wohnhausanlage am Hundssteig Krems, Niederösterreich
Bauherr: GEDESAG Gemeinnützige-Donau-Ennstaler Siedlungs-Aktiengesellschaft
Architekt: DI Ernst Linsberger, Wien
Apotheke zum Löwen von Aspern, Wien
Bauherr: Dr. Wilhelm Schlagintweit KG/PHOENIX Arzneiwaren G.m.b.H. Wien
Architekten: ARTEC, Wien
Pädagogische Akademie, Salzburg
Bauherr: Amt der Salzburger Landesregierung
Architekten: Fasch & Fuchs, Steiermark
Grenzüberschreitendes Dialektinstitut Oberschützen, Burgenland
Bauherr: Hianzenverein Oberschützen
Architekt: DI Hans Gangoly, Burgenland
Gemeindezentrum Blons, Vorarlberg
Bauherr: Gemeinde Blons, Bürgermeister DI Otmar Ganahl
Architekt: Mag. Bruno Spagolla, Vorarlberg
Skihütte Schneggarei, Vorarlberg
Bauherr: Geschwister Schneider
Architekten: Philip Lutz, Gerold Schneider/ Katia Polletin, Vorarlberg
Büro- und Gewerbezentrum IP.TWO, Wien
Bauherr: PRISMA Standort und Stadtentwicklungs G.m.b.H.
Architekten: BKK – 3, Wien
Headquarter s.i.e., Vorarlberg
Bauherr: System Industrie Elektronic AG
Architekten: DI Bernhard Marte, DI Stefan Marte, Vorarlberg
Wohnungen und Bauernhaus Ramsau, Tirol
Bauherr: Natalie Kröll
Architekt: DI Martin Feiersinger, Wien
Office Pavilion Klagenfurt BENE ZUMTOBEL-STAFF, Kärnten
Bauherr: Vereinigte Kärntner Brauereien AG
Architekten: Henke und Schreieck, Wien
Wohnungen und Bauernhaus Natalie Kröll
Bauherr: Natalie Kröll, Ramsau im Zillertal
Architekt: Martin Feiersinger, Wien
Das Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert wurde einfühlsam renoviert, der angebaute Stall abgetragen und unter Wahrung des Verhältnisses der beiden Baukörper zueinander neu aufgebaut. Die Fassadenverkleidungen und Schiebeläden aus den unbehandelten alten Brettern des Stalls führen zu einem verblüffend selbstverständlichen, erfrischenden Erscheinungsbild. Trotz des Drucks aus dem sozialen Umfeld und der Behörden, das ererbte Bauernhaus abzureißen – wie es in den alpinen Ferienorten leider üblich ist – war die junge Bauherrin fest entschlossen, das Gebäude mit einem Architekten - auch das nicht selbstverständlich - behutsam zu restaurieren und das Ensemble zu bewahren. Trotz vieler Widerstände und daraus resultierender Verzögerungen im Bauablauf wurden die mit dem Architekten erarbeiteten Konzepte von der Bauherrin beharrlich durchgezogen und umgesetzt. Das Bauen in den Alpen ist heute geprägt von klischeehaften Lösungen mit regionalistischen Formenverschnitten als Ergebnis des kleinsten gemeinsamen Nenners örtlicher Sehgewohnheiten. Zu solchen, in den Alpentälern allgegenwärtigen Grotesken zeigt dieses Projekt eine beispielhafte Alternative.
Gemeindezentrum Blons
Bauherr: Gemeinde Blons, Vorarlberg
Vertreten durch Bürgermeister DI Otmar Ganahl
Architekt: Bruno Spagolla, Bludenz
Kunst am Bau: Franz Gassner
Die kleine Berggemeinde, die 1954 durch ein Lawinenunglück schwer getroffen wurde, realisierte ihr neues Zentrum fast ausschließlich mit Holz aus einem obsolet gewordenen, nach der Katastrophe gepflanzten Lawinenschutzwald. Das Ensemble aus zwei getrennten Baukörpern mit dazwischenliegendem, ebenen Dorfplatz, reagiert volumetrisch und räumlich präzise auf die bestehende Gebäudestruktur am Steilhang und beherbergt Schule, Gemeindesaal, Dorfplatzhaus, Lawinendokumentationszentrum und einen Gewerbebetrieb. Das Weißtannenholz wurde auf innovative Weise mit hohem Eigenleistungsanteil zu verschiedenen Massivholz-konstruktionen für Wand-, Decken- und Dachelemente verarbeitet. Zur Entscheidungsfindung wählte der Bürgermeister eine sehr direkte, demokratische Vorgangsweise. In zwei großen Dorfversammlungen wurde das Projekt am Beginn diskutiert, daraus eine Arbeitsgruppe aus interessierten BürgerInnen gebildet und mit Entscheidungskompetenz ausgestattet. Alle Aspekte der Planung wurden bis zur breiten Akzeptanz bearbeitet – bis zur Integration eines anspruchsvollen, sehr sensiblen Kunstprojektes. Im Rahmen einer funktionierenden Dorfgemeinschaft unter Ausschöpfung der örtlichen Ressourcen entstand ein Ort der Begegnung - mit über das Großwalsertal sicher hinausreichender Vorbildwirkung.
Schihütte Schneggarei, Lech
Bauherr: Geschwister Gerold, Christian, Schneider, Andreas und Angelika
Schneider
Vertreten durch: Gerold Schneider, Tannberg 59, 6764 Lech am Arlberg
Architekt: Philip Lutz, Bregenz, Gerold Schneider / Katia Polletin
Das Ortszentrum von Lech, geprägt von typischen Beispielen der Gattung klischeehafter Tourismusbauten, hat einen ungeliebten Nachbarn bekommen. Gegen den Willen der Gemeinde Lech, die aus ihrer Abneigung gegen qualitätvolle moderne Architektur keinen Hehl macht, setzten die Bauherren ihr engagiertes Konzept mit Hilfe der Bezirkshauptmannschaft und der Landes-Raumplanungsstelle konsequent durch. Es ist eine „Schihütte“ am Auslauf der Piste; Das sichtbare Tragwerk wurde aus sägerauen Weißtannenstämmen mit Waldkanten gefertigt; Fassaden, Dach und Fenster bestehen ebenso aus roher Tanne wie der gesamte Innenausbau, die massiven Teile sind Stampfbeton. Aus puren, unverfälschten Materialien, mit einer gehörigen Portion Augenzwinkern zeitgemäß durchgestaltet, entstanden vertraute, doch in keinem Detail nostalgische Räume, die den Gast mit viel Wärme und Herzlichkeit aufnehmen. Das Ziel der Gestaltung, alpine Atmosphäre und robuste Handwerklichkeit mit modernem Lebensgefühl zu verbinden, ist jedenfalls ganz souverän erreicht.
Headquarter s.i.e, Lustenau
Bauherr: system industrie electronic, Lustenau
Bauherr Udo Filzmaier
Architekt: Marte.Marte Architekten, Weiler
Im architektonisch ungewöhnlich niveauvollen Gewerbeareal des „Millenniumsparks“ sticht nebst einigen anderen bemerkenswerten Solitären der Turm der SIE AG hervor. Die in Beton modellierte Skulptur schöpft ihre Kraft aus dem spannenden Dialog von differenzierten Massivteilen mit den großflächigen Glasmembranen. Die sich von Geschoss zu Geschoss ändernde Trag- und Innenraumstruktur hat großen Einfluss auf das äußere Erscheinungsbild. Die reduzierte Materialität mit außenliegenden Sichtbetonflächen und Birkensperrholz im Inneren lässt zusammen mit den unterschiedlichen Geschosshöhen ein großzügiges, kommunikationsförderndes Ambiente entstehen. Die flache Hierarchie, die optimierten Arbeitsabläufe und eine innovative und unkomplizierte Gesamtstimmung prägen aus der Philosophie des Unternehmens heraus auch die Planung des Firmensitzes. In großer atmosphärischer Übereinstimmung mit den engagierten Bauherren schufen die Architekten einen maßgeschneiderten Behälter für die Arbeits- und Repräsentationsbedürfnisse des jungen, erfolgreichen Unternehmens.
Grenzüberschreitendes Dialektikinstitut Oberschützen, Burgenland
Bauherr: Hianzenverein Oberschützen, vertreten durch
Mag. Dietmar Ulreich
Architekt: Hans Gangoly, Graz
Dieses kleine Projekt besticht durch den Umgang mit dem Ort, mit der gewachsenen Struktur, welche im positiven Sinn – zeitgemäß übersetzt – weitergebaut wurde. Die differenzierte räumliche Qualität entwickelt sich trotz einfacher additiver Abfolge in elementarer Materialität aus unterschiedlichen Höhen, Belichtungen und vielfältigen Außenbeziehungen. Bemerkenswert ist vor allem der Zugang der Bauherrschaft, der Burgenländisch Hianzischen Gesellschaft Oberschützen, zur Thematik und zu ihrer baulichen Konkretisierung – vom Erwerb des geschichtsträchtigen Altbaus über die Abwicklung eines Architektenwettbewerbes für die neuen Zubauten bis zur Realisierung mit Einbeziehung von Eigenleistungen. Die Instrumentalisierung von zeitgemäßer Architektur zur Vermittlung überlieferter bäuerlicher Sprache und Kultur erscheint exemplarisch und kreiert einen Ort des Dialogs zwischen Zeiten, zwischen sozialen Schichten und Wirklichkeiten - mit weitreichender Bedeutung für die ganze Region.
Pädagogische Akademie Salzburg
Bauherr Gebäude: Republik Österreich,
Bundesministerium f. wirtschaftliche Angelegenheiten vertreten durch:
Amt der Salzburger Landesregierung BGV I
Michael Pacher Strasse 36, 5020 Salzburg, Oberbaurat DI Erich Wenger
Bauherr Innenraumgestaltung:
Pädagogische Akademie Salzburg
Akademiestrasse 23, 50 20 Salzburg
Direktor Mag. Dr. Josef Sampl, Oberstudienrat Mag. Gottfried Niedermüller
Architekten: fasch & fuchs, Wien
Kunst am Bau: Thomas Hamann
Das stillgelegte Hallenbad und der Erdgeschossbereich des Sporttrakts waren Gegenstand des Umbaus in Bibliothek-, Didaktik-, Informatik-, Musik- und Medienzentrum. Der Baubestand wurde einschließlich des Beckens in seiner Konfiguration belassen, durch intelligente Eingriffe adaptiert, und enthält nun Bibliothek- und Didaktikbereich und – in einem eingezogenen Galeriegeschoss – das Informatikzentrum.
Die qualitätvolle Transformation unter sinnvoller Ausnutzung des Bestandes sowie das sensible Lichtspiel und die Zonierung in Ruhe- und Arbeitsbereiche sind besonders hervorzuheben. Bemerkenswert ist darüberhinaus, dass hier die Bauherrschaft im Umgang mit scheinbar unattraktivem Bestand von der Wettbewerbsausschreibung bis zur Durchführung den baukünstlerischen Anspruch gesucht hat, und dass speziell in Kooperation mit dem sehr engagierten Nutzervertreter, dem Akademie-Direktor, ein unter vergleichbaren Anlässen herausragendes Niveau der Licht-, Farb- und konstruktiven Detailaspekte erreicht wurde. Insgesamt bietet das Projekt ein Modellbeispiel des Umnutzens und Weiterbauens, - eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben aktueller Architektur.
Office Pavilion Bene Zumtobel-Staff, Klagenfurt
Bauherr: Vereinigte Kärntner Brauereien AG,
vertreten durch Hrn. Direktor Johann Stockbauer
Architekten: henke und schreieck, Wien
Der Büro- und Ausstellungspavilion in Stahl-Glas-Konstruktion ist durch seine Transparenz und die Verschmelzung von Innen- und Außenbereichen gekennzeichnet. Baumbestand, bepflanzte Atriumhöfe und die elegante, ökonomische Konstruktionsweise sind dabei die bestimmenden Elemente. Die Jury würdigt speziell die Tatsache, dass die Bauherrschaft in einem derzeit boomenden Sektor für die ganze Region einen Maßstab gesetzt hat. Dies betrifft auch den Umgang mit einer markanten Schnittstelle zwischen Naturraum, Verkehrsraum, benachbarten Altbauten und Stadt-Randgefüge.
Der offene Raumcharakter wurde von den beiden eingemieteten Firmen – Bene und Zumtobel Staff, in vorbildlicher Weise aufgegriffen und im Einzelnen instrumentiert. Er kommt den darin arbeitenden Personen zugute, deckt sich aber auch bestens mit der Ausstellungsfunktion für Einrichtungsgegenstände bzw. Leuchten. Ein Synergieeffekt wird durch die gemeinsame Nutzung des Schulungsraumbereiches erzielt.
Als Synthese moderner Baukonzeption mit adäquater Nutzung demonstriert das Projekt die heute so oft angesprochene, aber selten erreichte Wende vom funktionalistisch minimierten und hierarchisch determinierten Raum korporativer Arbeitswelt - zu einer offenen und kommunikativen, vernetzbaren und individualisierbaren Büro-Landschaft.
Wohnhausanlage Am Hundssteig, Krems
Bauherr: GEDESAG – Gemeinnützige Donau-Ennstaler Siedlungs-Aktiengesellschaft, Krems, Niederösterreich
Direktor Günter Hanko
Direktor Bmstr. Ing. Alfred Graf
Architekt: Ernst Linsberger, Wien
Hochwertige, leistbare Wohnbauten als Nachverdichtungen urbaner Kernzonen sind ein Gebot der Stunde und immer noch selten. In Krems handelt es sich noch dazu um eine exponierte Lage am Schnittpunkt markanter Topografie mit den Silhouetten der Altstadt. Vom Architekten stimuliert, hat die Baugesellschaft ein Unternehmen gewagt, das ihre üblichen Standards überschreitet, aber anfänglich mit Vorurteilen in der Bevölkerung und mit Skepsis in Expertenkreisen konfrontiert war. Wegen der schwierigen Aufschließung und der Prominenz im Stadtbild wurde das Projekt mit dem örtlichen Gestaltungsbeirat in mehreren Schritten optimiert. Auch eine archäologische Grabung musste und konnte zeitlich und planlich integriert werden Das Resultat überzeugt durch exzellente Wohnwerte, bildet eine sensible Transformation des Geländes in ein netzartiges Relief von Innen- und Außenräumen: ganz private, besonnte Freibereiche sind mit weiten Fernblicken kombiniert. Durch Begrünung aller Dächer, durch Baumpflanzungen in den Höfen und bei den Zufahrten wird in absehbarer Zeit die feine Geometrisierung des Hügels in natürliche Konturen „einwachsen“.
Apotheke Zum Löwen von Aspern, Wien
Bauherr: Dr. Wilhelm Schlagintweit KG, Phoenix-Arzneiwaren GmbH, Wien
Vertreten durch Dr. Wilhelm Schlagintweit
Architekten: ARTEC Architekten, Wien
Die Rolle der Bauherrschaft begann hier schon in der Programmerstellung. Dr. Schlagintweit wies seiner Apotheke eine Fülle weiterführender Aufgaben zu und inspirierte damit die Architekten zur raumtypologischen Innovation. So wurde das Grundstück - in „dörflicher“ Umgebung, mit erhaltenswertem Baumbestand - zu einem Ort mit vielfältigen, urbanen Funktionen aufgewertet und neu definiert. Eine transparente, mit grünen Innenhöfen gegliederte Erdgeschoßzone verbindet quer durch den Baublock hindurch die anliegenden Straßenräume. Die frei gespannte Dachplatte mit den abgehängten, schwebenden Regalen unterstützt die Verwebung von Innen und Außen und schafft zugleich ein öffentlich zugängliches Dachplateau mit einem ebenso dekorativen wie lehrreichen und nützlichen Kräutergarten. Die Bauherrschaft hat da nicht nur den Architekten allen Spielraum zur
Interpretation ihrer Vision gegeben, sie nützt das polyvalente Raumgefüge auch mit regelmäßigen Veranstaltungen in einer kompetenten, inhaltlichen Struktur. Ein außergewöhnlicher Unternehmer schuf mit versierten Gestaltern ein neues Zentrum an Wiens Peripherie, einen Ort der Begegnung, der Fortbildung, der Inspiration für gesamtheitliche Lebens- und Umweltqualität.
Studien- und Forschungsgebäude der Albertina, Wien
Bauherr: Republik Österreich – BMWA, vertreten durch die Burghauptmannschaft Österreich,
Hofrat DI Wolfgang Beer
Architekten: Erich G. Steinmayr & Friedrich H. Mascher, Wien
Die Burghauptmannschaft Österreich betreut im ganzen Land ein Erbe von in jeder Hinsicht extravaganten Dimensionen. Zu dessen vitaler Erhaltung sind neben der reinen Pflege funktionelle und technische Interventionen unumgänglich. Das Studien- und Forschungsgebäude der Albertina integriert eine solche instrumentelle Nachrüstung und räumliche Ergänzung einer weltbekannten Institution in einem hochkomplexen, baugeschichtlichen Ensemble. Ein richtig entschiedener Wettbewerb, eine trotz vieler unvorhersehbarer Hindernisse und eines Direktionswechsels so elastisch wie konzise mit den Architekten durchgezogene Planungs- und Bauphase erbrachten ein Resultat von internationalem Rang: einen präzisen, sensiblen Umgang mit dem Bestand, und eine geniale Aktivierung der Raum-Reserve in der „unbewussten Tiefe“ des Baukomplexes. So erhielt der alte Raum- und Funktionskörper nicht nur den organisatorisch und technisch nötigen Schrittmacher, sondern gewann in den beiden neuen Innenhöfen einen bedeutenden, zeitgenössischen Zuwachs an räumlicher und gestalterischer Identität.
Büro- und Gewerbezentrum IP.TWO, Wien-Ottakring
Bauherr: PRISMA Standort- und Stadtentwicklungs GmbH, Wien
Vertreten durch Hr. Martin Nemeth, Fr. Elisabeth Hochleitner
Rotenturmstrasse 17/3/17, 1010 Wien
Architekten: BKK-3, Wien
An dieser Ecke des Gürtels ist Wien extrem laut, hart, schillernd. Das neue Bürozentrum ist das erste Gebäude, das auf diese, Situation offensiv reagiert und daraus eine neue Bautypologie entwickelt. Die Neigung der tangierenden Straße sowie die Schrägen der richtig im Eckbereich platzierten Rampen für die Tiefgarage sind in ein Kontinuum gebracht, das sich über Rampe und Garage hinweg in die Baustruktur fortsetzt: es hebt zur Ecke hin, im lauten Bereich des 1. Stockwerkes, ein schräges Bar-Restaurant in die Höhe und leitet, in der Gegenbewegung, über ein geneigtes Foyer zu der vom Hof belichteten Seminarzone hinunter. Dem nahtlos aus der örtlichen Situation herausgeschliffenen Raumgerüst mit der über alle Etagen offenen Mitte wurden schon im Rohbau kulturelle und gastronomische Events eingepflanzt, die nun im „Mezzanin“-Lokal und im Foyer mit öffentlichen Programmen weiterlaufen. Der Bau ist bewusst auf hausgemeinschaftliche und hybride Nutzung konditioniert, die Mieter konnten ihre Grundrisse mitbestimmen. Kommentar der Architekten: „Eine Verschiebung von Wirklichkeit kann nur über Inhalte und Programme erfolgen, die hier die Grenzen des „Zellenbüros“ eliminieren und überlappende Lebens-Arbeitszonen schaffen. Die Rolle des Bauherrn war genauso wichtig wie die des Architekten. Die gesellschaftliche Kompetenz, vom Bauherrn mitgetragen, ist unerlässlich, da reine Architektur – ohne Inhalt und Wollen – zum beliebigen Design verkommt.“