KUNST ALS ORT DER BEGEGNUNG
SymposiumSymposium im Rahmen der Landschaft des Wissens | Wissenschaftsverein Kärnten und des Kunstvereins Kärnten
110 JAHRE KÜNSTLERHAUS KLAGENFURT
Der Kunstverein Kärnten feiert 2024 das 110-jährige Jubiläum der Übergabe des Künstlerhauses an den Kunstverein Kärnten. In bewährter „Tradition“ (der Wissenschaftsverein Kärnten hatte bereits bei der Veranstaltung zum hundertjährigen Jubiläum des Kunstvereins mit einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung inklusive zweier Publikationen mitgewirkt), wird dieser Anlass auch 2024 zum Ausgangspunkt eines Symposiums, bei dem die Frage der gesellschaftlichen Bedeutung von Kunst und Wissenschaft im Hinblick auf gesellschaftliche Herausforderungen in den Fokus genommen wird. Der Kunstverein Kärnten im Künstlerhaus Klagenfurt als Haus der Künstler und Künstlerinnen folgt seiner Tradition zeitgenössischer Kunst, aber auch anderen Kunstrichtungen, wie Theateraufführungen, Lesungen und Konzerte, sowie kulturpolitischen Diskussionen Raum zu geben – seinen Auftrag als „Vermittler zwischen Kunst und Gesellschaft“ wahrnehmend.
PROGRAMM
18.00 Uhr
Begrüßung
Gilbert ISEP
Präsident Kunstverein Kärnten
18.10 Uhr
Kunst, Wissenschaft, Gesellschaft – ein kulturstiftender Zusammenhang?
Horst Peter GROSS
Der Diskurs zu Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft der „Landschaft des Wissens|Wissenschaftsverein Kärnten“ verfolgt den Anspruch, den Stellenwert von Kunst und Wissenschaft im Hinblick auf ihre Möglichkeiten zu thematisieren, auf gesellschaftliche Veränderungen gleichsam „seismographisch“ zu reagieren, Prozesse der kollektiven Reflexion auszulösen und gesellschaftlich relevante Probleme mit ihren je speziellen Mitteln zu begleiten. Doch wie müssen sowohl inter- und transdisziplinär orientierte Wissenschaft wie auch Kunst „angelegt“ werden, um diesem Anspruch eines transformativen forscherischen und zugleich reflexiven Dialogs entsprechen?
18.30 Uhr IMPULSVORTRÄGE
Unbedingt bedingungslose Phantasie. – Theater als „leerer Raum des Menschseins“
Angelica LADURNER
„Unbedingt“ beinhaltet ein Muss, eine Dringlichkeit, eine Bedenkenfreizone. „Bedingungslos“ meint bar jeder einschränkenden Vorgabe, welche Bedingung ist, zwar scheinbar ermöglichen soll, aber dennoch den Raum enger macht. „Phantasie“ als unerforschte, unbegrenzte, ungebremste Geisteswelt. Diese drei Worte umschließen den leeren Raum des Theaters, in dem das Menschsein einziger Gegenstand der Darstellung und gleichzeitig der Betrachtung wird. Aus diesen Voraussetzungen entsteht die Relevanz theatralischer Darstellung für jede Gesellschaft. Ohne Theater fehlt dem gesellschaftlichen Zusammenleben der Spiegel der Reflexion, das schillernd lustvolle Reflektieren des eigenen Seins durch spielerische Veranschaulichung, die im Mitleben ein Begreifen durch Wiedererkennen hervorruft. Genugtuung oder Ansporn, Abstoßen oder Schwelgen, Schönheit oder Entsetzen: Unbegrenzt die Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks, geerdet auf hölzernen Brettern der Bühne.
Klang als Medium der Verständigung? – Transkulturelle Brücken aus Sicht der Musikforschung
Eckehard PISTRICK
Der Vortrag erkundet auf Basis von action-research und der Begleitforschung im transkulturellen Orchester „Orpheus XXI“ die Potentialität von Klang, kulturelle Brücken zu bauen. Inwieweit kann Klang als Medium mit der ihm eigenen „sonic agency“ Haltungen und Transformationen auslösen, begleiten und neuorientieren? Wie klingt es, wenn sich soziales attunement in einem Ensemble vollzieht? Er fragt auch nach unserer Haltung des Hörens – wie können wir ein Hören zwischen den Kulturen, ein dekolonialisiertes Hören und ein Hören jenseits fester kultureller Zuschreibungen entwickeln und kultivieren und somit Musik als einen Imaginations- und Möglichkeitsraum der kulturellen Verständigung begreifen?
Architektur ist Begegnung
Raffaela LACKNER
Der gebaute Raum beeinflusst unser Verhalten. Räume können unser Wohlbefinden fördern, aber auch das Gegenteil hervorrufen. Räume beeinflussen unser Sozialverhalten, sogar unser Denken und unsere Gefühle. Architektur vermag durch ihre räumliche Gestaltung „Orte der Begegnung“ zu bilden, die das Zusammenkommen sowie den Austausch der Gemeinschaft fördern.
Wovon sprechen wir, wenn wir von der Architektur oder auch Kunst einer Zeit sprechen? Wird sie gemessen an der Summe von Häusern oder Kunstwerken, die entstanden sind? Ist Architektur Kunst oder Kunst Architektur? Was war, was ist und was kommt?
„UN-BEDINGT! – Bildende Kunst als Ort der Begegnung!?
Max SEIBALD
Kunst erfahren, am eigenen Leib erfahren, mit den eigenen Sinnen erfahren – sowohl als Künstler*in als auch als Rezipient*in – welchen Stellenwert hat das noch in einer Zeit, in der der Markt auf digitale Formate setzt, in der Kunst am Computer entsteht, in der Kunst am Computer konsumiert und mit Kryptowährung gehandelt wird? Neue Arbeitsprozesse, neue Ausstellungskonzepte und neue Wege im digitalen Zeitalter, die unbedingt ein Pendant brauchen, meinen Lilian Mattuschka, Heike Schäfer und Max Seibald.
Ein Künstler und zwei Künstlerinnen, die eines eint: das Material, aus dem sie ihre Werke schaffen. Holz ist das verbindende Element, ist das naheliegende Element für die thematischen Interpretationen, die sich mit relevanten gesellschaftlichen Fragestellungen unserer Lebens- und Wertekultur auseinandersetzen, und die immer unmittelbaren Bezug zum Material haben.
19.30 Uhr
Podiums- und Publikumsdiskussion
Kunst als Ort der Begegnung
Moderation: Elisabeth FALLER, MSc,
Vizepräsidentin Kunstverein Kärnten
20.00 Uhr
Ausklang
IMPULSGEBER:INNEN
Elisabeth FALLER
MSc, Unternehmensberaterin, seit 2017
Vizepräsidentin des Kunstvereins Kärnten, seit 2012 im Vorstandsteam der „Landschaft des Wissens|Wissenschaftsverein Kärnten“. Von 2005-2016 Vorständin und Geschäftsleiterin einer regionalen Genossenschaftsbank, mit besonderem Bezug zum Förderauftrag von Genossenschaften. Funktionen im Bereich von Interessensvertretungen (WKO Bundessparte Banken und Versicherungen von 2010 bis 2020, SVS Verwaltungsrätin seit 2021). Von 2012 bis 2023 Vorstandsmitglied bei Oikocredit Austria (Förderverein von Oikocredit International in Holland - Mikrokreditorganisation). Lebenslange Kulturarbeiterin und Brückenbauerin im Alpe-Adria-Raum nach Kärnten hin mit zahlreichen organisatorischen Aktivitäten im interdisziplinären Raum zwischen Kunst, Literatur, Musik, u.a. Mitorganisatorin eines biennalen und trilateralen Alpe-Adria-Literatursymposiums von 2003-2021 für den Kärntner SchriftstellerInnenverband mit Schwerpunkt „Literatur in kleinen Sprachen“. Vorstandsmitglied in mehreren Kulturvereinen. Moderatorin von Kulturveranstaltungen.
Horst Peter GROSS
Prof. Mag. Dr., Philosoph, Interventionsforschung und Beratung. Herausgeber der Publikationsreihe „Klagenfurter Interdisziplinäres Kolleg“ (PROFIL-Verlag, München) und der „Edition Kunst|Wissenschaft|Gesellschaft“ (Wieser Verlag, Klagenfurt).
1983 bis 2022 in der Kärntner Sparkasse AG in unterschiedlichsten Funktionen, u.a. Projektleiter zum Aufbau des Geschäftssystems Slowenien, zuletzt Leiter des Werteprozesses sowie des Instituts zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. 1988 bis 2005 Mitglied des wissenschaftlich-künstlerischen Beirates des Universitätskulturzentrums UNIKUM; 1997 bis 2003 Mitglied des Universitätsbeirates der Universität Klagenfurt, zuletzt Vorsitzender; 2003 bis 2008 Vorsitzender des Universitätsrates der Alpen-Adria Universität Klagenfurt. Seit 1995 Präsident der „Landschaft des Wissens|Wissenschaftsverein Kärnten (gegründet als „Universitäts.club“), für den er 2019 gemeinsam mit Prof. DDr. Franz Josef Radermacher den Wissenschaftspreis der Österreich Deutschland Gesellschaft erhielt. 2020 wurde ihm von Bundespräsident Dr. Alexander van der Bellen der Berufstitel Professor verliehen.
Raffaela LACKNER
Raffaela Lackner leitet seit 2011 das Architektur Haus Kärnten in Klagenfurt. Sie kuratiert, programmiert und organisiert interdisziplinäre Vermittlungsformate sowie Prozesse für unterschiedliche Zielgruppen. Unter ihrer Leitung entwickelte sich eine lebendige Plattform und ein offenes Forum für Baukulturvermittlung in Kärnten. Sie ist Vorstandsmitglied im Architektur-Spiel-Raum-Kärnten, im Bauarchiv Kärnten im Verein TINAA und Mitglied in weiteren Vereinen und Institutionen der Baukultur in Kärnten. Gemeinsam mit Elisabeth Leitner startete Raffaela Lackner 2020 den Podcast „Mutige Frauen braucht das Land“. 2022 erhielt sie den Würdigungspreis des Landes Kärnten für ihre Verdienste um die Architektur und Baukultur in Kärnten. Sie arbeitet und lebt in Klagenfurt.
Angelica LADURNER
Theatermensch seit dem 11. Lebensjahr, Schauspielerin, Regisseurin, Intendantin der Komödienspiele Porcia, Autorin zahlreicher Theaterstücke, Lehrende an der Universität Mozarteum, ORF-Sprecherin.
Eckehard PISTRICK
ist Professor für Ethnomusikologie an der Gustav Mahler Privatuniversität Klagenfurt und war zuvor von 2017-2023 als (vertretender) Juniorprofessor an der Universität zu Köln tätig. Er ist assoziiertes Mitglied im Centre de Recherche en Ethnomusicologie (CNRS) in Paris und Präsidiumsmitglied der Südosteuropa-Gesellschaft e.V. Zudem arbeitet er als Kurator, Filmemacher und Hörfunkautor u.a. für den Bayerischen Rundfunk. Publikationen: Dangerous Fields – Existentiality, Humanity and Musical, Creativity in German Refugee Camps, Violence: An International Journal 2(1), 1-22; Performing Nostalgia – Migration, Culture and Creativity in South Albania (Ashgate, 2015); Audiovisual Media and Identity Issues in Southeastern Europe (co-editor, Cambridge Scholars Publishing, 2011).
Max SEIBALD
wurde 1968 in Lienz geboren und wuchs auf einem Bergbauernhof in Heiligenblut am Großglockner auf. Er absolvierte zunächst eine Tischlerlehre, anschließend besuchte er eine private Schule für Bildhauerei in Bad Kleinkirchheim. Er studierte Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Joannis Avramidis und Michelangelo Pistoletto und Visual Arts an der Università IUAV di Venezia. Er lebte mehr als zehn Jahre im Veneto, aktuell lebt und arbeitet er in Wien und Kärnten. Sein bildhauerisches Werk ist in dem Buch „Max Seibald SHAPES OF SPACE“ (Ritter Verlag) ausführlich dokumentiert, seine Arbeiten im Bereich Architektur und Design in „Max Seibald SHAPES OF LIVING“ (Verlag Anton Pustet). Er wurde unter anderem mit dem Förderungspreis für bildende Kunst, Kärnten, ausgezeichnet, und ist regelmäßig Gast bei Symposien in Italien, Polen, Slowenien. Für sein Projekt my space 192 war Max Seibald für den Österreichischen Bauherrenpreis nominiert und 2022 mit dem „BigSee-Award für Architektur und Design“ ausgezeichnet.