Sorbische Kultur - PRECHOD ÜBERGANG PREHOD
AusstellungseröffnungDas kleine slawische Volk der Lausitzer Sorben lebt in Deutschland im nordöstlich von Dresden gelegenen Grenzgebiet zu Polen und Tschechien. Obschon es nur etwa 60.000 Personen umfasst, verfügt es über zwei Schriftsprachen – das Obersorbisch mit dem Zentrum Bautzen/Budyšin und das Niedersorbisch im Raum Cottbus/Chóśebuz.
Mit den komplexen Folgen der großflächigen Braunkohle-Tagebaugebiete in der Lausitz/Łužica/Łužyca – ein zentrales Thema dieses Projektes – beschäftigen sich viele der vorgestellten Künstlerinnen und Künstler in ihrem Werk.
Der Kunstverein Kärnten präsentiert im Sommer 2014 gemeinsam mit Partner-Organisationen die sorbische Kultur (Kunst, Foto, Film und Literatur), der Literaten wie Peter Handke oder Karl-Markus Gauß literarische Denkmäler gesetzt haben.
Im Architektur Haus Kärnten geben die Fotoarbeiten von Mathias Bulang einen Einblick die Begegnungen mit Menschen in der Lausitz und zum anderen zeigen die Bilder von Jürgen Matschie eine virutelle Illusion der Grenzlandschaften im Zusammenhang mit der Idealisierung der Braunkohlefolgelandschaften und des Tourismus. Als zusätzlichen Aspekt zeigt die Wanderausstellung "Die Sorben in Deutschland" einen geschichtlich-geografischen Überblick über das Volk der LausitzerSorben.
Fotoausstellung Matthias Bulang
Seine im bildjournalistischen Bereich angesiedelte Arbeit als Fotograf hat Matthias Bulang genutzt, um sein fotografisches Handwerk zur künstlerischen Klasse zu profilieren. Die Lausitz mit allen ihren Zwischentönen, bietet ihm ein weites, sich ständig neu formierendes Arbeits- und Motivfeld. Seine Impressionen von Begegnungen mit den Menschen vor Ort und Momentaufnahmen von aktuellen Ereignissen sind oft ganz pragmatischer Natur – weil dokumentarischer Art – und zeigen unmittelbar ihre Wirkung. Der Flüchtigkeit und Schnelllebigkeit des Journalismus entgegen setzt Matthias Bulang ein monumentales Projekt, dem er mehr als fünfundzwanzig Jahre seiner Lebensarbeit widmet. Es ist der letzten Generation von Frauen gewidmet, die tagtäglich die sorbische Tracht tragen. Die Bilder von Matthias Bulang, aufgenommen mit einer herkömmlichen Plattenkamera, sind eine Hommage an die unscheinbaren Heldinnen des Alltags, welche sich ungeachtet aller ihrer Generation auferlegten Lasten und entgegen aller Anfeindungen ihrer sorbischer Tracht, ihrer Muttersprache und ihres öffentlichen Glaubensbekenntnisses wegen ihre Lebensfreude, ihre Gottesfürchtigkeit und ihre Liebe zur Heimat bewahrt haben. Er stellt den nachgeborenen Generationen die Frage nach dem, was bleibt, wenn diese Frauen für immer gehen.
Christina Bogusz (Direktorin des Sorbischen Museum, Bautzen)
Fotoausstellung Jürgen Matschie
Der Fotograf Jürgen Matschie spürt mit seiner Kamera der doppelten Ordnung des Lebens nach, bewegt sich im realen Daseinsraum gleichermaßen wie im Bereich der virtuellen Illusion. Ihn fesseln vor allem Grenzlandschaften, Orte, wo Umwälzungen stattfinden, Antagonismen sichtbar werden, das Geschehen surreale Züge annimmt. Er begibt sich bewusst an die Reibeflächen spannungsgeladener Prozesse und legt den sichtbaren Wandel gesellschaftlicher, sozialer und nationaler Entwicklungen offen. Seit mehr als zwei Jahrzehnten widerspiegeln seine Bilder das Leben der Menschen mit der Kohle, erzählen von der Allgegenwärtigkeit der Schaufelradbagger und qualmenden Schornsteine direkt hinter ihren Höfen und von der Vernichtung und dem Verlust von Heimat. Aus seiner pragmatischen Sicht auf die Landschaft heraus entwickelt er nun neue Blickachsen, die auf nichturbanes Territorium als Ware zur Befriedigung menschlicher Gier hinleiten. Er stellt die Landschaft als Opfer der Kommerzialisierung um jeden Preis zu stets verfügbaren touristischen Erlebnisstätten in den Fokus seiner Arbeiten und benennt den Zusammenhang zwischen der Idealisierung der Braunkohlefolgelandschaften und der Touristisierung von schützenswerter Natur wie beispielsweise den Alpen. In vergleichender Weise zelebriert er das Majestätische und Irrationale der Landschaften und erhöht sie zu zeitlosen Orten der Illusion als Sinnbild für Zerstörung und Schönheit zugleich.
Christina Bogusz (Direktorin des Sorbischen Museum, Bautzen
Ausstellung bis 14.8.2014 im Architektur Haus Kärnten