4. Seenkonferenz_Nachbericht
Bausperren und Gestaltungsbeiräte rund um den See
WorkshopDie bereits vierte Seenkonferenz fand, am Dienstag, den 19. Februar im Casineum in Velden am Wörthersee statt. Über 100 interessierte TeilnehmerInnen aus Politik, Verwaltung, Tourismus, und Wirtschaft kamen zur Veranstaltung die vom Architektur Haus Kärnten und der Abteilung für Raumordnung des Landes Kärnten organisiert wurde.
Velden in der Vorreiter Rolle
Nicht ohne Grund wurde dieses Mal Velden als Location gewählt. Diese Marktgemeinde hat unter Bürgermeister Ferdinand Vouk eine Vorreiterrolle in Kärnten übernommen. Einerseits bei der Raumordnung, aber vor allem bei der Eindämmung der wuchernden Seenverbauung im Ort. Nach einem Baustopp wurde hier ein intensiver Prozess angestoßen, der nun in nachhaltigen Bebauungsplänen seinen Niederschlag findet. Der damit beauftragte Raumplaner DI Richard Resch und der Vorsitzende des Architekturbeirates DI Karl Heinz Winkler stellten diese Bemühungen gemeinsam mit dem Bürgermeister vor. Der für Gemeindeplanung und Raumordnung zuständige Landesrat Daniel Fellner versteht die dabei oft zutage tretende und oft emotionale Diskussion der Anrainer zum Thema Zweitwohnsitze: „Eine hohe Anzahl an Zweitwohnsitzen bedeutet oft auch das Ende für das Gemeinschaftsleben – etwa, wenn es in einem Ort nicht einmal mehr ein Kaffeehaus gibt.“
Bürgermeister Vouk lobt das Zusammenspiel der Planungsgremien
Der Bürgermeister von Velden, Ferdinand Vouk will überhaupt keine weiteren Zweitwohnsitze mehr zulassen und wünscht sich mehr Möglichkeiten um die Nutzung von Wohnraum auch zu kontrollieren. Ein Wunsch der bei der anschließenden Diskussion von vielen Bürgermeistern und Verwaltungsbeamten artikuliert wurde. Darüber hinaus will Vouk die Arbeit des Architekturbeirats in Velden nicht mehr missen und lobte auch dessen fruchtbares Zusammenspiel mit der Ortsbildpflegekommission. In Velden war 2016 eine befristete totale Bausperre von zwei Jahren erlassen worden. In dieser Zeit wurde ein Planungsausschuss ins Leben gerufen in dem Politik, Wirtschaft, Tourismus und Bürgern ein Leitbild erarbeiteten und sich verpflichteten in Zukunft nur noch die Ziele zu verfolgen die diesem Leitbild entsprechen.
Raumplaner Resch wünscht sich ernstgemeinte touristische Standortentwicklung in ganz Kärnten
Der mit diesem Prozess in Velden beauftrage Raumplaner DI Richard Resch erklärte in der Folge seine Grundlagenarbeit. Er versteht das Leitbild und die darauf fußenden Planungsinstrumente der Gemeinde als Chance gute Projekte zu ermöglichen und schlechtere zu verbessern. Mit einem Planungshorizont von 15 Jahren, wurde, beginnend mit der Bausperre im November 2016, mit der Bestandsaufnahme und der Erstellung des bereits angesprochenen Entwicklungsleitbildes begonnen. Nachdem dieses fertig war und sich alle Keyplayer dazu verpflichtet hatten es auch einzuhalten, wurde ein textlicher Bebauungsplan für die Gesamtgemeinde erstellt. Darauf fußen nun detaillierte Teilbebauungspläne für einzelne Gemeindeteile. Begleitet werden diese Bemühungen von Revisionen des örtlichen Entwicklungskonzepts und des Flächenwidmungsplans. Insgesamt ein sehr breiter und interdisziplinärer Prozess. Ziel all diese Maßnahmen ist es nicht zu Verhindern, sondern Rahmenbedingungen und Ziele zu definieren unter denen Investoren erwünscht sind. Dabei steht natürlich auch die Entwicklung des Tourismus im Vordergrund. Hier wünschte sich Resch abschießend für ganz Kärnten eine touristische Standortentwicklung, die auch ernstgemeint ist.
Landesrat Fellner spricht sich für klare Regeln aus
Zu den Herausforderungen der Entscheidungsträger in Sachen Raumordnung gibt Fellner zu bedenken: „Die Politik ist oft im Zwiespalt zwischen Verhinderer und Bewahrer.“ Daher spricht sich der Landesrat, der als ehemaliger Vizebürgermeister auch Erfahrung auf der Gemeindeebene hat, für Ehrlichkeit im Umgang miteinander aus: „Das bedeutet auch, dass wir Investoren ganz klar sagen müssen, was wir wollen und was nicht. Natürlich sind im Bereich der Raumordnung in den vergangenen Jahrzehnten Fehler passiert. Nun geht es darum, gemeinsam Lösungen zu finden. Was ich mir gut vorstellen kann ist, dass es künftig nur noch Widmungen gibt, wenn ein schlüssiges Seen-Entwicklungskonzept vorliegt.“
Architekturbeirat sollte frühzeitig eingebunden werden
Der Vorsitzende des Architekturbeirats Kärnten DI Karl Heinz Winkler prangerte anfangs ebenfalls die „Grundbuch statt Sparbuch“-Mentalität vieler Investoren an und warnte davor dieser nachzugeben. Das Ziel des Architekturbeirats sei es den Ausgleich zwischen Einzelinteressen und Gemeinwohl zu schaffen, der nur gelingen kann, wenn sich alle Seiten ein wenig bewegen und zu einem gemeinsamen Ganzen im Sinne der Baukultur finden. Dafür ist ein solches Gremium vor allem deshalb sinnstiftend, weil es ohne die unmittelbaren Einflüssen in der Gemeinde weisungsfrei urteilen kann. Der Architekturbeirat kann so auch zwischen den Standpunkten der Gemeinde, der Ortsbildpflegekommission, der Raumplanung und des Bundesdenkmalamtes ausgleichend wirken damit der Bauwerber friktionsfreier zum Ziel kommt.
Dafür ist es aber zentral, möglichst früh in Projekte eingebunden zu werden. Daher appellierte Winkler an die Bauwerber nicht mit fertigen Einreichplänen, in die bereits viel
Arbeit und Geld investiert wurde, zu kommen, sondern sich schon früher in der Projektentwicklung an einen Tisch zu setzen um sich so späteres „Streiten“ zu ersparen. Ein Anhaltspunkt für Bauwerber stellt auch der öffentlich zugängliche Kriterienkatalog des Architekturbeirats dar. Nachdem Winkler dann noch auf den österreichischen Baukulturreport einging und diesen auf die Veldener Situation herunterbrechen konnte schloß der Architekt mit aktuellen Best-Practise-Beispielen aus dem Ortsbild: Dem privaten Architekturwettbewerb für das Rocket Rooms Hotel und dem öffentlichen Wettbewerb für die Sanierung des Gemeindeamtes.
Angeregte Diskussion zum Abschluss
Anschließend an die Referate entspann sich eine angeregte Diskussion bei der Bürgermeister Vouk anderen Gemeinden riet unbedingt innerhalb der Gemeinde an einem Strang zu ziehen. Egon Jusner, in der Landesverwaltung zuständig für die rechtlichen Aspekte der Raumordnung, gab zu bedenken, dass es keinen Sinn mache, wenn das Land alles von oben herab reguliere. Besser sei es, wenn die Gemeinden die Grundlagenarbeit machten, denn schließlich herrsche dort der unmittelbare Kontakt mit den Problemen. Fellner abschließend: „Die heutige Seenkonferenz soll auch eine Initialzündung sein, um voneinander zu lernen, zu profitieren. Es braucht eine gemeinsame Kraftanstrengung, damit auch unsere Kinder später noch ein Kärnten, das der weltweit berühmten Postkarten-Idylle entspricht, vorfinden.“ In diesem Sinne geht es mit der 5. Seenkonferenz im Juni am Ossiacher See weiter.
Informationen zur Bausperre:
http://www.velden.gv.at/planen-bauen/oeffentliche-bekanntmachungen/
http://www.velden.gv.at/fileadmin/red_gem/Folder/befr._Bausperre_Velden_Statement_BGM.pdf
KÄRNTNER SEENKONFERENZ
Für die Zukunft unserer Seen.
Kontakt:
Raffaela Lackner
GF Architektur Haus Kärnten
mobil. 0043.664.1237564
mail. lackner@architektur-kaernten.at