Bauen am Land: „Alpiner Bauerngarten ins Heute übersetzt“
Bauen am Land: Teil 7
BAUKULTUR IM KÄRNTNER BAUER
Schwerpunkt im Rahmen vom Baukulturjahr 2021
von der FH Kärnten, dem Architektur Haus Kärnten und der Landwirtschaftskammer Kärnten
Alpiner Bauerngarten ins Heute übersetzt
von Dipl.-Ing. Lena Uedl-Kerschbaumer (Landschaftsplanerin, lenaplant.at)
Viele von uns denken beim Begriff Bauerngarten an üppige Krautköpfe, Stangenbohnen, Ribiselstauden und bunte Blumen hinter einem romantischen Lattenzaun. Eigentlich gehört die darin arbeitende Uroma mit Mantelschürze und Kopftuch zum idyllischen Bild dazu, und allein deswegen müsste er eigentlich Bäuerinnengarten heißen, der Bauerngarten. Und dass es schade ist, dass solche Gärten mehr und mehr verschwinden, sagen alle. Doch was macht einen Bauerngarten aus, und warum ist es auch heute noch klug, in jedem Nutzgarten ein Stück Bauerngarten mitzudenken? Antwort gibt uns das Projekt „Gåssnbånk und Kåbesgartl“, in dem uralte Gartentraditionen ins Heute übernommen wurden. Die gestalterischen Prinzipien des alpinen Bauerngartens haben ihre Wurzeln in den mittelalterlichen Klostergärten. Ein Bauerngarten dient der Produktion von Lebensmitteln für Küche und Auge und ist auf praktische, wirtschaftliche Arbeitsabläufe ausgerichtet. Gleichzeitig ist er Schmuckstück vorm Haus. Das Wissen um eine gute Ernte wird seit jeher über Generationen weitergegeben und um eigene Erfahrungen erweitert. Durch kluge Bodenbearbeitung und Kreislaufwirtschaft wird die Gartenerde von Jahr zu Jahr fruchtbarer. Baumaterialien für Stützmauern und Zäune sind von lokaler Herkunft, werden in traditionellem Handwerk gefertigt und sparsam eingesetzt.
Hier und dort ein Gartl
Historisch finden sich meist mehrere Nutzgärten rund ums Haus. Zum einen sind das in Hausnähe gelegene Salat- und Kräutergärten, zum anderen etwas entfernter liegende Feldgemüsegärten, die in Oberkärnten traditionell „Kåbes“ genannt werden. Stets bietet ein Zaun aus Lärchenlatten oder Fichtenästen Schutz vor Wild- und Weidetieren, denen die Gartenfrüchte ebenfalls gut schmecken würden. Die Grundrisse alpiner Bauerngärten sind entweder quadratisch und von einem Kreuzgang in vier Bereiche aufgeteilt oder rechteckig mit langen Beeten angelegt. Sie sind immer von einem breiteren Wirtschaftsweg und einer Rabatte mit mehrjähriger Bepflanzung wie Küchenkräutern, Blumen und Beerenobst umschlossen. Die mittleren Beete sind den einjährigen Kulturen wie Salat, Kohl- Wurzel- und Bohnengemüse vorbehalten. Die Trennung in ein- und mehrjährige Pflanzen erleichtert die wachstumsfördernde Bodenbearbeitung. Innerhalb der Gemüsebeete wird zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit seit jeher Fruchtwechsel zwischen einzelnen Kulturen betrieben. Die bewährten Bewirtschaftungs- und Gestaltungsgrundlagen bäuerlicher Nutzgärten finden sich – in abgewandelter Form – auch in älteren Wohnsiedlungen, Kleingartenanlagen oder Einfamilienhausparzellen der 50-er und 60-er Jahre. Sie funktionieren für jede Gartengröße und können sogar in einem Hochbeet angewendet mehrere Nutzgärten rund ums Haus. Zum einen sind das in Hausnähe gelegene Salat- und Kräutergärten, zum anderen etwas entfernter liegende Feldgemüsegärten, die in Oberkärnten traditionell „Kåbes“ genannt werden. Stets bietet ein Zaun aus Lärchenlatten oder Fichtenästen Schutz vor Wild- und Weidetieren, denen die Gartenfrüchte ebenfalls gut schmecken würden. Die Grundrisse alpiner Bauerngärten sind entweder quadratisch und von einem Kreuzgang in vier Bereiche aufgeteilt oder rechteckig mit langen Beeten angelegt. Sie sind immer von einem breiteren Wirtschaftsweg und einer Rabatte mit mehrjähriger Bepflanzung wie Küchenkräutern, Blumen und Beerenobst umschlossen. Die mittleren Beete sind den einjährigen Kulturen wie Salat, Kohl- Wurzel- und Bohnengemüse vorbehalten. Die Trennung in ein- und mehrjährige Pflanzen erleichtert die wachstumsfördernde Bodenbearbeitung. Innerhalb der Gemüsebeete wird zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit seit jeher Fruchtwechsel zwischen einzelnen Kulturen betrieben. Die bewährten Bewirtschaftungs- und Gestaltungsgrundlagen bäuerlicher Nutzgärten finden sich – in abgewandelter Form – auch in älteren Wohnsiedlungen, Kleingartenanlagen oder Einfamilienhausparzellen der 50-er und 60-er Jahre. Sie funktionieren für jede Gartengröße und können sogar in einem Hochbeet angewendet werden. Wesentlich für ertragreiches Gärtnern ist eine Kontinuität in der hausgärtnerischen Arbeit sowie die Weiterverarbeitung der Produkte durch Kochen und Haltbarmachen der Ernte. Weil sich in den letzten 50 Jahren das Leben vieler Menschen in Richtung Erwerbsarbeit, ganzjähriges Gemüseangebot im Supermarkt und häufiges Essen außer Haus verlagert hat, wachsen uns unsere Gärten im wahrsten Sinne des Wortes „über den Kopf“. Viele verfallene, ehemals prächtige Gärten sind stumme Zeugen dieser Entwicklung.
Links und mehr Infos:
www.baukulturleben.at, Baukulturjahr 2021 in Kärnten
www.architektur-kaernten.at, Architektur Haus Kärnten
www.fh-kaernten.at/ studium/ bauingenieurwesen-architektur, Fachhochschule Kärnten, Studiengang Architektur
Literatur:
Kuhle, Dagmar: „Der erfreuliche Nutzgarten“, in: „Der Gartenbau in vier Abtheilungen“, Notizbuch 57 der Kasseler Schule, AG Freiraum und Vegetation, Kassel 2001
Natur im Garten Niederösterreich: „Bauerngärten sind eine Liebeserklärung ans Leben“. Vortrag des Vereins „die umweltberatung“ Niederösterreich, 2004.
Gåssenbank und Kabesgartl
Im einem Baukultur-Vermittlungsprojekt der Reihe RaumGestalten wurde an der Landwirtschaftlichen Fachschule Litzlhof ein Lehrgarten neu angelegt. Eine gute Möglichkeit, Bauerngärten in ihrem typischen Charakter zu erhalten ist einerseits, ihre Gestaltungsprinzipien zu übernehmen, und andererseits, der „Uroma in der Mantelschürze“ gut zuzuhören, ihre Arbeit Schritt für Schritt zu erlernen und sie – übersetzt ins Heute – weiter zu tun. Das funktioniert übrigens auch ohne Schürze und Kopftuch, wie Lehrende sowie Schülerinnen und Schüler am Litzlhof beweisen.
Im Zuge der Neuanlage des Lehrgartens LFS Litzlhof wird in einem Baukultur-Vermittlungsprojekt der Reihe Raum- Gestalten die Tradition des alpinen Bauerngartens ein Semester lang erforscht, ins Heute übertragen und beim gemeinsamen Bauen und Bepflanzen umgesetzt. Die gesamte Schulgemeinschaft, allen voran die Schülerinnen der 3.-C-Klasse Gartenbau, Direktor Josef Huber und Gartenbaulehrerin Luise Lackner, ist mit Landschaftsplanerin Lena Uedl-Kerschbaumer am Gartenprojekt beteiligt. Kooperationspartner sind der Verein Architektur_Spiel_Raum und die Fachhochschule Kärnten. Gefördert wird das Projekt vom Österreichischen Austauschdienst, der Architekturstiftung Österreich sowie der Kammer der ZiviltechnikerInnen. Durch die Verlegung des Fachbereichs Hauswirtschaft zum Litzlhof musste auch der wunderschöne Drauhofener Lehrgarten wehmütig zurückgelassen werden. Für einen neuen Freiland-Lehrgarten – ergänzt durch ein Lehrglashaus in Holzbauweise – stand eine durch Stützmauern terrassierte Gartenfläche zur Verfügung. Weil ein Großteil der Gartenarbeit im Rahmen des Unterrichts durchgeführt wird, mussten die Größe und der damit verbundene Pflegeaufwand an die Zeitkapazitäten angepasst werden. Vorgesehen war die Errichtung von Hochbeeten und, in Anlehnung an historische Bauerngärten, ein Vierfeldergarten mit Kreuzgang mit Blumenrabatte.