Kärntner Kulturgremium: "RESOLUTION - Urheberrecht, Rathausplatz Spittal/Drau"
RESOLUTION ZUM THEMA URHEBERRECHT IM GENERELLEN
UND ZUM RATHAUSPLATZ SPITTAL AN DER DRAU IM BESONDEREN
Die Stadt Spittal an der Drau hat, nach Durchführung eines Bürger*innenbeteiligungsprozesses und unter fachlicher Begleitung durch den Planungsbeirat der Stadt im Jahre 2017 einen Architekturwettbewerb ausgeschrieben, zu dem zehn Büros aus Österreich geladen worden waren. Das Wettbewerbsverfahren folgte den anerkannten Regeln und trug den Titel "Innenstadt beleben". Ziel war die Neugestaltung von drei innerstädtischen Bereichen, nämlich Gendarmerieplatz, Kirchgasse und Rathausplatz und zwei verbindenden Gassen. Unmittelbar nach Abschluss des Verfahrens erhielt das siegreiche Atelier Gasparin & Meier Architekten den Auftrag, den ersten Teilbereich, nämlich die Gestaltung des Rathausplatzes, zu planen.
Die feierliche Eröffnung dieses ersten innerstädtischen Platzes der Stadt Spittal an der Drau erfolgte am 24.10.2019.
Mit der Gemeinderatswahl 2021 änderte sich das Kräfteverhältnis in der Stadt Spittal.an der Drau. Gerhard Köfer (Team Kärnten) hatte zuvor als Mitglied im Gemeinderat die von allen Parteien beschlossenen Entscheidungen für die Neugestaltungen mitgetragen, diffamiert aber nun, als Bürgermeister, mehr als drei Jahre nach der Fertigstellung des Rathausplatzes, wie man aus den Medien entnehmen kann, die an Umsetzung beteiligten Personen und die Gestaltung selbst, lässt Teile demontieren und Dekorationen anbringen.
Nachdem am 15.4.2023 ein erster kritischer Artikel im "Der Standard" erschienen war, der mehr als 600 Postings zur Folge hatte, traten vier Parteien (SPÖ, NEOS, GRÜNE, ÖVP) mit Kritik am Alleingang des Bürgermeisters und an "der Verkitschung" des Platzes auf den Plan, und veranstalteten eine Pressekonferenz, zu der sie die Architekten geladen hatten. Der ORF berichtete am selben Abend in Kärnten heute davon. Die Kleine Zeitung (Teil Oberkärnten), die bisher einem Sprachrohr des Bürgermeisters glich, berichtete am 6.5.2023 von der Pressekonferenz und widmete am Folgetag dem Bürgermeister wiederum viel Raum.
Das Kärntner Kulturgremium setzt sich für fachlich und künstlerisch hochwertige Lösungen ein. In diesem Sinne begrüßt es ausdrücklich den offenen und korrekt abgeführten Prozess der Findung und Realisierung der besten Lösung (Bürger*innenbeteiligung – Architekturwettbewerb – Umsetzung). Ein wesentliches Element in der Bewertung und Wahrnehmung besonderer Qualität ist die Einzigartigkeit einer Lösung, ihre Unverwechselbarkeit, also die erkennbare Autor*innenschaft.
Das Kärntner Kulturgremium wendet sich ausdrücklich gegen nicht mit den Urheber*innen von Werken abgestimmten oder durch sie selbst verursachten Veränderungen. Werke der Baukultur stellen – wie andere Werke der Kultur – als geistig-schöpferische Leistungen gesellschaftliche Werte dar, die es zu schätzen und pfleglich zu erhalten gilt.
Das Kärntner Kulturgremium hält aus oben dargestellten Gründen im Speziellen zum "Rathausplatz Spittal an der Drau" fest, dass die Entstehung dieses Projektes durch die demokratischen Gremien der Stadt einstimmig erfolgt ist und daher auch aus demokratiepolitischer Sicht eine Neubewertung des Bürgermeisters eine Missachtung der Bürger*innen und der Stadtvertretung bedeutet.
Das Kärntner Kulturgremium wendet sich ausdrücklich gegen Diffamierungen und Falschdarstellungen, wie sie Bürgermeister Gerhard Köfer in der amtlichen (sic!) Mitteilung der Stadtgemeinde Spittal an der Drau im Mai 2023 gegen den Planungsbeirat, pauschal gegen Architekt*innen und die Gestaltung an sich erhebt.
Das Kärntner Kulturgremium fordert, dass Veränderungen des durch die Architekten Gasparin & Meier gestalteten Platzes umgehend zurückgenommen werden und das Werk in seiner Gesamtheit wiederhergestellt wird.
Im Falle von neuen funktionellen Ansprüchen und Änderungsnotwendigkeiten ist mit den o.g. Architekten der Kontakt zu suchen, denn nur diese sind berechtigt Veränderungen zu planen. Als Kreatoren des Werkes kennen sie alle Zusammenhänge und Details und sind daher in der Lage, systemimmanent gute Lösungen für das Gesamtwerk zu finden.
Anlagen (finden Sie seitlich unter Downloads -in zeitlicher Abfolge):
Auslobung Wettbewerb "Innenstadt beleben"
Juryprotokoll Wettbewerb
Presseartikel:
Kleine Zeitung vom: 25.10.2019, 22.3.2023, 6.5.2023, 9.5.2023,
Leserbriefe in Kleiner Zeitung vom 10.5.2023
derStandard, 15.4.2023
Der Newsletter der ZEIT Österreich • 15/23
Pressemappe der sich gegen die Umgestaltung wendenden Parteien
ORF kärnten heute vom 15.4.2023: https://tvthek.orf.at/profile/Kaernten-heute/70022/Kaernten-heute/14177859
amtliche Mitteilung der Stadtgemeinde Spittal an der Drau, Mai 2023, No. 4, siehe Seite 3