Kleine Zeitung: „Beirat übt Kritik an Verbauung in den Bergen"
Vier touristische Großprojekte in Kärntens Bergen lassen auch Baukulturgremium nicht kalt.
Die Kleine Zeitung hat vor wenigen Tagen darüber berichtet: Für das Hochrindl, das Goldeck, das Klippitztörl und die Gerlitzen gibt es Projekte von Investoren, die insgesamt Hunderte Almhüttendörfer (Chalets) errichten wollen. Neben dem Kärntner Naturschutzbeirat, der warnend seine Stimme erhoben hat, äußert sich nun auch der Fachbeirat für Baukultur kritisch. Für das Baukulturgremium des Landes Kärnten spricht Architektin Sonja Gasparin. Sie warnt ebenfalls grundsätzlich vor den Entwicklungen, an mehreren Orten auf Almen Bebauungen vorzunehmen (einige wesentliche Argumente siehe Artikel rechts). „Fehler der jüngeren Vergangenheit dürfen wider besseres Wissen nicht wiederholt werden“, sagt Gasparin. Kärnten sei gebaut, das Vorhandene soll belebt und verdichtet werden, fordert Gasparin.
Kärnten ist gebaut. Es soll das Vorhandene belebt und verdichtet werden. Fehler der jüngeren Vergangenheit dürfen nicht wiederholt werden. (Sonja Gasparin, Fachbeirat für Baukultur Kärnten)
Ausschluss der Kärntner
Die Eröffnung neuer Bauareale in reizvollen Lagen, wie auf Almen, dient rein egoistischen Interessen auf Kosten von Natur und Allgemeinheit. Das freie Wandern wird dann nur noch um freie Enklaven herum möglich sein. Siehe Seeufer-Thema.
Mehr Verkehr
Bauen in distanzierten Lagen produziert Verkehr. Es fehlt jegliches halbwegs respektvolle Konzept in Bezug auf den Naturraum und die Ökologie. Die Zweitwohnsitze sollen mit dem Auto bis zur Haustüre angesteuert werden können.
Flächen zerstört
Hochsensible Almzonen, mit ihren kurzen Vegetationszeiten, also langsam sich entwickelnden Böden und deren Bewuchs, werden umgeackert (Wasser, Kanal, Strom, IT, Straßen, Beleuchtung) und mit Infrastruktur überzogen. Die natürliche Topografie wird verändert. Starkregenfälle werden die Täler in der Folge solcher Bebauungen noch mehr mit Murenabgängen etc. „beglücken“.
Neue Kosten für alle
Bauen in distanten Lagen kostet den Steuerzahler Geld, denn mit jeder Widmung berappen alle im Land Lebenden die Herstellung, Bereitstellung und den Erhalt der Infrastruktur. Wir alle müssen für die laufenden Kosten aufkommen.
Geisterorte produzieren
Zweitwohnsitze errichten heißt Produktion von Leerstand, von Geister-orten. Die Belagszeit kann man entlang der Seen beobachten. Aber: nur belebte Orte sind gute Orte. Und dass Zweitwohnsitze der Tourismuswirtschaft schaden, ist bekannt.
Pseudoromantisch
Die irgendwelchen Klischees von Bauernhäusern nachempfundenenen Objekte liefern keinen wertigen Beitrag zu einer zeitgemäßen Interpretation eines Ortes. Weder der Charakter der Objekte, noch deren dichte Anordnung entspricht im Mindesten dem Bauen am Berg, das sich immer durch angemessene Bedarfsdeckung ausgezeichnet hat.