Kleine Zeitung_24.02.2014_Idylle mit hohen Kosten
Zersiedelung hat ihren Preis: Gemeinden aber auch Private haben hohe Kosten. Kärnten sucht neue Lösungen für Raumordnung. Verdichten lautet die Empfehlung.
Das eine Einfamilienhaus hier, das andere ein paar Hundert Meter weiter weg in der grünen Wiese: verbunden mit Straße, Kanal, Wasserleitung, Strom. Zersiedelung ist teuer: Die Investitionskosten für die Infrastruktur von einem Kilometer Gemeindestraße betragen 1210 Euro. Oder: Die Erschließungskosten für ein Hektar Bauland betragen 242.000 Euro. Oder: die Erhaltungskosten pro Jahr für einen Meter Straße machen im Schnitt 25,7 Euro aus. Die Zahlen, die Erich Dallhammer vom Österreichischen Institut für Raumplanung Kärntner Bürgermeistern, Raumplanern und anderen Experten nennt, zeigen die Brisanz des Themas.
Zersiedelung: Das Problem hat Kärnten bereits. Samt hoher Folgekosten. Auch für die Pendler. Wer täglich 30 Kilometer mit dem Auto etwa nach Klagenfurt fährt, 45 Wochen im Jahr, hat Kosten von 1426 Euro, rechnet Dallhammer vor. Die Jahreskarte für öffentliche Verkehrsmittel macht 420 Euro aus.
Weil die Landespolitik das Raumordnungsgesetz novelliert, hat Landesrat Rolf Holub mit Landeshauptmannvize Gaby Schaunig eine breit angelegte Fachdiskussion entfacht. Mit Tagungen samt hochkarätigen Referenten.
Kärnten hat die Altlast zu tragen, dass es enorme Flächen gibt, die bereits in Bauland gewidmet sind. "Wir bräuchten 70 Jahre keine Umwidmungen", sagt Holub. Dallhammer nennt eine Infrastrukturabgabe als Korrekturmöglichkeit: Jene, die aufgeschlossenes Bauland nicht nützen, sollen einen finanziellen Beitrag leisten. Möglich wäre zudem, mit der Baulandwidmung eine Frist zu setzen, bis zu der gebaut werden muss, andernfalls droht eine Rückwidmung. In der Schweiz oder in Südtirol gibt es bei Neuwidmung für den Grundeigentümer die Verpflichtung, einen Beitrag für die Erschließung an die Gemeinde zu zahlen. Dallhammer empfiehlt, die Ortskerne zu stärken und zu revitalisieren. Im ländlichen Raum sollten Siedlungen kompakt und dicht entstehen.
(Text: Andrea Bergmann)
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