Kleine Zeitung_24.11.11_Ein Kyoto in der Raumordnung
„Bauen im Grünen und das klägliche Scheitern der österreichischen Kyoto-Ziele hängen miteinander zusammen.“
Noch liegen die Stimmen der Redner des „Billigbauen“- Symposions des Architektur Hauses Kärnten in der Luft, bei dem es darum ging, die enormen Infrastrukturkosten der Einfamilienhaussiedlungs–Un-Kultur aufzuzeigen, die der Gesellschaft auf der Tasche liegen und die sich nur mittels gemeinsamer Anstrengung aller politisch Beteiligter über die Raumordnung und die Organe vor Ort – die Meister der Bürger - regeln ließe, schon beschließt ein sich um die Wähler(stimmen) sorgender Landesrat (Josef Martinz) und der Gemeindebundpräsident (Ferdinand Vouk), den Raumordnungsbeirat abzuschaffen: Es dauerte ihnen zu lange, bis eine Widmung erreicht wurde. Jedenfalls oft länger, als es bis zur nächsten Wahl dauert. Wie soll man da auch seine Wahlversprechen einhalten? Am selben Tag beklagt ein anderer Zeitungsartikel das klägliche Scheitern der österreichischen Kyotoziele samt der daraus entstehenden Kosten für den Steuerzahler (der gerade noch Wähler war). Ja und? Wo liegt die Verbindung? Die liegt in der anfangs erwähnten „Billigbauen“ Initiative des Architektur Hauses: Da wird nämlich der Zusammenhang aus wild wuchernd ausufernder Zersiedelungspolitik – erreicht durch leichtfertig erteilte Widmungen – und daraus resultierenden Infrastruktur- und Verkehrskosten (CO2-Emissionen) aufgezeigt: Das billig erworbene Grundstück im Grünen erweist sich spätestens mit dem Kindergarteneintritt des ersten interfamiliären Klimaschutzerben als Standort des eigenen Taxiunternehmens. Anfangs fährt noch der Schulbus (übrigens auch mit Treibstoff aus dem mehr oder weniger nahen Osten), später kann auch dieser nicht mehr mit den Beginnzeiten der Gitarren- oder Schlagzeugstunde, der täglichen Balletteinheit und des Wochendknirpseturniers mithalten. Außerdem will er nicht immer beim Lieblingsdiskonter stehenbleiben, wo gerade das Bier im Angebot ist. Falls der Geradenichtchauffeur seinen Job nicht übers Internet ausübt (wie kommt übrigens dieses ins Haus?), wird ein Zweitfahrzeug sowieso unausweichlich. Andere Kleinigkeiten, wie Straßenerhalt, Kanal, Postzustellung, Telekommunikation, Schneeräumung zahlen zwar andere (Sie und ich!) über Steuern und Abgaben mit, aber der Zusammenhang ist zu komplex, um ihn in der Wahlzelle ins Kalkül zu ziehen, wenn es um den Vertrauensvorschuss an diejenigen geht, denen zuzutrauen wäre, eben diese Steuern zu verwalten. Da zieht doch das Versprechen für ein schmuckes Grundstück im Grünen – frei von Nachbarn und Kyoto, billig und bitte sofort - ungleich mehr, oder?
(Text: Roland Winkler - Architekt in Klagenfurt und hat diesen Beitrag für das Architektur Haus Kärnten geschrieben.)