BILLIG BAUEN
Themenschwerpunkt 2011-2014
Billig bauen will jeder!
Auch der, der teuer baut. Wer weiß wirklich, ob er billig gebaut hat. Manch einer baut billig, aber dafür alles zweimal, ein anderer zahlt beim Bau die Hälfte, bei den Fixkosten das Doppelte. Oder man hat ein Passivhaus gebaut, das im Winter zu warm wird. Viele bauen ihr Haus auf einem billigen Grundstück im Grünen und sind ihr restliches Leben unbezahlte Chauffeure im Zweitberuf. Ist es billig, den Stadtrand mit Billigwohnbauten zu vermüllen, während die Stadt voll teurer, aber leerer Wohnungen ist?
Baut jeder, der billig baut, wirklich billig?
Vorranginges Ziel aller an Bauten Beteiligten ist es zu sparen. Mag Kärntens Strukturschwäche dazu beitragen, dass es hier noch schwieriger ist, andere Qualitäten in den Vordergrund zu bringen. Besagte Schwäche ist aber nicht nur die Ursache, sondern inzwischen vielmehr das Argument - besser: die Ausrede dafür “billig bauen” zu müssen. So, dass es inzwischen für die Politik zur Basisstrategie geworden ist, zu sparen - sozusagen als Ersatz für komplexe und gut durchdachte Konzepte. Besser sparen als entwickeln. Die Bevölkerung wird skeptisch, wenn teure Planungsaufträge vergeben werden, deren Einsparungsziele erst in Jahren erreicht werden - lange nach der nächsten Wahl.
Dass derartige Folgekosten ausschließlich am Steuerzahler hängen bleiben, lässt sich über die Jahre hinter diversen Sparaufrufen und Kürzungen leicht verschleiern.
In den letzten Jahren schafft es der Begriff der Nachhaltigkeit ein wenig, sich dieser strategielosen Strategie entgegenzustemmen. Im Grunde besteht die Idee in der zeitlichen Investitionsumkehr: zuerst mehr zahlen, im Gesamtlebenszyklus aber weniger. Eine Strategie, die sich schwer tut mit kurzzeitigen Wahlintervallen. Die sich auch schwer tut, in strukturschwachen Regionen, die schon um die anfängliche Grundfinanzierung aufzustellen in arge Bedrängnis kommt.
Trotzdem: den Ausweg im “billig Bauen” zu suchen, führt erwiesenermaßen schräg nach unten, denn er nagt stetig an der Substanz und braucht sie unweigerlich auf. Dem kann nur strategische Planung Einhalt gebieten.
Der Themenschwerpunkt 2011-2014 vom Architektur Haus Kärnten zielt darauf ab, nicht nur derartige Strategien auf zu zeigen und zu präsentieren, sondern in Workshops und Diskussionsveranstaltungen solche auch zu entwickeln.
Hauptanliegen wird sein, den Begriff “billig bauen” in all seinen positiven und negativen Facetten zu hinterfragen, Missverständnisse auf zu decken und Alternativen an zu bieten. Es kann nicht sein, dass jedwede Qualitätsdiskussion in derart wichtigen Bereichen wie Stadtentwicklung, Siedlungsbau, Wohnbau vorrangig an Preiskriterien scheitert und nicht mehr ein zukunftsorientiertes, baukulturelles, ökologisch und ökonomisch verantwortungsvolles Anliegen im Vordergrund der Projektentwicklung steht. Es kann auch nicht sein, dass falsch verstandenes “billig bauen” verantwortungslos unsere zukünftigen Ressourcen aufbraucht und nachfolgenden Generationen energiefressende Monsterinfrastrukturen vererbt. Es sollen aber auch Konzepte zu Wort kommen, die wirkliches “billig bauen” zu Stande bringen, mit all den notwendigen - einer alles haben wollenden Konsumgesellschaft gegenüberstehenden - Konsequenzen.
Das Architektur Haus Kärnten möchte durch ein breit gefächertes Angebot an verschiedenen Veranstaltungen möglichst viele Entscheidungsträger ansprechen, informieren und in die Diskussion einbeziehen. Es ist auch daran gedacht, die Vertreter der eigenen Berufsgruppe stärker an zu sprechen und mit Informationsveranstaltungen am Laufenden zu halten.
Roland Winkler, Architekt
Themengruppe BILLIG BAUEN
Weitere Informationen:
Pressekonferenz zum „Österreichischen Bodenforum 2014“ _28.10.2014_in Klagenfurt
28.10.2014
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