Kronen Zeitung_2015.12.03_Diexer Holzhaus ohne Attitüde
03.12.2015
weiterlesen …Ein Wohnhaus in Diex wurde gestern mit dem Kärntner Landesbaupreis 2015 ausgezeichnet.
Nimmt man die Zahl der Einreichungen als Maßstab für die wirtschaftliche und baukulturelle Entwicklung eines Landes, dann steht es um Kärnten derzeit eher schlecht. Nur 22 Projekte wurden dieses Jahr für den Landesbaupreis eingereicht. In den 1990er Jahren, als diese Auszeichnung erstmals im Klagenfurter Napoléonstadel vergeben wurde, waren es bis zu vier Mal so viele.
Gestern Abend war es wieder so weit. Im Architektur Haus Kärnten standen vier Projekte im Rampenlicht, die von einer hochkarätigen Jury unter dem Vorsitz von Adolph Stiller (Salzburg) und Maruéa Zorec (Laibach) für preiswürdig erachtet wurden - übrigens keine Selbstverständlichkeit angesichts einer einschneidenden Budgetkürzung, die erstmals zur Folge hatte, dass die Gewinner heuer ohne Preisgelder nach Hause gehen mussten.
Eine kleine Überraschung war auch der Hauptpreis selbst. Hatten einst Jurygrößen wie Otto Kapfinger und Friedrich Achleitner die Devise ausgegeben, dass kein Einfamilienhaus des Landesbaupreises würdig sei - weil zu wenig nachhaltig im Sinne von Raumverdichtung und Energieeffizienz - so kürte man diesmal ein Wohnhaus an den Ausläufern der Saualpe zum großen Sieger. Geplant vom oberösterreichischen Architekten Gernot Hertl handelt es sich dabei um einen unverschnörkelten Holzbau „mit klarem Volumen", der sich neben seiner archaischen „Robustheit" auch durch eine „intelligente Wegführung" und ein „offenes Ein-Raum-Konzept" auszeichne.
Neben dem Landesbaupreis durfte Kulturlandesrat Christian Benger im Napoleonstadel auch zwei Anerkennungsurkunden überreichen: für eine Filiale der Kärntner Sparkasse in Klagenfurt (Arch. Dietger Wissounig) sowie für die „Kultbox Mörtschach" (Arch. Thomas Lechner), die heuer bereits mit dem Holzbaupreis ausgezeichnet worden war. Ein Sonderpreis ging an die Initiative zur Erhaltung des Hotels Obir in Eisenkappel, einer devastierten Touristenherberge aus den 1960ern, die zuletzt durch kulturelle Aktivitäten wiederbelebt worden war.
In Salzburg oder Vorarlberg wird der Landesbaupreis übrigens alle zwei Jahre vergeben. Vielleicht würde das auch hierzulande zu mehr Einreichungen führen und ein kleines Preisgeld wieder finanzierbar machen.
Ausstellung zum Landesbaupreis 2015: Architektur Haus Kärnten (St. Veiter Ring 10, Klagenfurt); Mo. bis Fr. von 9 bis 19 Uhr; bis 29. Jänner 2016.
(ARTIKEL: ERWIN HIRTENFELDER)